Mit dem BMW M6 durch die Dolomiten
Mit einem BMW M6 unterwegs zu sein, ist auch für einen Autotester nicht alltäglich. Und wenn dann noch eine wunderbare Strecke im offenen M6 vor ihm liegt, dann ist auch bei ihm fulminante Vorfreude zu spüren. Nach einem kurzen Flug von Basel nach München steht das gute Stück vollgetankt und gewienert zur Abholung in Garching bereit. Jetzt noch die richtige Route einstellen. Scenic Drive oder den direkten Weg?Selbstredend Scenic! Schließlich soll der Weg das Ziel sein. Und weil der Wettergott in diesem unsteten Sommer ein Einsehen hatte und wohl wusste, dass zur Cabrio-Ausfahrt blauer Himmel und angenehme Temperaturen gehören, hat er das perfekte Szenario geschaffen.Für eine Fahrt auf dem dauer-verstopften mittleren Ring in München bräuchte es die 600 PS des M6 eigentlich nicht. Nett sind sie trotzdem. Und schon auf den ersten Kilometern spüre ich, wie sehr dieses Auto bei den anderen Autofahrern ankommt. Manche schauen offen interessiert, andere eher versteckt. Es ist heiß, die Sonne brennt inzwischen gnadenlos vom Himmel. Also halte ich an, um Sonnencreme aufzutragen und einen Mineralwasservorrat anzulegen. Eigentlich wollte ich dazu nur kurz anhalten. Aber den Bus voller Chinesen hatte ich ich nicht vorhergesehen. Und auch nicht deren Begeisterung für meinen orange-roten M6. „What a beautiful car“, schallt es mir entgegen und die ersten Kameras werden gezückt. „May I?“, klar doch, warum nicht. Dass auch ich noch mit aufs Bild soll, hatte ich allerdings nicht geahnt. Und auch nicht, dass der Rest der Reisegruppe die Begeisterung für den M6 teilt. Geduldig lasse ich die zahllosen Fotos über mich entgehen. Vielleicht werde ich ja jetzt im China zum Internet-Star.Sei´s drum. „How much does this car cost“, will ein junge Chinsesin wissen. Bereitwillig gebe ich der hübschen Frau Auskunft. „You must be a rich man“, reagiert sie und strahlt mich freudig an. Sorry, aber ich bin verheiratet.Am Kochelsee verlasse ich die Autobahn. Es ist Mittag. Was auch mein Magen erkannt hat. „Im Biergarten des Restaurants „Grauer Bär“ beschließe ich nur wenige Meter vom See entfernt unter Kastanienbäumen Rast zu machen. Ein kühles Helles ist erlaubt. Und die Kalbssülze mit Schupfnudeln und Salat passen wunderbar zum Wetter und meinem Appetit. Als ein Mann mit seiner überkandidelten Mutter an den Tisch kommt, beschließe ich unverzüglich weiter zu fahren. Die serpentinenartige Straße hinauf zum Walchensee ist das perfekte Terrain für meinen M6. Am See entlang parken die Autos der Badegäste. Welch wunderbares Licht. Üppige Sommer-Farben. So soll es im Juli sein.Bei Seefeld wird meine traumhafte Scenic-Tour gestoppt. Ein Unfall verursacht eine Vollsperrung. Also nutze ich meine Ortskenntnis und fahre über Mösern nach Telfs, wo mich die Autobahn aufnimmt und deutlicher flotter vorwärts bringt. Bald will die nette Dame im Häuschen vor dem Brenner neun Euro von mir. „Wegelagerer“ denke ich und zahle widerwillig, nachdem ich an der Grenze ja schon die Österreich Maut entrichtet hatte. Kaum in Italien angelangt, kommt der Gedanke an einen perfekten Cappuccino. Ich gebe mir nach und gönne mir dazu einen italienischen Apfelstrudel.Ohne Strudelteig aber dafür mit Pinienkernen. Der Planet brennt inzwischen erbarmungslos und ich ziehe es vor, die Stoffhaube über meinen schönen M6 zu legen, um mich vor der intensiven Sonnenstrahlung zu schützen. Die Seitenscheiben bleiben unten, so genieße ich den Fahrtwind. Bald verlasse ich die Autostrada. Am Horizont zeigen sich schon die ersten Dolomiten Massive. Einzigartig. Klangvolle Ortsnamen wie Alta Badia und Madonna di Campiglio liegen an meinem Weg. Auf den kurvenreichen Bergstraßen mit den engen Kehren macht mein M6 absolute Freude. Seine unbändige Kraft lässt Berge scheinbar zu flachen Landstraßen mutieren. Spielerisch leicht treibt der 8-Zylinder dieses schicke Coupé immer höher. Da hab ich wirklich nichts zu mäkeln. Doch! Ich muss ihn wieder am Ende meiner Testfahrt wieder abgeben.Nach mehr als 6 Stunden Fahrvergnügen komme ich in San Martino di Castrozza an. Gern wäre ich noch ein Stückchen weiter gefahren. Nicht mal mein Rücken hat sich beschwert. Bevor es wieder zurück geht, steht eine Wanderung durch die Berge um San Marino di Castrozza auf dem Programm, bestes italienisches Essen und eine geruhsame Nacht im Hotel Cima Rosetta.
Technische Daten:
BMW M6 Cabrio mit Competition Paket
Motor 4,4-Liter-V8 mit Turboaufladung
Leistung 600 PS
maximales Drehmoment 700 Nm
0 auf 100 km/h 3,9 s / 4,0 s / 3,9 s
Höchstgeschwindigkeit: elektronisch begrenzt auf 250 km/h; Anhebung auf 305 km/h mit optionalem M Drivers Package möglich
Anzahl der Gänge7
Hinterradantrieb
Stufenheck
CO2-Emissionen 239 g/km
Umweltzone 4 (grün)
Schadstoffklasse Euro 6
Kraftstoffart Benzin
Verbrauch lt. Hersteller: Kraftstoffverbr. komb.10,3 l/100kmKraftstoffverbr. innerorts14,2 l/100kmKraftstoffverbr. außerorts7,9 l/100km
Maße: BMW M6 Länge4,90 m/Breite1,90 m/Höhe1,37 m
Kofferraumvolumen: 300 Liter
Gewicht (Leergewicht):1980 kg
Zuladung: 430 kg
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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