Das Tesla Model S – geht ab wie Schmitz Katze
Bevor ich das Tesla Model S gefahren bin, stand ich diesem relativ großen Elektroauto eher skeptisch gegenüber. Denn ein Auto dieser Größe und mit diesem hohen Gewicht möchte nicht so recht in das Schema passen, in dem ich Elektromobile sehe. Also eher kleine, auf die Stadt ausgerichtete Fahrzeuge mit Reichweiten bis maximal 150 Kilometer. Und damit für viele Nutzer kaum erstfahrzeugtauglich.
Alle 250 Kilometer Supercharger-Stationen
Grundsätzlich gilt die eingeschränkte Reichweite auch für das Tesla Model S, auch wenn man hier mit Werten von 300 bis 500 Kilometer kalkulieren kann. Selbstredend stark abhängig von der abgeforderten Leistung. Seit geraumer Zeit arbeitet Tesla in Europa aber an einer Infrastruktur mit sogenannten „Superchargern“. Sie sollen in Kürze schon in Deutschland so verteilt sein, dass an Autobahnen nach mindestens 250 Kilometern ein Supercharger bereit steht.
Mit diesen speziellen Tesla-Ladestationen soll eine Vollladung nur 30 bis 45 Minuten dauern. Die Ladung ist kostenfrei. Anders formuliert: Im Kaufpreis des Autos eingeschlossen. 4 bis 8 Ladesäulen sollen je Standort bereit stehen.
In Europa sollen laut Tesla bisher 170 Stationen gebaut sein. Verwendet wird dort nach Angaben von Tesla ausschließlich CO2-neutral gewonnener Strom. Das Navi mit dem riesigen zentralen Display, das wie ein edles Touchpad aussieht, kann so eingestellt werden, dass es Fahrer samt Auto stets von Supercharger zu Supercharger navigiert. Hier findet ihr die aktuelle Liste der deutschen Supercharger-Stationen.
Künftig soll es neben den Supercharger-Stationen auch sogenannte „Destinationcharger“ geben. Oft angefahrene, bekannte Destinationen, wie etwa München oder St. Moritz sollen dann mit diesen Ladestationen ausgestattet sein. In den USA, Australien oder Japan sind diese Destinationcharger bereits in Betrieb.
Wesentliche Infos zum Tesla Model S
Er ist für 10 Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Seine Vollkasko-Versicherung kostet runde 850 Euro. Tesla gibt 4 Jahre Garantie auf das Auto und 8 Jahre auf die Akkus. Wichtig dabei: Der Garantieanspruch besteht auch, wenn keine Wartung durchgeführt worden ist. Tesla baut die Akkus für seine Autos selbst. Nach ersten statistischen Erhebungen verlieren diese Akkus nach 150.000 Kilometern nur 4 Prozent ihrer Kapazität, sagt Tesla.
Übrigens: Falls tatsächlich neue Akkus nötig werden, ist das kein billiges Vergnügen. Sie kosten rund ein Drittel des Fahrzeugpreises. Wer keinen Supercharger zur Verfügung hat, kann seinen Tesla auch an der Haushaltssteckdose laden. Dann braucht eine Vollladung allerdings etwa 30 Stunden. An einem Starkstromanschluss sind es immerhin noch 6 bis 8 Stunden. Immer wenn Tesla etwas an der Software des Autos verändert, können diese Veränderungen per SIM-Karte aus dem Internet in das System des Autos geladen werden. So ist aktuell ein Upgrade verfügbar, das die Reichweite des Model S um 6 Prozent erhöhen soll. Bei dem aktuell reichweitenstärksten Model S 85D bedeutet dies nun maximal 528 Kilometer Reichweite.
Wie es sich fährt
Bei der Beschleunigung des Tesla Model S liegt mir wahrlich das Wort „Wahnsinn“ auf den Lippen. Das von außen eher wenig dynamisch wirkende Design und das hohe Gewicht legen eine deutlich beschauliche Traktion nahe. Aber das Teil geht ab wie Schmitz Katze (siehe unser Video). Gleich nach Freiburg biegen wir links ab und es geht stetig ansteigende und kurvenreiche Schwarzwaldstraßen hoch. Dabei fühlt sich der Tesla nicht amerikanisch weich an.
Der große Wagen mit seinen 5 Sitzplätzen und ausreichend Raum, selbst auf und vor den Rücksitzen, ist europäisch abgestimmt. Mit nur geringer Wankneigung meistert das Model S die Schwarzwaldkurven. Das macht richtig Laune. Und die 3,3 Sekunden von Null auf 100 hieven den Wagen, gleich einem Katapultstart auf der Achterbahn, extrem schnell vorwärts. Doch nicht genug. Denn aus “Wahnsinn” wird nun sogar “Irrsinn”. Mit dem neuen stärksten Model S P90D verbessert sich die Beschleunigung noch einmal. Von den bereits wahnsinnigen 3,3 Sekunden auf aberwitzige 3,0 Sekunden.
Was der Spaß lokal emissionsfreie Fahrspaß kostet
Das neue Tesla Model S 70 mit Heckantrieb ist seit Kurzem ab 74.200 Euro zu haben. Wer lieber leasen möchte, ist ab einer monatlichen Leasingrate von 599 Euro dabei. Und Tesla rechnet vor: „Betrachtet man die jährlichen Steuervergünstigungen und Treibstoffkosten-Einsparungen, so liegt der effektive Preis ungefähr bei 66.200Euro. Im Leasing reduziert sich unter Berücksichtigung der Betriebskosteneinsparungen gegenüber einem Verbrenner und einer Mietsonderzahlung die effektive Belastung auf 468 Euro im Monat“.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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Ich verstehe nicht, warum man innovative kfz wie den tesla s so groß und luxuriös bauen muss, dass sich diesen der otto Normalverbraucher nicht leisten kann. Innovativ wäre es einen Mittelklassewagen im unteren PreisSegment zu bauen, mit weniger ps,weniger Gewicht, aber größerer Reichweite. Ich bin sicher dass das den Durchbruch beim Mittelstand bringen würde und die Stückzahlen in die Höhe schnellen. Auf so ein Auto warte ich jetzt schon seit fast zehn Jahren. Möglich ist das ja.
Mittelklasse Auto wäre auch zu teuer, da die batterien einfach zu teuer sind mit einer Reichweite von über 500km. Und vermutlich ist der Platz für die vielen Batterien in einem kleinen Auto gar nicht vorhanden, da die batteriesysteme enorm gross sind.
Ich sehe das ganz ähnlich.