Jeep Grand Cherokee „Trailhawk“ – Der Off-Road-Profi im Test

Das Jeep Cherokee Facelift 2017 präsentiert sich in Details verbessert. Eine neue Grand Cherokee Version, der „Trailhawk“, eröffnet Offroad-Fans ganz neue Möglichkeiten. In unserem Fahrbericht der Jeep Grand Cherokee „Trailhawk“ 3.0 V6 Diesel.

Erster Kontakt, erster Eindruck

Jeep Grand Cherokee „Trailhawk“ - Der Off-Road-Profi im Test

“Zu Fuß gehen, wäre jetzt sicherer”, denke ich mit etwas Anspannung, bevor es mit dem 2017er Grand Cherokee Trailhawk auf die Piste geht. Alles weiß hier. Wege, Berge und Wälder – einfach alles. Bevor der erste Test des neuen Jeep Grand Cherokee „Trailhawk“ beginnen kann, gibt es ein ganz anderes Problemchen. Es ist so glatt, dass ein Kollege mit seinem vorderradgetriebenen Audi nicht die kurze Steigung vom Parkplatz hinauf zur Straße kommt. Und nun steht er da und versperrt mir die Zufahrt zum Off-Road-Parcours. Kurz darauf hängt der “Vorsprung durch Technik” am Abschleppseil und wird von einem alten Willys Jeep aus dem Jahr 1941 aus der Bredouille gezogen.
Der Grand Cherokee Trailhawk soll der geländegängigste große SUV der uramerikanischen Off-Road-Marke werden, die heute in zehn Werken produziert und seit dem Jahr 1941 schon 18 Millionen „Jeeps“ produziert hat. Der stämmige SUV trägt die höchste Auszeichnung für Geländegänger auf seiner Flanke: Die “Trail rated”-Plakette, die nur Jeeps erhalten, die ohne weitere Zusatzausrüstung den legendären Rubicon Trail in Kalifornien bezwingen. Dort musste sich auch der Trailhawk beweisen.

Um auf solchen Strecken bestehen zu können, bedarf es einiger Talente. So gehören die fünf-stufige Luftfederung, die elektronisch geregelte Differenzialsperre an der Hinterachse und der Unterfahrschutz zur Serienausstattung des Offroad-Falken. Dem Gelände trotzen auch der Aufsetzschutz aus Stahl (Option) und die Goodyear Wrangler 265/60R18-M&S-Reifen auf den zweifarbigen Leichtmetallrädern mit Kevlar-verstärkten Seitenwänden (Serie).

Mit seiner matt-schwarzen Folie auf der Motorhaube zitiert Jeeps Hardcore 4×4 amerikanische Muscle Cars der Vergangenheit. An der Karosserie verzichtet der „Trailhawk“ gänzlich auf Chrom- und Glanzflächen. Wie die anderen Ausstattungsversionen des Grand Cherokee (Laredo, Limited, Overland, Summit und SRT) unterscheidet sich der Trailhawk durch die neu gezeichnete Frontschürze, den veränderten Kühlergrill, die LED-Nebelscheinwerfer und frischen Leichtmetallräder von den Modellen aus 2016.


„Auch im Innenraum haben wir noch mal eine Schippe drauf gelegt“, erklärt Markus Hauf von der Jeep Produkt-Kommunikation. Das gilt nicht allein für den „Trailhawk“, den drinnen rote Ziernähte und “Trailhawk”-Schriftzüge an den Leder-Velours-Sitzen aufhübschen, sondern alle 2017er Grand Cherokee-Modelle. Der 8,4-Zoll-Touchscreen gehört nun genauso zur Serienausstattung, wie spezielle Off-Road- und Performance-Einstellungen im Bordcomputermenü des Trailhawk. Mit TomTom-Traffic navigiert man in Echtzeit durch den Verkehr. Das Internet gelangt jetzt über das Smartphone an Bord und auch die Rückfahrkamera orientiert sich am Alltag: Sie lässt sich neuerdings auch einschalten, wenn der Rückwärtsgang nicht eingelegt ist, was beim Ankuppeln eines Anhängers seine Vorteile hat. Dank der rein elektrischen Servolenkung kann nun auch ein aktiver Spurhalteassistent und ein automatischer Parkassistent für das nach dem Renegade zweitmeist verkauften Jeep-Modell in Deutschland (2016: 5.345 Einheiten) bestellt werden. Ansonsten wirkt vieles vertraut, denn schon im Jahr 2013 erhielt der Grand Cherokee mit der 8-Gang-Automatik, frischem Infotainment und Sicherheitsassistenten viele neue Goodies an Bord. Im Heck können bis zu 1.554 Liter Gepäck verstaut werden. Für den richtigen Vortrieb gibt es fünf Verbrennermotoren zu Wahl: zwei 3,0-Liter-V6-Turbo-Diesel mit 190 oder 250 PS, ein V6-Benziner mit 290 PS und der HEMI V8 mit 5,7 und 6,4 Liter Hubraum und 352 oder 468 PS. Nur der stärkere Diesel und der Einstiegsbenziner stehen für den „Trailhawk“ im Angebot.

Jeep Grand Cherokee „Trailhawk“ - Der Off-Road-Profi im Test

Was sagt der Autotester über den 2017er Jeep Grand Cherokee?

Schweres Gelände verliert im „Trailhawk“ an Schrecken. Im höchsten Niveau der Luftfederung, erhebt sich dieser Grand Cherokee sichtlich über die Scholle, die er in der Konfiguration „Snow“ und “4WD Low” am sichersten und kraftvollsten durchpflügt. Und dann kommt dieser magische Moment, der Geländeanfänger innerlich fast zusammenbrechen lässt. An der Hangkante sind nur noch Motorhaube und Himmel zu sehen, aber nicht der
Weg unten. Jetzt ist die Bergabfahrhilfe Gold wert. Mit konstanter Geschwindigkeit und permanenter Schlupfüberwachung geht es nach einem schlichten Schalterdruck, ohne dass der Fahrer Brems- oder Gaspedal betätigt, mit ein, zwei Stundenkilometern langsam, aber stabil bergab. Was ohne die Elektronik auf der steilen, glatten, verwinkelten Geländepassage passiert wäre? Nach kurzer fahrerischer Instabilität vielleicht ein überholendes Heck und dann die stabile Seitenlage? Bei einem Grundpreis von 64.400 Euro des Grand Cherokee „Trailhawk“ 3.0 V6 Diesel ein kostspieliger Fehltritt.

Lothar Erfert