Der Regen konnte der 1. Ortenau Classics nichts anhaben

Den richtigen Oldtimer, um die 1. Ortenau Classics zu gewinnen, hätten Andreas Herz und Beifahrer Bernd Hezel sicherlich gehabt. Doch es kommt, wie es kommt. Der Vorstand der Volksbank Offenburg und der Mitarbeiter aus der Kreditabteilung setzen bei der zweiten Wertungsprüfung, eine 2,8 Kilometer lange Schotterstrecke nahe der Renchtalhütte, mit ihrem Oldtimer auf dem unebenen Untergrund auf.

Ortenau Classics 2015

„Wir wollten nichts riskieren“, sagt Bernd Hezel mit Blick auf den Jaguar C-Typ, ein Proteus Replica aus dem Jahr 1960. Die auf dieser Wertungsprüfung kassierten Strafpunkte ließen den erhofften Sieg bei der 1. Ortenauer Classics in weite Ferne rücken. Den Pokal zu gewinnen, wäre für das Volksbank Team eh nicht angesagt gewesen. Schließlich sponsert die Bank gemeinsam mit dem Porschezentrum Offenburg die ersten Ortenau Classics.

Zwanzig Oldtimer, einer schöner als der andere, konnten bereits am Vorabend beim Briefing auf dem Festplatz bewundert werden. Das älteste Fahrzeug im Starterfeld, ein Mercedes Benz 630 K aus dem Jahr 1927, zieht die meisten Blicke auf sich. „Sein erster Besitzer war Louis Adlon vom berühmten Hotel in Berlin“, betont sein heutiger Besitzer voller Stolz.

Lediglich zwei Fahrzeuge gebe es von diesem Modell weltweit noch. Mit seinem Rechtslenker darf Ulrich Knapp bei der Rallye gleich hinter Organisator Dominic Müller starten. Im 80 Jahre alten Rolls Royce des Ritter-Hoteliers fährt auch Helena Gareis von der Kinder- und Jugendhospizdienst Ortenau die Oldtimer-Rallye mit. Denn es geht bei diesem Event neben dem Spaß auch um die gute Sache.

Die bei den sechs Wertungsprüfungen erhaltenen Strafpunkte werden nämlich am Ende in Euro umgewandelt und von den Teilnehmern für die Arbeit des Hospizdiensts zu Verfügung gestellt. 5.000 Euro sind so als Spendensumme zusammen gekommen. „Wir brauchen dringend größere Räume“, sagt die Koordinatorin und Einsatzleiterin. So soll der Betrag für den Umzug und die laufenden Kosten des Vereins verwenden werden.

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Es gibt die irrige Auffassung, dass Oldtimer-Besitzer ihre Autos lieber streicheln und ausstellen, als das edle Stück tatsächlich zu fahren. Nichts als ein Vorurteil. Denn die 40 Teilnehmer dieser Rallye brachen früh am Samstagmorgen auf, um so viel Zeit wie möglich hinterm Steuer ihrer betagten Mobilien zu verbringen. So führte die Tour über runde 200 Kilometer durch den Nordschwarzwald. Über verträumte schmale Straßen, aber auch über die Schwarzwaldhochstraße mit seinen wundervollen Ausblicken. Leider spielte das Wetter nicht in der erhofften Art mit.

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Schon beim Start auf dem Durbacher Festplatz wurden die Pretiosen nass. Und auch mancher Fahrer, denn nicht alle Oldtimer hatten ein Verdeck. Was für ein Pech. Den Sonderpreis für den Pechvogel der Tour hätte deshalb beinahe Andreas Herz mit seinem Beifahrer bekommen. Warum? Sein Jaguar C-Typ ist ein reines Schönwetter-Auto – ohne Dach und Verdeck. So wurden die beiden und auch ihr Roadbook nass. Der Sonderpreis für den Pechvogel der Rallye ging jedoch nicht an die beiden Banker, sondern an Jens Donat, der mit seinen Sohn als Beifahrer unterwegs war. Schon im ersten Kreisverkehr legte die 38-jährige mit seiner Corvette einen Dreher hin. „Das ist der erste Schaden seit 25 Jahren“, verdrückte Donat eine Träne und nahm schweren Herzens den Preis entgegen. Über 10 Jahre hinweg hat der Hobby-Schrauber das Auto restauriert. So tut ihm der Blechschaden in der Seele weh. Die weiteste Anreise zum Oldtimer-Event hatte Eva Viktoria Ballin mit ihrem Austin Healey BN 6. Aus Schottland ist seine Besitzerin angereist. Gemeinsam mit Vater Dietrich, der aus Singen nach Durbach gekommen war, hat das eingespielte Team auch die Rallye gewonnen.

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Den zweiten Preis durfte Peter Benz überreichen. „Dass ich diesen Preis einem Porsche-Team überreichen darf, freut mich natürlich ganz besonders“, schmunzelt der Geschäftsführer des Offenburger Porschezentrums. Mit ihrem Porsche Targa aus dem Jahr 1980 belegen Gerhard Habermehl und Frank Spinner den zweiten Platz. Pia Börsig und Holger Wössner belegen mit einem MG Company MGB mit Baujahr 1969 den dritten Platz. Monika Herz ist mit Freundin Ulrike Fischle in einem Porsche Carrera 3,0 mit unterwegs. Warum sie nicht mit ihrem Ehemann die Rallye gefahren ist? „Ist besser so“, schmunzeln die beiden vielsagend. Ob Andreas Herz nach den Regengüssen bei Temperaturen deutlich unter 20 Grad am Montag nicht krank sein wird? „Ich bin eine Rossnatur“, sagt er. Wir wünschen es ihm.

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