Der neue Audi TT Roadster: Mein Herz schlägt Cabrio

Ein halbes Jahr nach dem Coupé und passend zum Frühlingsbeginn lässt Audi Ende März den neuen TT Roadster ans Licht. Gleich vorab für die Ungeduldigen: Anfangs wird es die Oben-Ohne-Ikone in drei Varianten geben. Einen Diesel mit 184 PS, einen Benziner mit 230 PS und das Topmodell TTS mit 310 Pferdchen.

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Die Verkaufszahlen für dieses Cabrio werden dabei weit hinter dem geschlossenen Coupé liegen. Das ist ein genereller Trend. Voll in Mode sind dagegen momentan SUVs oder kleine Cross-Over-Modelle. Doch woran liegt das eigentlich? Ist das Cabrio gar eine aussterbende Rasse? Das wollen wir mal nicht hoffen, denn wem schon mal der warme Sommerwind in einem offenen Auto um die Nase geblasen hat und das vor unberührter Natur, der möchte sein Cabrio nicht mehr missen.

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Weil sich der Sommerwind im Februar noch deutlich zurück hält, finden die Testfahrten mit dem neuen TT Cabrio auf Mallorca statt. Aber auch hier zeigt das Thermometer nur 13 Grad. Kaum Sonne. Für Warmduscher zu kalt. Für Roadster-Enthusiasten völlig ok. Die Sympathie für die dritte Generation des TT Cabrios ist auf den ersten Blick da. Nach der Anfangseuphorie widme ich mich dem Innenraum.

Die Sportsitze passen wie angegossen. Kein Bildschirm in der Mitte. So wirkt das TT-Armaturenbrett sehr aufgeräumt. Selbst die Klimaautomatik verbirgt sich in den Lüftungsdüsen. Herzstück des Audi-Bediensystems ist im TT das interaktive, große virtuelle digitale Instrument über dem Lenkrad, von Audi “Virtual Cockpit“ genannt. Es scheint heller als im Coupé, um auch bei einfallenden Sonnenstrahlen gut sichtbar zu bleiben. Wer möchte, kann Tacho und Drehzahlmesser zugunsten der Routenanzeige verkleinern. Die Navi-Karte wird überdimensional angezeigt und dreht sich in Fahrtrichtung mit. Das Gurtmikrophon erlaubt Telefonate selbst bei offenem Dach. Man sieht, Audi gibt sich wahrlich Mühe innovatives Multimedia im Cabrio zu ermöglichen.

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Damit sich auch Mimosen im TT Cabrio wohl fühlen, gibt es das elektrisch ausfahrbare Windschott (450 Euro), die Sitzheizung (350 Euro) und die warme Luft aus der Rückenlehne, die den Hals wärmen und den berüchtigten Cabrionacken vermeiden soll. Für meine Körpergröße sitzt die Luftausströmdüse (460 Euro) allerdings etwas zu tief. Wer von Haus aus gerne kalt duscht, stets ohne weibliche Begleitung fährt, der braucht diese Annehmlichkeiten vielleicht nicht. Allen anderen würde ich sie wärmstens ans Herz legen. Denn sie machen das Cabriofahren selbst bei geringeren Temperaturen und fehlender Sonne selbst dort zum Wellness-Tripp, wo es sonst gerne mal einer Tortur gleichen würde. Übrigens, die beiden Rücksitze sind eigentlich gar keine Rücksitze, sie eignen sich aber prima als Ablagen.

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Auf Knopfdruck faltet sich die Cabriokapuze in schnellen 10 Sekunden nach hinten weg. Das funktioniert selbst in Fahrt bis zu Tempo 50. Zum sinnfreien Vergleich: So lange braucht Usain Bolt für den 100 Meter Sprint. Das ist jedenfalls richtig schnell. Muss es auch sein, denn man weiß ja nie, wann sich die Sonne versteckt, es zu regnen beginnt, oder noch schlimmer, es der Beifahrerin kalt wird. Der Fahrer wird durch den 200 Euro teuren Drive-Select-Schalter vor die Wahl gestellt, wie sportlich oder wie komfortabel er unterwegs sein möchte. Komfort: die Lenkung funktioniert leichtgängig, mit sehr viel elektronischer Unterstützung. Die Gänge werden vom Doppelkupplungsgetriebe eher gemächlich gewechselt und der Allradantrieb wird tendenziell zum Fronttriebler. Dieser Fahrmodus eignet sich perfekt zum entspannten „Cruisen“.

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Wer es dynamischer braucht, der schaltet, wer hätte es anders gedacht, in den Dynamik-Modus. Jetzt wird der Ingolstädter plötzlich giftig. Für die präzise Lenkung benötigt man jetzt Kraft. Die Gänge wechseln blitzschnell. Die Soundkulisse wird aggressiver. Nun klingt der TT etwas künstlich nach Formel1-Fehlzündungsexplosionen. So richtig will das meinen Ohren nicht ins Bild eines 4-Zylinders passen. Aber besser unnatürlich, als gar kein Sound. Vielen wird’s gefallen. Zwischen diesen beiden extremen Modi rangiert die Automatik-Einstellung. In ihr ist der Spritverbrauch optimiert und man ist gut gewappnet für die meisten Situationen im Alltag.

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Für das TT Cabrio stehen, wie gesagt, zwei Vierzylinder-Turbobenziner zur Wahl, die auf dem gleichen Basismotor aufbauen. 230 und 310 PS! Das bedeutet dann 4,9 gegenüber 6,1 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer. Klingt nach zwei Welten. Doch fährt man den kleineren Motor, so spürt man, dass der sehr viel Power hat. Vor allem beim Herausbeschleunigen scheint das mehr als ausreichend.

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Erst ab Tempo 120 und in hohen Drehzahlbereichen sticht der TTS Motor deutlich hervor. Dritter Motor ist die dieselgetriebene Vernunft-Variante. Das ist ein 184 PS starker Zweiliter-Common Rail Antrieb. Dieser 2-Liter Turbodiesel lässt das TT Cabrio leise und verbrauchsgünstig dahingleiten. Er ist nicht mit dem Allradgetriebe kombinierbar, bildet aber eine gelungene  Kombination aus Vernunft und Spaß. Mit 4,3 Litern Durchschnittsverbrauch ist er der Schwabe unter den TTs. Aber auch die beiden Benziner sind keine Säufer oder Umweltschweine, sie gönnen sich runde 5-6 Liter auf 100 Kilometer. Diese günstigen Verbrauchswerte in Kombination mit hoher Beschleunigungskraft erreicht der TT nicht zuletzt durch das mit 1,3 Tonnen relativ geringe Gewicht. Die lediglich 39 Kilogramm wiegende Stoff-Haube trägt dazu bei, dass das TT Cabrio nur 90 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, als das Coupé.

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Das Fahren auf kurvenreichen Bergstraßen zeigt, wie wertvoll der Quattro-Antrieb sein kann. Schiebt der hinterrad-getriebene Diesel oft leicht über die Front, lässt der Allrad-Benziner kaum ein Rutschen zu und „klebt“ im Dynamik-Modus souverän auf der Straße, ohne dabei übertrieben hart zu sein. Zum Glück bieten die Sportsitze tollen Seitenhalt. Der Allradantrieb ist flexibel und variabel eingestellt. Rutscht ein Reifen oder dreht er durch, wird die Kraft kurzerhand an die andern Räder umgeleitet. So zieht sich der Audi immer wieder selbst in die Spur. Mehr Sicherheit geht kaum.

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Fazit

Schön dass es weiterhin Cabrios gibt. Denn sie sind nicht nur ein Sommernachtstraum. Sie sind offenes Fahrvergnügen pur. Was dieser Traum kostet? Der kleine Benziner ist ab 35.000 Euro zu haben. Für die Allradversion werden 2.250 Euro mehr fällig. Den TTS mit seinen 310 PS und manueller Schaltung bekommt man ab 52.000 Euro, Quattro inklusive. Den vernünftigen Selbstzünder darf man ab 38.700 sein Eigen nennen. In allen Fällen erhält man dafür ein technisch hochmodernes Auto in dessen Brust gleich zwei Herzen schlagen. Das des dynamisch klebrigen Kurvenjägers und das des entspannten High-Tech-Cruisers. Durch seine leisen Innenraumgeräusche hat der  TT Roadster sogar Langstreckenqualitäten. Mein Herz schlägt Cabrio.

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