Ford EcoSport: Der Lifestyle-SUV ohne Allrad-Antrieb
Das Klischee scheint sich zu bestätigen: Frauen verstehen nichts von Autos und sie besitzen doppelt so viele Schuhe wie Männer. Welchen EcoSport ich, die einzige Journalistin, bei der Fahrvorstellung des überarbeiteten Kompakt-SUV von Ford testen möchte?
Vor der Tür warten die Geländewagen mit dem niedrigen Einstiegspreis bereits in Reih und Glied – zwei Benziner- und eine Dieselvariante. „Den Gelben, bitte“, antworte ich nur. In der Hand meine pinkfarbenen Pumps. Der Gesichtsausdruck des Ford-Mitarbeiters spricht Bände. „Den Gelben, also“, sagt er. Und welche Motorisierung? Auch das süffisante Lächeln der männlichen Kollegen hinter mir, entgeht mir nicht. Soll ich mich nun erklären? Dass die High Heels gewissermaßen Markenzeichen auf den Fotos sind? Ne. Warum denn.Und das Wetter hat heute kein Einsehen mit Ford. Ein klassisch-grauer Herbsttag. Trist und neblig. Die Sonne hat sich hinter dem Wolkenmeer versteckt. Nicht die besten Voraussetzungen für schöne Fotos. Fotos sind wichtig. Über die steigt der Leser ein. Oder lässt es eben bleiben. Warum erklär‘ ich mich eigentlich? Max, meinem jungen Mitfahrer, ist die Farbe nicht so wichtig. Den weißen EcoSport mit dem schwarzen Dach hätte er wohl gewählt. Der würde mir – ohne Fotoauftrag – eigentlich auch am besten gefallen.Gründlich überarbeitet hat Ford den EcoSport. Auf dem europäischen Markt ist der kleine Geländewagen zwar erst vor rund einem Jahr eingeführt worden. Entwickelt wurde das SUV aber bereits 2003 in und für den Südamerikanischen Markt. Doch das Fahrzeug entsprach nicht allen Anforderungen der Europäer. Und so hat Ford sich die Anregungen der Kunden und Journalisten zu Herzen genommen und den EcoSport angepasst.Doch zunächst zu den Zahlen: Weltweit wurden bisher über 1,4 Millionen EcoSports verkauft. In Europa seit dem Verkaufsstart mehr als 60.000 Fahrzeuge. Weitere 31.000 Bestellungen sollen, so die Ford-Verantwortlichen für den verbesserten EcoSport bereits vorliegen. „Klar ist: Die Nachfrage nach SUVs steigt weiter“, so der Reinhard Zillessen, Marketingdirektor der Ford-Werke. Konkret geht Ford davon aus, dass der Bedarf nach SUVs in Europa in den kommenden fünf Jahren um rund 22 Prozent steigen wird. Und da der EcoSport ein wichtiges Element der Ford-Strategie ist, will der amerikanische Autobauer natürlich ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen abhaben.Ist er wirklich besser geworden?
Optisch war und ist der EcoSport ein Hingucker. Da sind wir uns einig – mein Mitfahrer Max und ich. Die wohl auffälligste optische Veränderung ist der Verzicht auf das Reserverad an der Hecktür, die nicht nach oben, sondern nach links aufschwingt. Ob man diesen markanten Designpunkt aufgeben sollte? Funktional war das Reserverad nicht nötig. Ein Reifen-Reparatur-Kit tut es schließlich auch. Trotzdem hat dieses sichtbare Ersatzrad einen ganz besonderen Charme. So sieht das wohl auch Ford, denn wer nicht auf das Reserverad verzichten will, kann es für einen Aufpreis von 200 Euro haben. Also doch nur clevere Preispolitik? Sicherlich, der Verzicht bringt auch praktische Vorteile mit sich. 12 Zentimeter ist das Fahrzeug somit kürzer. Beim Einparken in enge Parklücken können bekanntlich schon wenige Zentimeter ins Gewicht fallen. Und durch das geringere Gewicht lässt sich die Hecktür leichter öffnen und schließen.Übrigens: Den Türgriff für die Heckklappe hat Ford in die rechte Rückleuchten-Einheit integriert. Das sieht nicht nur gut aus, die Hände bleiben beim Öffnen der Heckklappe sauberer. Aber zugegeben: Frau hat einige Sekunden gebraucht, bis sie den integrierten Griff entdeckt hat.
Auch im Innenraum hat sich etwas getan. Viele kleine Details werten das vormals eher triste Cockpit des EcoSport auf. Mittelkonsole und Türverkleidungen sind nun dunkel abgesetzt. Die Instrumentenbeleuchtung ist dimmbar. Ein Mini-Display für die Anzeige wesentlicher Informationen wurde auf die Mittelkonsole aufgesetzt. Die Kunststoffverkleidungen und das Handschuhfach wirken nach wie vor schlicht. Über eine mangelnde Zahl von Staufächern und Ablagen kann man sich nicht beschweren. Und auch die ein Drittel zu zwei Dritteln umklappbare Rückbank lässt das SUV zum kleinen Transporter mutieren, während noch immer ein weiterer Passagier mitgenommen werden kann. Platz bietet der EcoSport also wie ein Großer.
Selbst bei nicht umgeklappter Rückbank fasst der der Kofferraum bis zu 385 Liter. Wenn alle Lehnen umgelegt werden, lassen sich bis zu 1.238 Liter verstauen.
Wie er sich fährt?
Der EcoSport liegt ordentlich auf der Straße. Das passt. Da rumpelt nix. Um das zu erreichen wurden die Feder- und Dämpferraten auf europäische Standards angepasst. Die Hinterachs-Querlenker neu konstruiert, die Übersetzung der Servolenkung modifiziert und das ESP feiner abgestimmt. Außerdem wurde das Fahrzeug um einen Zentimeter tiefergelegt, das führt zu einem niedrigeren Schwerpunkt und verbessert die Fahrdynamik. Genügend Bodenfreiheit bleibt allemal. 160 Millimeter bei den Benzinern und 190 Millimeter beim Diesel. Aus dem furchigen Feldweg, auf dem wir erste Fotos schießen, kommen wir ohne Probleme wieder raus. Schließlich ist der EcoSport ein SUV. Am Berg tut sich der 1,5 Liter TDCi Dieselmotor mit seinen nicht gerade üppigen 95 PS etwas schwerer. Kollege Max, der leidenschaftlich 4 Stunden-Rennen fährt, lobt die gute Kurvenlage des EcoSport. Mir persönlich fehlt etwas Seitenhalt auf den Sitzen. Auffällig angenehm leise ist es im Innenraum. Das liegt nicht zuletzt an der zusätzlichen Dämmung des Armaturenträgers und der Türverkleidungen.
Motoren?
Drei Motoren stehen aktuell für den EcoSport zur Wahl: Ein 1,5 Liter Diesel, der nun 70kW (95 PS) statt bisher 90 PS leistet und mit einem kombinierten Norm-Verbrauch von 4,6 Litern angegeben wird. Der 1,0-Liter-Turbo-Dreizylinder Benziner leistet 92kW (125 PS). Sein kombinierter Norm-Kraftstoffverbrauch liegt laut Ford bei 5,5 Liter auf 100 Kilometer. Beide Motoren werden jeweils mit einem 5-Gang-Handschaltgetriebe kombiniert. Dritter Motor ist ein 1,5 Liter Benziner mit 82kW (112 PS) und einem Norm-Kraftstoffverbrauch von 6,3 Liter auf 100 Kilometer. Dieser Benziner ist wahlweise in Kombination mit einem 5-Gang-Handschaltgetriebe oder mit einem Automatikgetriebe (Direktschaltgetriebe, 6-Gang-Automatik mit Doppelkupplungstechnologie. Beide Getriebe übertragen ihre Kraft ausschließlich auf die Vorderräder) bestellbar.
Laut einer Studie, die Ford in Auftrag gegeben hat, stehen SUVs gerade bei „Millennials“, also den 17 bis 34-Jährigen, hoch im Kurs. Max gehört zu dieser Altersgruppe. Ob er das Auto kaufen würde? „Ich werde es meiner Oma empfehlen“, sagt er. Der Oma? Max liebt seine Oma, hat keine negativen Hintergedanken. Trotz ihren 74 Lebensjahren sei sie jung geblieben. Der höhere Einstieg als bei herkömmlichen Fahrzeugen, die höhere Sitzposition und die damit bessere Übersichtlichkeit im Straßenverkehr, sei für seine Oma perfekt. Und dazu komme die niedrige Ladekante des Kofferraums. Auch das optional bestellbare Kommunikations- und Entertainmentsystem SYNC mit AppLink, mit dem Mobiltelefone und MP3-Player via Sprache bedient werden können, würde seiner Oma gefallen. Ford SYNC hört übrigens auf‘s Wort, spielt Liedchen oder liest SMS vor. Die Hände bleiben dabei am Lenkrad. Max‘s Oma wird das SYNC-System lieben, meint zumindest Max. Ein iphone nutze die fitte 74jährige Dame längst. Der serienmäßige Notruf-Assistent, der im Fall der Fälle die Rettungskräfte alarmiert und dabei auch die genaue Position des Fahrzeugs übermittelt, sei eine Beruhigung. Das flotte Design des EcoSport gefällt auch Älteren. Welcher Senior will schließlich ein Seniorenauto fahren. Lieber eines, das der Enkel auch gut findet.Preis und Wert?
Der EcoSport ist zum Einstiegspreis von 17.990 Euro (Trend – Ausstattung) bestellbar. Die Top-Ausstattung Titanium mit schlüsselloser Start-Funktion und Leder-Stoff-Polsterung kostet ab 19.790 Euro. Eine beheizbare Frontscheibe mit beheizbaren Außenspiegeln und beheizbaren Vordersitzen kann zu einem Winterpaket-Preis von 500 Euro (bei der Trend-Ausstattung) bestellt werden.Fazit:
Nicht nur Max’s Oma wird diesen kleinen Geländewagen mögen. Auch andere werden die Vorzüge dieses SUV mit seiner ordentlichen Ausstattung und dem Preis unter 20.000 Euro erkennen und ihn als Alternative nicht zuletzt zum Dacia Duster in Erwägung ziehen. Übrigens der EcoSport in der knall-gelben Farbe wurde am Ende auch von etlichen männlichen Autojournalisten gefahren. Hat ja einen großen Vorteil: Man wird gesehen und das sorgt für weitere Sicherheit.
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Cornelia Weizenecker
Ich bin die Frau bei Der-Autotester.de. Autos sehe ich nicht durch die rosarote Brille. Von heißen Kisten bleibe ich (meist) unbeeindruckt. „Hauptsache es fährt“, lasse ich aber auch nicht durchgehen. Ganz im Gegenteil. Ein Auto muss für mich vor allem alltagstauglich, umweltschonend und bezahlbar sein. Nur bei Cabrios und Oldtimern kann ich schwach werden. Elektroautos bringen mich zum Strahlen.
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