Das Konzept für den feinen Reisewagen 5er GT hörte sich gut an. Aber das Auto sah aus wie vom Herrgottschnitzer in Oberammergau: Auf den höflichen, aber klobig-unbeholfen wirkenden 5er Gran Turismo von BMW aus dem Jahr 2009 folgt jetzt der konsequent auf seidige Eleganz getrimmte BMW 6er Gran Turismo. Wie bisher mit hohem Anspruch: Reisekomfort der Oberklasse soll sich verbinden mit der Ästhetik eines Coupés. Schon beim ersten Papiervergleich schimmert die Ahnung durch: Ja, das könnte diesmal besser klappen.

Drei Versionen des rundum neuen 6er GT führt BMW zur IAA im September nach Frankfurt, in den Markt gleitet der 5,09 Meter lange viertürige, und im Vergleich zum 5er GT um rund 150 Kilogramm erleichterte 6er GT dann von November 2017 an. Für Ian Robertson, BMW-Vertriebschef, ist dieser 6er ein „Fahrzeug der Extraklasse für das obere Ende“ des Modellprogramms. Schon mit Blick auf den Radstand darf dem BMW-Mann jede Menge Zustimmung gewiss sein. Denn der die Innenraumverhältnisse definierende Abstand zwischen den Achsen streckt sich jetzt mit 3,07 Meter auf die großzügige Weite des 7er-BMW

und nährt die berechtigte Vermutung, der neue 6er GT könnte als künftige, schnittigere Version der großen Luxus-Limousine auftreten.

Das Debut-Trio kommt durchweg mit 8-Gang Steptronic, 250 km/h Höchstgeschwindigkeit und Normverbrauchswerten von 4,9 bis 7,4 Liter. Beide Top-Versionen mit Reihensechszylinder treten auf Wunsch statt mit Hinterrad- mit dem hauseigenen xDrive-Allradantrieb zum Aufpreis von 2600 Euro an. Am sparsamsten ist die 630d-Dieselversion xDrive Gran Turismo mit dem 3-Liter-Reihensechszylinder und 195 kW/265 PS für 69.500 Euro. Der Einstieg in die große Turismo-Welt gelingt mit dem 630i für 62.300 Euro, nur ein 2-Liter-Vierzylinder unter der Haube, aber 190 kW/258 PS wirken dank Doppel-Turbo auf die Hinterachse. Für 70.700 Euro kommt der standesgemäß mit dem 3-Liter-Reihensechser-Otto befeuerte 640i xDrive Gran Turismo und hält nicht nur 250 kW/ 340 PS, sondern auch ein dickes Drehmoment von 450 Newtonmeter schon bei 1.380/min bereit. Allen 6er GT sind fulminante Beschleunigungen zu eigen, selbst der Diesel bewegt sich in etwa sechs Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.

Den Übergang vom 5er zum 6er Gran Turismo nutzt BMW auch zur technischen Neu-Positionierung. So gehört wie beim 5er Touring die Hinterachs-Luftfederung zur Serienausstattung, überhaupt wurde das gesamte Fahrwerk neu positioniert und kann mit zahlreichen Optionen weiter aufgepeppt werden. Schnittiger wurde die Karosserie, der Luftwiderstandsbeiwert sinkt auf bis zu 0,25 und das Gepäckraumvolumen wird jetzt mit üppigen 610 Liter angegeben. mid

Fotos: BMW