Jeep Renegade S e-Hybrid (2022) – Sparen mit Mildhybrid? 
Der Jeep Renegade sieht gut aus: Kantig, knuffig mit traditioneller Geländewagen Anmutung. Mit seinem reinen Vorderradantrieb ist er in dieser Version allerdings mehr für den Weg zu Schule, Kindergarten oder zum Shopping-Tripp qualifiziert. Weil sich Jeep – wie vieles andere Hersteller – die Elektrifizierung auf die Fahnen geschrieben hat, gibt es den Renegade fortan ausschließlich mit Plug-in-Antrieb oder eben mit einem Mild-Hybrid-System, das wir über 14 Tage hinweg im Alltagstest unter die Lupe genommen haben.
Das Mild-Hybrid-Antriebskonzept
Der Jeep Renegade e-Hybrid braucht keine Steckdose. Sein Antriebssystem besteht aus einem 1,5 Liter Turbo-Benziner, der bis zu 130 PS bereitstellen kann. Ergänzt wird dieser durch einen bis zu 20 PS leistenden E-Motor, der in einem schnell schaltenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe verbaut ist. Dieses System nutzt die kinetische Energie, die beim Bremsen und Verlangsamen entsteht und speichert sie in einen 0,8 kWh-Akku. Diese Energie wird dann beim langsamen Anfahren, im Stop-and-Go-Verkehr, beim Einparken oder bei rasanter Beschleunigung als Booster und zur weitgehenden Vermeidung des sogenannten Turbolochs genutzt. So sollen Verbrauch und CO2-Ausstoß reduziert werden. Allerdings macht das gegenüber dem (nicht mehr angebotenen) 120 PS Benziner nur 0,7 Liter je 100 Kilometer aus. Jeep gibt als Norm-Verbrauch 6,0 Liter an.
Auf unseren gemischten Testfahrten, die nicht auf Verbrauchsminimierung ausgelegt waren, haben wir mit 7 Litern genau einen Liter mehr je 100 Kilometer notiert. Auf Autobahnen, sind wir nicht schneller als 130 Stundenkilometer gefahren. 7 Liter je 100 Kilometer sind kein schlechter Wert für einen Benziner in einem Auto dieser Größe, dem gegenüber steht aber ein hoher technischer Aufwand, der bezahlt sein will. Reine Benziner, die in SUVs dieser kompakten Größe Verbrauchswerte um die 7 Liter schaffen, sind durchaus zu finden. Am Ende nützt die Elektrifizierung wohl mehr dem Hersteller, um Strafzahlungen durch die EU zu vermeiden. Sei´ drum.
Hoher technischer Aufwand für geringen Verbrauchsvorteil
Mit diesem Antrieb beschleunigt der Renegade in 9,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Bei 191 Stundenkilometern ist dann spätestens Schluss mit lustig. Das in Italien gefertigte Kompakt SUV (4,23 m Länge, 1,80 m breit, 172 hoch m) fährt sich mit diesem Antriebssystem kultiviert, komfortabel und relativ ruhig. Bei starker Beschleunigung spürt man den Vortrieb am Lenkrad, aber daran gewöhnt man sich. Bei Bedarf spendiert dieser Hybride ausreichend Boost-Power für kurze Sprints. Der Renegade gefällt uns mit seinem kräftigem Antritt. Erstaunlich für einen 130-PS-Benziner im rund 1,5 Tonnen wiegenden (Leergewicht) SUV. Allerdings hört man den Benziner beim forschen Antritt deutlich. Auch die Wechsel der Fahrstufen sind beim schnell schaltenden7-Gang-DSG gut zu vernehmen.
Innenraum
Im Innenraum zeigt sich der Renegade solide und ordentlich verarbeitet. Das schwarze Interieur mit den ausgesprochen bequemen Sitzen (mein empfindlicher Rücken beklagte sich auch auf langer Strecke nicht) passt bestens zu seinem Charakter des Renegade. Die SUV-typische, erhöhte Sitzposition kommt der menschlichen Ergonomie entgegen. Auch in der zweiten Sitzreihe kann man sich vorstellen einige Hundert Kilometer zu verbringen. Der Gepäckraum fasst, je nach Stellungen der Rücksitzlehnen zwischen 351 und 1.297 Liter. Da kriegt man alles unter, was die Klein-Familie beim Einkauf und auf Urlaubsreisen so dabei haben will.
Von Über-Digitalisierung ist zum Glück weit und breit nichts zu sehen. Die Bedienung des Renegade beschreiben wir als unkompliziert und klassisch. In der getesteten S-Version gehört unter anderem das Navi zum Leistungsumfang. Auf den Mehrpreis der S-Version kann man in meinen Augen verzichten, denn über Apple CarPlay oder Android Auto (über Kabel) können Smartphones in das Kommunikationssystem des Autos mit dem 8,4 Zoll großen Touchscreen integriert werden.
Fazit
In den 14 Tagen der Testphase ist uns dieses schöne Italo-SUV mit seiner ungeschminkten Art ans Herz gewachsen. Er wird positiv von seiner Umwelt aufgenommen. Klar, er ist etwas rauer, als manch anderer der derzeit so beliebten City-SUVs. Aber er ist optisch halt noch ein echter Kerl, der sich nicht verbiegen lässt und ein markantes Gesicht in der Menge. Durch seinen reinen Vorderradantrieb will man mit ihm nicht wirklich ins Gelände. Auf der Straße funktioniert dieser Renegade gut. Spaß bereitete uns das nahezu geräuschlose Fahren im Bereich der Schrittgeschwindigkeit, denn hier bleibt der Verbrenner aus. Die Bremsen stehen im relativ hochbauenden Renegade ihren Mann. Leider versagt der adaptive Tempomat schon unter Tempo 30 seinen Dienst. Also genau in dem Geschwindigkeitsbereich, in dem man ihm im Stop-and-Go-Verkehr wirklich erleichternd nutzen könnte. Ein solches System sollte bis zum Stillstand funktionieren.
Auf das relativ lahm rechnende Navi kann man getrost verzichten und lieber das in Serie verbaute AndroidAuto oder Apple CarPlay in Kombination mit dem Online-Navi auf dem Smartphone nutzen, das dessen Display auf den Screen des Renegade spiegelt. Die Preise für den Renegade e-Hybrid beginnen bei 31.700 Euro. Der nun nicht mehr angebotene reine Benziner hat mit seine 120 PS runde 5.000 Euro weniger gekostet. Wer den Renegade mit Allrad-Antrieb möchte, der kann fortan ausschließlich zum Plug-in-Hybriden greifen, den es ab 38.700 Euro gibt.
Technische Daten:
Jeep Renegade 1.5L GSE T4 48V e-Hybrid S DCT
Preis: ab 31.700 Euro
Motorleistung: 130 PS bei 3.750 U/min
Anhängelast: 1.450 kg
Batterie: 0,8 kWh 48 V Lithium-lonen
Motorisierung: 1,5 l 4-Zylinder
Beschleunigung 0-100 km/h: 10 Sekunden
Drehmoment (Systemleistung) 240 Nm
Höchstgeschwindigkeit 191 km/h
Kraftstoffart Super Antriebsart Front
Getriebeart Automat. Schaltgetriebe (Doppelkupplung)
Hubraum (Verbrennungsmotor) 1469 ccm
Länge 4236 mm Breite 1805 mm Höhe 1702 mm
Radstand 2570 mm
Bodenfreiheit maximal 166 mm
Wendekreis 11,0 m
Böschungswinkel vorne 18,6 Grad
Böschungswinkel hinten 21,2 Grad
Rampenwinkel 14,4 Grad
Wattiefe 400 mm
Kofferraumvolumen 438 l bis 1387 l
Leergewicht (EU) 1495 kg
Zul. Gesamtgewicht 1990 kg
Zuladung 495 kg
Anhängelast gebremst 12% 1450 kg
Anhängelast ungebremst 600 kg
Dachlast 60 kg
Ähnliche Beiträge
Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
Ähnliche Beiträge
31. Oktober 2017
Seat Arona – Der Partycrasher
Stell dir vor, du veranstaltest eine Party und niemand kommt! Die Tanzfläche ist frisch geputzt, das Bier steht kalt…
11. Juli 2016
Oldtimertreffen in Baden-Baden: Golf GTI – Mythos liegt in der Luft
Mehr als 380 Oldtimer sind beim Oldtimer-Meeting in Baden-Baden an diesem Wochenende zu bestaunen. Vom süßen Käfer…
24. Oktober 2019
Registrierung zum Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2020 eröffnet
BMW Group Classic und Grand Hotel Villa d’Este präsentieren vom 22. bis zum 24. Mai 2020 den weltweit exklusivsten und…