Kia EV6 (2022) – Überzeugt der Stromer mit der 800 Volt-Technik im Alltag?

Kia EV6 (2022) im Alltagstest

Voll-elektrische Mobilität als ganzheitlicher Ansatz

Elektro-Mobilität ist auf dem Weg alltagstauglich zu werden. Der brandneue Kia EV6 ist zu Preisen ab 44.990 Euro, abzüglich der aktuellen Förderung von 9.570 Euro, ein guter Beleg dafür. Mit seiner 800 Volt-Technik kann er super-schnell geladen werden, und im besten Fall in nur 4,5 Minuten Strom für 100 Kilometer aufnehmen. Anders formuliert: In 18 Minuten kann er von 10 auf 80 Prozent seiner Kapazität gebracht werden. Kia gibt als Reichweite für den 4,70 Meter langen, 1,88 breiten und 1,55 Meter hohen Crossover im kombinierten Betrieb Wert von etwas über 500 Kilometer an.

Auf den Autobahnen ist das Netz leistungsstarker Ladesäulen inzwischen gut ausgebaut. So bietet Ionity in Deutschland aktuell etwas mehr als 400 Ladepunkte an, in Europa etwa 1.700. In unserem gemischten Betrieb während der Testtage hat sich ein realistischer Wert im Bereich von 350 bis 370 Kilometern ergeben. Wohl gemerkt, ohne dabei auf Autobahnen für Lastwagen zum Verkehrshindernis zu fahren. Bestimmt kennt auch Ihr den nicht realitätsfremden Witz: Was sieht sportlich aus und fährt auf der rechten Spur in der LKW-Kolonne? Richtig, ein E-Auto. Das muss für den Kia EV6 tatsächlich jedoch nicht gelten. Auf unseren nicht auf eine Verbrauchsminimierung ausgelegten ersten Testfahrten haben wir einen Energie-Verbrauch von etwa 22 kWh je 100 Kilometer notiert, die Norm-Angabe weisst Kia mit 17 bis 18 kW aus.

Kia EV6 (2022) - Überzeugt der Stromer mit der 800 Volt-Technik im Alltag?

Erstwagentauglich

Unser Tipp: Mit dem System Kia-Charge kann man an 98 Prozent aller Ladepunkten Strom tanken. Im ersten Nutzungsjahr ist das inklusive, ab dem 2. Jahr kostet es eine monatliche Grundgebühr von 4,99 für normale Ladesäulen und 13 Euro für die Ionity-Lade-Punkte. Für den Strom werden dort momentan an Kia Charge Kunden nur 29 Cent je kWh berechnet, an anderen Schnell-Ladestationen 47 Cent pro Kilowattstunde. Wer an einer normalen Steckdose laden möchte oder muss, der sollte dafür 44 Stunden (77,4 kWh) einplanen. Deutlich schneller funktioniert das mit einer festen (6 bis 7 Stunden) oder mobilen (wie etwa dem Juice Booster) Wallbox. Im EV6 ist ein 11 kW On-Bord-Ladegerät verbaut.

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Kann Anhänger mit bis zu 1,6 Tonnen ziehen

Unser Testwagen war mit der GT-Line (6.000 Euro) und dem großen 77,4-kWh-Akku-Satz (Aufpreis 4.000 Euro) versehen. Er leistet mit seinem Allradantrieb maximal 325 PS (Option). In der Basis sind das übrigens 58 kWh und 170 PS. Wer oft lange Strecken fährt, der sollte selbstredend den Mehrpreis von 4.000 Euro investieren, um die bestmögliche Reichweite realisieren zu können. Das hat zudem den Vorteil, dass man Anhänger, wie etwa einen Wohnwagen, mit einem Gewicht von bis zu 1,6 Tonnen (mit dem 58 kWh-Akku nur 750 Kilo) ziehen kann. Die meisten aktuellen E-Autos bieten nicht die Möglichkeit, Anhänger zu ziehen. An dieser Stellen punktet der EV6 mit einem weiteren beachtlichen Vorteil. Man kann ihn auch als Power-Bank nutzen. So kann etwa der mitgeführte Wohnwagen über ein Kabel (Aufpreis) mit Strom versorgt werden. Doch keine Sorge, der EV6 verliert bei dieser Nutzung nicht zu viel Akku-Ladung. Der modern gezeichnete Koreaner ist so eingestellt, dass mindestens 20 Prozent der Lade-Kapazität in den Akkus bleiben, wenn man ihn als Power-Bank nutzt. Für Camper und andere Nutzer, die eine Zeit autark sein wollen eine richtig tolle Funktion.

Das moderne und konsequente Design findet im Innenraum seine Fortsetzung. Auffälligste Merkmale sind das leicht gebogene (beachtliche 32 Zentimeter) Panorama-Display und die scheinbar schwebende Mittelkonsole im puristisch gezeichneten Innenraum. Kia hat es durch eine kluge Doppelbelegung der Bedien-Elemente geschafft, die Zahl der Schalter deutlich zu reduzieren, im Video zeigen wir das. Das neuartiges Kopfstützend-Design macht diese gleichzeitig zur Aufhängemöglichkeit. 5 USB Anschlüsse (auch USB-C) sind sinnvoll im Innenraum verteilt. Zudem wird der EV6 frei von tierischen Produkten (vegan) hergestellt. So auch die lederartigen Sitzbezüge. Auch Recycling-Material kommt zum Einsatz. So werden in jedem EV6 111 ausgediente PET Flaschen wiederverwendet. Auf den Premium-Relax Sitzen kann man es sich in Ladepausen wirklich nahezu liegend bequem machen. Da Raumangebot ist vergleichbar mit dem eines Mittelklasse-SUVs.

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Selbstredend sind alle modernen Assistenz-Systeme im EV6 verbaut. In die Cruise-Control fließen prädiktive Umweltdaten ein. So bremst der Ev6 automatisch ab und beschleunigt wieder, etwa nach Kreisverkehren oder bei Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das Head-up-Display nutzt die Augmented-Reality-Technik. Der Spurwechsel-Assistent wechselt eigenständig die Fahrspur, erkennt dabei andere Verkehrsteilnehmer und kann ihnen ausweichen. Der EV6 kann zudem längs- und quer zu Fahrbahn einparken, während der Fahrer schon ausgestiegen ist.

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Fährt sich leicht und locker – auf Wunsch auch sportlich

Die Kia Ingenieure haben ihn sportlich abgestimmt. Mit ihm zu fahren ist mühelos. Schalten war gestern, der smarte Koreaner nutzt ein automatisches Reduktionsgetriebe. Beeindruckend ist die Leistungsentfaltung im Sport-Modus. Hier zeigt der EV6 einen ausgeprägten Sportwagen Charakter. Wogegen er im Eco-Modus die gemächliche Gangart bevorzugt, die die Optimierung der Reichweite im Blick hat. Im schwarzen Innenraum mit dem schwarzen Dach-Himmel haben wir uns wohl gefühlt. Vor den Rücksitzen haben die Beine wirklich viel Raum. Auch die Kopffreiheit in der zweiten Reihe ist für Mitfahrer bis zu einer Körpergröße von 1,85 Meter ohne Einschränkungen möglich. Im Gepäckraum stehen beachtliche 490 bis etwa 1.300 Liter (bei komplett umgeklappten Rücksitzlehnen) bereit.

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Was noch interessant ist: Software Updates kommen beim EV6 über die Luft ins Auto. In die Werkstatt muss man alle 2 Jahre bzw. nach jeweils 30.000 Kilometer. Wie für alle Kia-Modelle gewähren die Koreaner auch für den EV6 lange 7 Jahre Garantie (max. 150.000 km). Eine zusätzliche Leistung, die dem Käufer bei technisch Reparaturen sehr viel Geld einsparen kann und Folgekosten berechenbarer macht.

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Fazit

Der noch bezahlbare Kia EV6 (Leasing kann insbesondere bei E-Autos eine günstige Option sein, weil hier der Förderbetrag komplett mit der Anzahlung verrechnet werden kann) hat sich in unserem Alltagstest als alltagstauglich erwiesen. Mit seiner realistischen Reichweite von rund 370 Kilometern kann man hierzulande ohne Reichweitenangst auch auf langen Strecken unterwegs sein. Durch seinen komfortablen, modernen und geräumigen Innenraum bietet er alles, was man von einem familientauglichen Auto heute erwartet. Die Qualität des EV6 kann mit deutschen Herstellern aus meiner Sicht mithalten. Wäre das nicht so, könnte Kia wohl kaum eine 7-Jahre-Garantie anbieten. Zudem kann er noch als Stromquelle benutzt werden. So lange es die Förderung für E-Fahrzeuge in der bekannten Höhe gibt, ist er definitiv einer meiner Favoriten.

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Technische Daten:

Kia EV6 GT-Line (2023)

Länge x Breite x Höhe (m): 4,68 x 1,88 x 1,55
Radstand (m): 2,90
Antrieb: Elektro, Allradantrieb
Gesamtleistung/Leistung: 239 kW / 325 PS
Max. Drehmoment: 605 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,3 Sek.
Elektr. Reichweite: 528 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 18,0 kWh
Effizienzklasse: A+++
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 2090 kg – 2180 kg / max. 440 kg
Zugkraft: 1,6 Tonnen
Preis: 53.790 Euro

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