Mercedes C400 Cabrio – Offenes Fahrvergnügen für Gutbetuchte
Die aktuelle Mercedes C-Klasse fand ich schon als Limousine auf Anhieb richtig gut. Spontan hat sie mich an eine kleine S-Klasse erinnert. Inzwischen gibt es neben dem Kombi – Mercedes nennt ihn traditionell T-Modell – auch das, im Unterschied zu seinen Vorgängern, wunderschöne C-Coupé und nun auch eine hübsch gezeichnetes Cabrio. Der offene Viersitzer ist mit 8 Benzin- und 2 Diesel-Aggregaten mit einem Leistungsspektrum von 156 bis 333 PS erhältlich. Die AMG-Variante C63 S bringt gar atemberaubende 510 PS auf die Straße. Wir haben uns in der relativen Mitte einsortiert und über 14 Tage hinweg das C 400 4MATIC Cabrio (mit Allradantrieb) im Alltag getestet.
Modernes Offenfahrvergnügen
Die Mercedes-Designer beeindrucken mich seit geraumer Zeit – die aktuelle A-Klasse war in meinen Augen der Startpunkt – mit klarem, sportlichem Design ohne großen Schnickschnack. Nicht mehr zur Vergleichen mit der Elch-Test-A-Klasse. Zwar gibt es noch immer Sicken und Lichtkanten, aber im Vergleich zum Vorgänger sieht das harmonischer und sportlicher aus. Das C400 Cabrio ist beileibe kein Opa-Auto. Der kurze vordere Überhang mit dem markanten Kühlergrill und den gefräßigen Lufteinlässen ist ein Hingucker. Die Edelstahl-Wings als unterer Abschluss des Frontspoilers heben die Qualitätsanmutung. Gleiches gilt übrigens für den Übergang des Verdecks zur Karosserie hin. Das Lichtbogen-Design der Frontscheinwerfer trägt zur dynamisch-modernen Erscheinung bei. Die hohe Gürtellinie lässt die Insassen tief sitzen, das lässt ein Cocon-Gefühl entstehen, das Sicherheit und Behaglichkeit vermittelt. Die Frontscheibe spannt sich weit in den Innenraum hinein.Von hinten wirkt dieses Cabrio rund und bullig, das demonstriert volle Kraft von hinten. Unter dieser Vorgabe der Designer leidet jedoch das Gepäckräumchen. Kaum ausreichende 285 Liter – bei geöffnetem Verdeck – lassen sich durch die kleine Kofferluke unterbringen. Wird das Verdeck geschlossen, erhöht sich das Volumen auf immer noch immer nicht ausreichende 360 Liter.So muss die Rückbank zwangsläufig für das Gepäck her halten. Das Attribut „4-sitzig“ ist bei dem minimalen Fußraum vor den Rücksitzen ohnehin eine Art Mogelpackung. Denn selbst für kurze, dünne Kinderbeinchen reicht das kaum aus. Erwachsene möchte man hier allenfalls für wenige Meter einpferchen. Zu zweit hat man im C400 Cabrio dagegen wundervoll viel Raum und Komfort.
Apropos Komfort: Unser Testwagen war mit der wärmespendenden Kopfraumheizung ausgestattet. Sie verlängert die Cabrio-Saison deutlich.
Sein Preis könnte die Liebe stören
Im Innenraum ist alles Mercedes – will sagen, schick gestaltet mit überwiegend hochwertigen Materialien. Ausnahme: Wenn man die Klappe auf der Mittelkonsole aufklappt, sieht das dann doch sehr nach einfachem Plastik aus unter der offenporigen Holzanmutung. Besonders gelungen dagegen die metallischen Lautsprecherabdeckungen des Burmester-Sound-Systems. Klar strukturiert und intuitiv zu bedienen zeigt sich das Cockpit. Auch mit dem Infotainment-System inklusive Navi komme ich auf Anhieb klar. Die fließenden Linien des wohlproportionierten des Pops finden sich auch hier wieder. Die Platzierung des Displays für das Infotainment-System wirkt jedoch, als hätte es der Designer zunächst vergessen und am Ende einfach oben drauf gesetzt. Eine Ausnahme im ansonsten geschmackvoll gestalteten loungigen Innenraum. Aber das ist mein subjektives Empfinden.
Offen und behütet durch den Schwarzwald brausen
Die 333 PS des 3.0 Liter 6-Zylinder Benziners verleihen diesem kompakten Luxus-Cabrio jederzeit souveränen Vortrieb, der Fahrfreude aufkommen lässt. Nicht allein beim gelassenen Cruisen, auch in der sportlichen Gangart kommt Freude auf. Das Fahrwerk wurde von den Ingenieuren bestens abgestimmt. In Kombination mit dem kraftvollen Antrieb machen die kurvenreichen Straßen der Schwarzwaldhöhen an sonnigen Herbsttagen besonders viel Spaß. In 5,2 Sekunden ist aus dem Stand Tempo 100 erreicht. Wo es die Straßenverkehrsordnung zulässt, sind bis zu 250 Stundenkilometer möglich.
Wir genießen den Schwarzwald mit seinen engen Straßen und den extremen Kehren. Reine Luft strömt durch den Wagen und unsere Lungen. Die Sonne kurbelt unsere Vitamin-D-Produktion an. Gleichsam ein Wellnessprogramm für Gutsituierte. Und sollte es trotz Kopfraumheizung zu kühl werden, lässt sich das dicht schließende Verdeck in wenigen Sekunden – auch in Fahrt bis 50 km/h – schließen. Selbst an der Tankstelle wird das gute Gefühl nicht gestört. Bei einem realen Verbrauch von rund 9,5 Litern je 100 Kilometer bleibt man gelassen (kombinierter Normwert 8,0 Liter). Ob man das auch beim Kauf cool geblieben ist, ist indes eine andere Frage. Zwar beginnen die Preise des C-Klasse-Cabrios bei 42.726 Euro, aber unser Testwagen mit dem kraftvollen Benziner und der üppigen Ausstattung will dann schon mit rund 75.000 Euro bezahlt werden (Basis C400 Cabrio 4Matic: 60.279 Euro).Fazit:
Das C-Klasse-Cabrio ist ein wunderschön gezeichnetes Luxus-Automobil, das ob der verfügbaren Zusatzausstattungen kaum Wünsche offen lässt. Wohl dem, dessen Bankkonto durch den Kaufpreis nicht zu sehr geplündert wird.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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