Mini JCW Clubman – Fremdgehen mit dem schnellsten Mini Kombi aller Zeiten

Mini John Cooper Works Clubman
Mini John Cooper Works Clubman Front

Der neue Mini John Cooper Works (JCW) hat vieles, was ein sportlicher Kombi braucht. Allradantrieb, heiße Optik und natürlich richtig viel Power. Doch für einen Mini ist er auch ziemlich schwer und groß. Wieviel Spaß macht Minis erster JCW Clubman also?Okay, zugegeben, ich habe ein schlechtes Gewissen. Denn ich werde heute mein Auto betrügen. Mit einem größeren und kräftigeren. Es ist zudem irgendwie praktischer und alltagsorientierter. Ob es schöner mit ihm ist, dass weiß ich noch nicht genau. Aber hey, vielleicht komme ich langsam in ein Alter, in dem ich mich etwas von den Äußerlichkeiten entferne und hin wende zu den inneren Werten. Schließlich könnte man ja langsam auch mal an Kinder und Familie denken – oder nicht? Und wenn ich ihn mir so anschaue, dann ist der Clubmanmit seinen LED-Kulleraugen, den dickeren Schürzen, den vielen Streifen und der Kontrastlackierung ganz schön sexy. Mit seinen Allrad getriebenen 231 John Cooper Works-PS könnte ich mich jedenfalls anfreunden. Dynamik und mehr Muskeln schaden nie. Ich bin also fest entschlossen, Minis kleinem Kombi-Modell eine echte Chance zu geben.

Der John Cooper Works des Mini Clubman besitzt ganze 39 PS mehr als mein Mini Cooper S (F56). Klar, er ist mit 1.550 Tonnen auch wesentlich schwerer als mein Mini. Aber der JCW Clubman wird serienmäßig an allen vier Rädern angetrieben. Das Sportmodell will Race-Feeling mit Alltagstauglichkeit verbinden. Mein frontgetriebener F56 kann das alleine schon aufgrund der fehlenden hinteren Türen nicht. Nimmt man tatsächlich mal den beschwerlichen Weg zu den ungeliebten Plätzen in meinem Kleinen auf sich, will man hier nicht al.zu lange verweilen.

Im Clubman sieht das schon anders aus. Bequem öffnet sich die Türe zu fünf vollwertigen, loungigen Plätzen, die selbst Erwachsenen ausreichend Kopf- und Beinfreiheit bieten. Mein Cooper Kofferraum fällt mit 215 Litern deutlich kleiner aus, als der des 360 bis 1.250 Liter fassenden Clubman. Ganz nebenbei schwingt hier noch eine praktische Doppeltüre berührungslos auf. Es sollte also niemanden wundern, dass der Sieg in der Rubrik „Nutzwert und Alltagstauglichkeit“ an den Clubman geht.

Mini John Cooper Works Clubman
Mini John Cooper Works Clubman Kofferraum

Aber bei aller Rationalität lassen wir uns doch bekanntlich auch von Oberflächlichkeiten blenden. Zwar kommt der Clubman JCW etwas schlaksig daher, doch schreit seine Optik förmlich nach: „Nimm mich“. Der breite (Verzeihung) Arsch, die mindestens 18 Zoll großen Räder, der doppelte Auspuff und die vielen Streifen machen aus dem Laufsteg-Modell ein Pin-up-Girl. Doch ist hier der Vergleich mit meinem kleinen F56 eigentlich eher unangebracht. Denn der 4.25 Meter, 1.8 Meter breite und 1.44 Meter hohe Clubman ist mit seinem Shooting-Brake-Konzept in einem ganz anderen Segment und mit anderer Zielgruppe unterwegs. Seine gestreckte Silhouette mit der langen Dachlinie und dem steil abfallenden Heck ist der Pragmatik geschuldet. Seine Grundform wird durch viele Mini- und John Cooper Works typischen Komponenten betont leicht. Dabei gefällt der JCW Clubman mit seinen extra großen, seitlichen Lufteinlässen, spezifizierten Seitenschwellern, einer breitere Heckschürze mit integrierten und abgeschrägten Endrohren der Sportabgasanlage, JCW Heckspoiler, roten Querstreben und JCW-Logo im und auf dem Hexagon-Kühlergrill mit Wabenmuster. Ich würde ja für den JCW Clubmann die Lackierungen Rebel Green mit rotem Dach wählen. Wer nicht auf den Weihnachtsbaum-Look steht, der kann zwischen einer großen Liste aus Karosserie-, Dach-, Spiegel- und Streifen-Farben wählen. Trotzdem geht der Schönheitspunkt aus meiner Sicht an meine zierlichere F56 Freundin in der Garage.Natürlich war meine Flirt mit dem Clubman bisher unkritisch. War es doch nur eine Abwägung. Das Motto: Appetit darf man sich auswärts holen, gegessen würde jedoch zuhause – wird jetzt gebrochen. Ich hoffe, mein kleiner Mini wird mir das jemals verzeihen, denn ich setze mich in den Clubman. Natürlich kommt mir dieser LED beleuchtete Innenraum bekannt vor. Hat was von einem angesagtem Berliner Nachtclub. Doch einige Sportwagen Charakteristika sind schon auch zu finden. So strahlen einem JCW Einstiegsleisten entgegen. Die JCW Sportsitze sind in sportlich-schickem Karbon und schwarzem Stoff gehalten. Das dicke JCW Lederlenkrad liegt genauso gut in der Hand, wie die Schaltpaddles des 8-Gang Steptronic Sport Getriebes. Neu und in Edelstahl ausgeführt sind auch der Gangwahlhebel, die Cockpit-Anzeige und Pedalerie. Der Innenraum schafft den Spagat aus hochwertigen Materialen, sehr guter Verarbeitung, coolem Design und sportlichen Elementen dabei so gut, dass ich nicht widerstehen kann. Der Punkt für den Innenraum geht also schweren Herzens an den JCW Clubman.Es tut mir leid, aber jetzt wird gefahren. Ich kann dem rot wabernden Anblick des Startknopfs einfach nicht widerstehen. Die 170 kW (231 PS) des 2.0 Liter Benziners machen mich dabei genauso an, wie der serienmäßige Allradantrieb des JCW Clubman. Zunächst wird der Drive-Mode Schalter natürlich auf „Sport“ gestellt. Das 8-Gang Steptronic Sportgetriebe (2.100 Euro Aufpreis zur serienmäßig 6-Gang Handschaltung) katapultiert uns über alle vier 18-zölligen JCW Leichtmetallräder in 6,3 Sekunden auf Tempo 100. Die Kraftübertragung liegt normalerweise auf der Vorderachse an. Doch bei schlechten Bedingungen oder rüder Fahrweise können über eine elektro-hydraulische Hang-on-Kupplung theoretisch bis zu 100 Prozent Drehmoment auf die Hinterachse gelenkt werden. Bei 238 Stundenkilometern wird die Spitzengeschwindigkeit erreicht. Der wilde Ritt wird von dem kernigem Brodeln und imitierten Fehlzündungen der Soundabgasanlage untermalt. Böse Zungen würden jetzt vom Sound eines vorgespielten Höhepunkts eines 4-Zylinders sprechen, ich hingegen kann mich mit dem Sound genauso anfreunden, wie mit dem des neuen Porsche Boxsters. Wer jetzt denkt, dass er beim Clubman JCW in einem beinhart gefederten Sportwagen sitzt, der irrt, denn dieser familientaugliche Mini wird alltagsfreundlich gefedert. Sein kombinierter Norm-Verbrauch von 6,8 Litern je 100 Kilometer fällt genauso minimalistisch wie ökonomisch aus.

Mini John Cooper Works Clubman

Auf der Haben-Seite des JCW Clubman stehen zudem straffere Dämpfer und Federn, große Brembo-Bremsen, speziell angestimmte Stabilisatoren und eine elektronische Sperre für das Differential an der Vorderachse. Das Drehmoment wurde beim JCW Clubman (im Vergleich zu JCW F56) von 300 auf 350 Newtonmeter angehoben, was wohl dem höheren Gewicht Rechnung tragen soll. Klar, seine 270 Kilo mehr Gewicht und die 40 Zentimeter mehr Länge, sind in Fahrt spürbar. Doch fährt man nicht viel zu schnell in die Kurven, hat man mit Untersteuern kaum Probleme. Um Spaß zu haben, sollte man nicht zu früh am Kurvenausgang beschleunigen, damit Übersteuern oder ein nervös ausscherendes Heck selbst bei ausgeschaltetem ESP kein Thema wird. Die Lenkung des Clubman JCW reagiert dabei genauso einfühlsam, wie die tollen Bremsen. Jedoch darf man von dem Turbo-Motor im 1,5 Tonnen schweren Clubman nicht zu viel Druck erwarten, der sich im gleichmäßigen mittleren Drehmoment-Bereich am wohlsten fühlt. Für den Alltag reicht das jedoch allemal locker aus.

Fazit

Mini John Cooper Works Clubman

Ja, ich habe es getan. Wahrscheinlich habe ich meinen Mini F56 berufsbedingt nicht zum ersten Mal betrogen, doch ich denke, dieses Mal war das Schmerzhafteste für ihn. Irgendwann wird ohnehin der Zeitpunkt kommen, zu dem sich meine Lebensumstände ändern werden, dann wird der JCW Clubman eine echte Alternative. Wer den sehr schnellen, coolen und nahezu perfekt verarbeiteten kleinen Kombi mit beeindruckender Alltagstauglichkeit will, der muss tief in die Tasche greifen und mindestens 35.800 Euro heraus zaubern. Das sind 6.300 Euro mehr als für den Clubman Cooper S fällig würden. Dafür sind LED-Leuchten, 18-Zöller, Parksensoren, 6,5-Zoll Infotainment und Allradantrieb ist beim JCW Clubman bereits an Bord.Technische Daten

Mini Clubman JCW ALL4

Maße (Länge x Breite x Höhe in m): 4,25 x 1,80 x 1,44
Radstand (m): 2,67
Motor: Vier-Zylinder-Turbobenziner, 1998 ccm, Direkteinspritzung
Leistung: 170 kW / 231 PS bei 5000 U/min
Maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1450 – 4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 238 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,3 s
Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 6,8 l
Kohlendioxid pro Kilometer: 238 g (Euro 6)
Leergewicht (DIN)/ Zuladung: 1475 kg / 530 kg
Gepäckraum: 360 – 1250 l
Wendekreis: 11,3 m
Bereifung: 225/40 R 18
Basispreis: 35.800 Euro

Mini John Cooper Works Clubman