Kia cee’d Facelift (Modelljahr 2016)
Der koreanische Autobauer verpasst seinem Erfolgsmodell ein sportliches Facelift. Just zur bevorstehenden IAA wird der cee’d mit GT-Line, eigenentwickelten 1.0 Liter 3-Zylinder und Doppelkupplungsgetriebe nochmal so richtig rausgeputzt. Spätjahresputz inmitten seines Modelllebenszykluses könnte man meinen. Dabei sind die technischen Neuerungen wesentlich Interessanter als sein sanftes Facelifting.
So sind die Innovationen unter der Haube bei diesem Facelift hervorzuheben. Obwohl die Optik der mindestens 22.390 teuren GT-Line des cee’d genauso auffällig wie extravagant ist. Für diesen Preis bekommt der Kunde dann 17-Zoll große Alu-Schlappen, eine sportlich angespitzte Front-Lippe, geschwärzte seitliche Lufteinlässe, LED-Tagfahrlicht im sogenannten ICE-CUBE-Design. Das Heck des c’eed wird neben dem GT-Emblem durch neue Rückleuchten, den sportlicheren Stossfänger inmitten von zwei großen ovalen Endrohren und zwei schwarzen Plastik-Blenden ebenfalls dynamischer. Insgesamt ein ansprechendes Blechleid. Auch der Innenraum des C’eed zeigt sich durch die GT-Line charakterisiert. Sportlenkrad, Chromapplikationen und Alu-Elemente pimpen den Kleinen zum flotten Spaceshuttle.
Was jetzt natürlich interessiert: fährt sich der getunte Koreaner denn so dynamisch wie die Optik es versprechen mag? Wir haben den neuentwickelten 1.0 Liter Benzinmotor unter die Lupe genommen. Er wird von drei Zylindern angetrieben, die mit ihren 1000 cm² Hubraum stolze 120 Pferdestärken auf die Straße bringen. Beschleunigt man aus dem Stand durch, stellt man fest, dass der cee’d richtig flott von der Stelle kommt. Gefühlt wird man so einige Ampelduelle auch gegen wesentlich stärker motorisierte Flitzer für sich entscheiden können. Diese Start-Dynamik rührt aus der kurzen Übersetzung der handgeschalteten Gänge 1-2. Die Gänge 3-6 ziehen leider keine Wurst vom Brot. Was wohl an der längeren Übersetzung liegt. Sie stellt aber eben auch einen verbrauchsoptimierten Kompromiss dar. Jedenfalls beschleunigt uns der Koreaner in 11,1 Sekunden auf Tempo 100. Um diesen Wert zu erreichen sollte man die leichtgängige wie knackige Schaltung flott bedienen können und geübt darin sein die volle Drehzahl des Motors zu nutzen. Dann profitiert das Gehör auch vom Innenraum-Sound Generator. Er schmeichelt dem Hobby-Rennfahrer-Ohr mit elektronisch erzeugten sportlichen Motorengeräuschen, die vergessen lassen, dass der Porsche nach den ersten 30 Metern das Ampelduell dann doch gewonnen hat.
Auch den Höchstgeschwindigkeits-Kontest verliert der cee’d mit seinen 190 km/h Spitze. Doch sie sind für den kleinen Motor ebenso beachtlich wie der sehr effiziente Verbrauch. So schlürft der cee’d bei moderater Fahrweise lediglich 4,9 Liter. Menschen mit Gasfuss werden diesen Verbrauch allerdings nur schwer erreichen. Das ist eben die Natur von einem kleinen hochdrehenden Motor. Down-Sizing nennen das die einen, hochgezüchtet die anderen. Übersetzt bedeutet es, dass man mit sehr sensibel eingesetzten Gasschüben top Verbrauchswerte erzielen kann. Fährt man den cee’d jedoch sportlich, treibt man ihn spielend auf einen Verbrauch von 8 Litern. Weil jedoch oft andere Autos im Weg stehen und sportliches Fahren auf Dauer auch anstrengend ist, pendelt sich unser gemessener Verbrauch bei etwas über 6 Litern ein.
Rennfahrer wissen: Beschleunigung ist nicht alles. Das Fahrwerk des kleinen Renners überzeugt durch seine Straffheit. In schnell angefahrenen Kurven brilliert der cee’d durch Souveränität, stabile Straßen-Lage und Beherrschbarkeit. Klar, dem ein oder anderen wird die Dämpfung etwas zu hart abgestimmt sein. Die meisten GT Kunden werden sich aber über die sportliche Auslegung freuen. Zudemschluckt der c’eed kleinere Schlaglöcher noch immer locker-leicht weg. Leider kann man die Dämpfung des Fahrwerks ebensowenig verstellen wie die Schaltcharakteristik. Dafür ist die Lenkung in 3 Stufen von „Comfort“ bis „Sport“ einstellbar. Freuen würden wir uns darüber, wenn der neue Motor auch mit dem neuen DCT-Getriebe (Doppelkupplung) kombinierbar wäre. Um die koreanische Getriebe-Eigenproduktion zu testen, müssen wir nämlich auf eine weitere Neuerung umsteigen. Einen 1,6 Liter Diesel-Motor. Er kostet in c’eed mindestens 20.190 Euro. Als GT-Line werden schon 23.090 Euro fällig. Er leistet durch einen neuen Turbolader nun 136 PS. 8 PS mehr als bisher. Das Gespann aus DCT und Benzinmotor beschleunigt uns in 10,6 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht mühevoll 200 km/h Spitze. Wesentlich entscheidender ist jedoch, dass das neue Getriebe einen richtig guten Job macht. Es ist frei von Schaltverzögerungen und hängt sehr direkt am Gas. Für Schaltfaule und Vielfahrer ist es somit fast unumgänglich.
Fazit
Zilina mitten in der Slowakei, das Geburtsort des cee’d. Das Modell wurde zu großen Teilen hier entwickelt und gebaut. Schade nur, dass der neue 1.0 Motor noch nicht mit dem neuen DCT-Getriebe kombinierbar ist. Was uns freut ist die sehr vernünftige Preispolitik und die kurze Liste an Extras. So bekommt der geneigte Kunde für 1.400 Euro ein TomTom Navigationssystem mit 7-Zoll-Touchscreen, Rückfahrkamera und Regensensor. Außerdem überzeugt der koreanische Autobauer weiterhin mit seiner 7-jährigen Garantie, die auf 150.000 Kilometer begrenz ist. Wer also mindestens 20.190 Euro in die Hand nimmt, der bekommt einen echt schicken kleinen Renner in guter Qualität, sportlichen Design und guten Fahreigenschaften.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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