Infiniti Q 50 – Exot auf Deutschlands Straßen
„Was ist das denn für ein Auto? Nie gesehen“, ist die Antwort. „Sieht aber nicht schlecht aus“, wird kommentiert. Auf einer Autobahnraststätte erregt mein Testwagen sichtlich Aufsehen. Lange ist Infiniti ja noch nicht auf dem deutschen Markt zu haben. Auch ich bin bisher noch keinen Infiniti gefahren. Warum? Weil es sich nicht ergeben hat. Grund genug, diese Lücke zu schließen. Meine Erwartungen an den Infinitiv Q 50 sind nicht gering. Schließlich ist Infiniti die Luxusmarke von Nissan.
Auf den ersten Blick gefällt mir das Auto. Das Design dieser klassischen Limousine erinnert spontan an BMW und auch an Jaguar, erscheint aber trotzdem eigenständig. Ja, durchaus Premium. Ein Blick in den Gepäckraum. Größe passt. Materialanmutung nicht. Etwas „labberig“ erscheint die Auskleidung des Heckdeckels. Platz nehmen auf dem Fahrersitz. Mhh. Nicht so ganz mein Ding. Hochglänzende Oberflächen mit Spiegeleffekt bei ungünstiger Lichteinstrahlung. Die Anzeigen sind im Sonnenlicht kaum erkennbar. Die Bedienung ist wenig intuitiv. Premium geht anders. Eingaben auf dem Touchscreen nimmt das System, wenn überhaupt, nur mit längerer Verzögerung an. Man ist Sets geneigt, noch mal zu drücken und dann oft schon einen Schritt zu weit. Umlaute habe ich bei der Navigationsmaske auch nach 14 Tagen nicht finden können. Und das Spracheingabesystem wollte meine Stimme nur ganz selten verstehen. Nach etlichen Versuchen habe ich stets abgebrochen. Während der Fahrt würde das zu sehr vom Verkehr ablenken. Das Navigationssystem scheint Autobahnen nicht zu mögen, es wollte mich immer wieder auf die Landstraße bugsieren, obwohl die Autobahn frei war.
Premium auf Japanisch
Die Sitze des Infinitiv Q50 sind ausgesprochen bequem und geben dabei ausreichend Halt. Auch über das Fahrverhalten des Q50 kann ich nicht klagen. Allein die Lenkung des Testwagens bereitete mir Sorgen. Am Anschlag angelangt, wollte sie diese Position nur gegen massiven Kraftaufwand wieder aufgeben. Ich vermute jedoch, das war ein individueller Fehler meines Testwagens. Der 2,2 Liter Diesel Motor des Testwagens leistet 170 PS und konnte mich überzeugen. Durch seinen spurtstarkem Antritt, viel Durchzugskraft und dem Heckantrieb entsteht Fahrspaß. Etwas „hakelig“ empfand ich dagegen die 6-Gang-Handschaltung des Vierzylinders. Sie scheint nicht perfekt auf die Kraft des Motors abgestimmt zu sein. Allzu leicht würgte das Getriebe den Motor ab. Mit viel Gefühl im kuppelnden Fuß ließ sich das Problem im Lauf der Testphase jedoch reduzieren. Spaß machte der Q 50 Diesel an der Tankstelle. 5 Liter realer Verbrauch auf 100 Kilometer sind ein Spitzenwert und sehr nah am von Infiniti angegebenen Normwert (3,7 bis 5,6 Liter). Er emittiert dabei 114 Gramm CO2 je Kilometer. Die Spitzengeschwindigkeit des Q50 liegt bei 231 Kilometer pro Stunde. Auf 100 ist er in 8,7 Sekunden.
Besonders verbrauchsarm
Der Preis des gut ausgestatteten Japaners mit französischen Eltern beginnt bei 34.350 Euro. Mein Testwagen war mit dem Ausstattungspaket „Sport“ versehen, mit dem der Q50 für 41.480 Euro unter anderem Sportsitze, Lederbezüge für die Sitze und eine Sitzheizung beinhaltet. Auf diesem Preisniveau ist der Premium-Japaner dann allerdings, trotz umfangreicher Ausstattung kein ausgesprochenes Schnäppchen mehr. Wer noch mehr investieren möchte, der kann den Q50 auch mit in einer Hybrid-Variante erwerben, die dann 364 PS leistet, allerdings 5,1 bis 8,2 Liter (Normwert) auf 100 Kilometer konsumiert. Für knappe 54.00 Euro bietet Infiniti diesen Hybriden mit der 7-Gang-Automatik und gleicher Leistung zudem mit Allradantrieb an.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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