Mitsubishi L200: Der Muli für alle Lebenslagen
Zugegeben, dem Mitsubishi L200 trete ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Zwar gefällt mir seine mächtige Erscheinung mit seinen 5,3 Meter Länge, 1,8 Meter Breite und 1,8 Meter Höhe. Und auch sein kantiges Design mit den schnittigen Linien, Chromelementen und Bi-Xenon Scheinwerfern fallen positiv ins Auge.
Aber noch besitze ich weder eine Pferde-Ranch, noch habe ich besondere Off-Road-Bedürfnisse oder bin Handwerker. Kurzum: Für meinen Bedarf ist die Ladefläche von 1,52 Metern mit einer maximalen Zuladung von 960 Kilogramm überdimensioniert, – dachte ich. Übrigens: Wer noch mehr Ladefläche benötigt verzichtet auf die viertürige Doppelkabine und wählt die Club-Cab-Einzelkabine. Dann steigt die Laderaumlänge auf 1,85 Meter. Zudem stehen eine Abdeckung für die Ladefläche, ein Überrollbügel oder direkt ein ganzer Heckaufbau zur Auswahl.
Zwar bin ich nicht die typische Zielgruppe für dieses Auto, aber mich überzeugt schließlich der Spagat zwischen Lifestyle und kerniger Laderampe. Seit seiner Markteinführung verkaufte sich der L200 etwa 60.000 mal – allein in Deutschland. Eine beachtliche Zahl, ist doch die Konkurrenz um Ford Ranger, VW Amarok oder Toyota Hilux doch stark aufgestellt und zulassungstechnisch überlegen. Dabei liegt der Verkaufsanteil zu 80 Prozent bei gewerblicher Kundschaft. Sie besteht überwiegend aus Handwerkern, Kommunen oder Land- und Forstwirten. Die Zahl der Lifestyle-Kunden wächst stark. Ein Markt mit Zuwächsen, in dem es sich lohnt den Mitsubishis Pick-up umfänglich zu überarbeiten, nicht zuletzt, um weitere Lifestyle-Kundschaft zu gewinnen. So wurde das Design des L200 nun futuristischer und im Innenraum bekommt Behaglichkeit einen größeren Stellenwert. Bislang erwartet man in einem Pickup eher puristische und funktionale Einrichtung. Wer das vom alten Modell gewohnt war, wird vom neuen L200 überrascht sein.
So nimmt man vorn auf bequemen Ledersitzen mit Sitzheizung Platz und am gepflegten Armaturenbrett bemerkt man ein handliches Navigationssystem. Eine Hartplastikwüste sucht man vergebens. Der Materialmix ist gelungen. Behaglichkeit wird hier kombiniert mit Reinigungsfreundlichkeit. Ich bin überrascht von der Wohlfühlatmosphäre. Und ich muss eingestehen, dass ich vom Ladekonzept des Pick-ups im Alltag nach den Testfahrten überzeugt bin. Ganz nach dem Motto „Hau-drauf das Zeug“ belade ich den L200 mit Bierkisten, Lattenrosten, Möbeln oder eben Koffern. Ganz ohne Angst etwas zu verkratzen oder zu verschmutzen.Kurzum, der L200 macht seinen Besitzer zum gefragten Umzugshelfer unter Freunden und Bekannten. Rund 93 Prozent der L200-Käufer sind Männer. Klar, denn dem Pick-up macht in punkto Praktikabilität einfach kaum ein anderes Fahrzeugsegment etwas vor. Dabei lassen sich die Fahreigenschaften des Mitsubishi Pick-ups sehen. Auch wenn er selbstredend keine Sportwagen-Ambitionen hat. Die 181 PS (133 KW) des 4-Zylinder Diesel-Motors besitzen in jeder Situation ausreichend Drehmoment.
Genug Power, um unter permanentem Allradantrieb die 1.950 Kilo Leergewicht des Mitsubishi und eine Anhängelast von bis zu 3,1 Tonnen behände in Bewegung zu setzen. Unkomfortable Schalt-Strapazen gehören durch die neue 5-Gang Wandler-Automatik der Vergangenheit an. Zwar vermisst man den 6. Gang auf der Autobahn, doch lassen sich der Beschleunigungswert von 11,8 Sekunden und der Norm-Dieselverbrauch von nur 7,2 Liter bei diesem Koloss durchaus sehen. Wie so oft liegen die realen Verbrauchswerte 1,5 bis 2 Liter höher.Von der Fahrdynamik und dem entspannten Gleiten des L200 wurde ich positiv überrascht. Zwar sorgen die Blattfedern unter der starren Hinterachse nicht für Fahrspaß in Kurven und manchmal geht es schauklig zu Sache, aber mich überzeugt das präzise Handling in Kombination mit der guten Übersicht. Dem Off-Road verhalten des L200 kommt zugute, dass er mit einer Geländeuntersetzung ausgestattet ist. Der permanente Allradantrieb mit Mitteldifferenzial, Planetenradsatz und Viskosteuerung sorgt für gute Geländetauglichkeit. Eine variable Kraftverteilung im Verhältnis 40:60, oder eine komplette Sperrung des Frontantriebs ist möglich. Der Pick-up kann bequem via Knopfdruck auch mit purem Heckantrieb gefahren werden kann. Das sorgt auch auf der Landstraße oder Autobahn für ein ökonomischeres Fahren.
Die optionale Rückfahrkamera, Keyless-Go, Schaltwippen am Lenkrad, Tempomat, Zwei-Zonen Klimaautomatik oder Digitalradio sind Ausstattungselemente, die den Japaner noch limousinen-artiger und komfortabler werden lassen. Zwar vermisst man in der Liste der Assistenzsysteme einen Totenwinkel-Warner, doch mit Spurhalteassistent, Berganfahrassistent und Gespannstabilisierung ist man gut aufgestellt. Fazit: Der aktuelle Mitsubishi L200 ist nicht nur praktischer Muli in allen Lebenslagen und Untergründen, er mutiert zweifelsohne zu einem Lifestyle-Objekt und Statussymbol. Neben den gewerblichen Kunden wird es der L200 wohl in naher Zukunft auch in die Hippster-Herzen dieser Welt schaffen. Und dass ein Statussymbol nicht teuer sein muss, beweisen die Japaner mit dem L200 in gelungener Manier. So beginnt das Basismodell in der 154-PS Dieselvariante bei gerade mal 26.290 Euro. Für den getesteten großen Dieselmotor in Verbindung mit der 5-Stufen-Automatik, der Doppelkabine und Ausstattungsvariante „Top“ werden mindestens 40.290 Euro fällig. Doch bekommt man für den Preis sehr viel Funktionalität, ein großes Auto und vielleicht ein kleines Stück Freiheit und Abenteuer für die Jungs in uns.
Mitsubishi L200 – 2,4 Liter – Top – Diesel – Doppelkabine – Automatik
Technische Daten und Preis:
Motor: 2,4-Liter-Vierzylinder-Turbo-Diesel
Hubraum: 2.442 ccm
Leistung: 181 PS / 133 kW bei 3.500 U/Min
Maximales Drehmoment: 430 NM bei 2.500 bis 2.500 U/min
Übersetzung: elektronisch gesteuerte 5-Stufen-Automatik
Antrieb: Permanenter Allradantrieb
Radstand: 3.000 mm
Länge/Breite/Höhe: 5,28/1,81/1,78 Meter
Leergewicht: 1.950 kg
Gepäckraum; Länge/Breite/Höhe: 1,52 x 1,08 x 0,85 Meter
Wendekreis: 11,80 m
Maximale Anhängelast (gebremst): 3.100 kg
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 11,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
Normverbrauch: kombiniert 7,2 Liter auf 100 km
CO2-Ausstoß: 189 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Tankinhalt: 75 Liter
Testverbrauch: 8,5 bis 9,5 Liter Diesel auf 100 km
Preis der beschriebenen Variante: ab 40.290 Euro
Preis des Basismodells: ab 26.290 Euro
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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Kompliment
Sehr lesenswert ..:-)
Liebe Esmeralda, vielen Dank für den netten Kommentar. Wir freuen uns, – Jan insbesondere-, über Ihr positives Feedback.