Das ideale Paar: Fahrrad und Campingbus
Das Fahrrad gehört zu Deutschland wie die Currywurst zu Berlin oder die Maß nach München. Jeder Haushalt in der Bundesrepublik besitzt rein statistisch gesehen 1,88 Fahrräder, mit 72 Millionen beziffert der Zweirad-Industrieverband den Bestand. Und das Strampeln auf zwei Rädern ist die beliebteste Outdoor-Sportart der Deutschen. Vor allem Reisemobilurlauber wollen das Bike in den Ferien nicht missen, es ist das ideale Transportmittel vom Stell- oder Campingplatz zum Einkaufen ins nächste Städtchen, bietet sich als idealer Begleiter für die Erkundung der Umgebung an und erlaubt auch Ausflüge bis in den späten Abend, wenn die Schranken des Camps geschlossen sind und das Reisemobil nicht zum Standplatz zurückkehren könnte.
Nach dem Sporteln: Freiluft-Dusche auf dem Parkplatz
Aber auch für den sportlichen Tagestrip harmonieren Reisemobil und Fahrrad perfekt. Schnell sind die Bikes eingeladen und es geht hinaus aufs Land oder für Anspruchsvollere ins nächste Mittelgebirge. Und selbst wenn der eine oder andere Anstieg durchaus schweißtreibend ist, besteht nach der Rückkehr zum Waldparkplatz kein Hygieneproblem. Selbst Campingbusse ohne Waschraum an Bord lassen sich mit einer Außendusche ausrüsten, mit der die Radsportler den Staub der Straße herunterspülen können. An der geöffneten Heckklappe befestigt, besteht an Bewegungsfreiheit kein Mangel. Findige Köpfe knüpfen außerdem einen Duschvorhang an und schaffen sich so einen ganz privaten Bereich auf ihrem Stellplatz. Der ans Brausevergnügen anschließende Besuch im Waldgasthof, bei dem sich die verbrannten Kalorien wieder auffüllen lassen, gelingt also ganz sorgenfrei.Das Fahrrad reist außenbords mit
Der Transport der Fahrräder ist gerade mit einem Reisemobil denkbar einfach. Bis zu vier Räder passen auf die handelsüblichen Trägersysteme, die an der Heckklappe der wendigen Campingbusse befestigt oder an der Rückwand eines großen Reisemobils verschraubt werden. Vorteil der Campingbusse: Es müssen keine Löcher in die Außenwand gebohrt werden, was zu Problemen mit der Dichtigkeit führen könnte. Entscheiden sich die Camper für die schwereren E-Bikes, so erlaubt die Traglast der meisten Systeme immer noch die Mitnahme von zwei Fahrrädern.
Warntafeln im Süden Vorschrift
Das Fahrrad bietet auch unter Berücksichtigung der Kosten Vorteile. Wer etwa einen Motorroller oder ein Motorrad mit seinem Reisemobil transportiert, muss in der Schweiz bei der Autobahnnutzung auch für das motorisierte Zweirad eine Vignette erwerben und aufkleben. Fahrräder dürfen bislang noch gratis dabei sein, auch wenn die cleveren Eidgenossen für Einheimische längst eine Fahrradabgabe eingeführt haben, die zur Nutzung der Radwege berechtigt. Aber auch andere Vorschriften gilt es bei der Fahrt in den Urlaub mit dem Fahrrad im Gepäck zu beachten. So müssen auf dem Fahrradträger beförderte Bikes in Italien und Spanien mit einer rot-weiß schraffierten Warntafel am Fahrzeugheck gekennzeichnet werden. Die Tafel muss die Maße 50 mal 50 Zentimeter aufweisen. Perfide ist, dass sie bei Fahrten in Spanien an ihren Rändern einen schwarzen Rahmen tragen muss, Italien dagegen verlangt einen weißen Rand. Profis nutzen schwarzes Isolierband und sorgen so für den Rand, wenn die Fahrt auf die iberische Halbinsel führt. Das spart die Kosten für eine zweite Warntafel.Gut gesichert
Allerdings erfreuen sich Fahrräder nicht nur bei ihren Nutzern größter Beliebtheit, auch Diebe haben die oft teuren Bikes als lohnende Ziele ihrer Beutezüge entdeckt. Im vergangenen Jahr wurden allein in Deutschland 340.000 Fahrrad-Diebstähle gemeldet, die Aufklärungsquote liegt bei schlappen zehn Prozent. Daher ist es ratsam, das Fahrrad beim Transport nicht nur mit den vorhandenen Spannbändern und Haltestreben korrekt gegen ein Herunterfallen oder Verrutschen zu sichern, sondern auch mit geeigneten Schlössern unberechtigten Zugriff zu unterbinden. Als besonders widerstandsfähig gegen Aufbruchversuche haben sich Faltglieder-Schlösser aus Stahl erwiesen, auch Bügelschlösser aus gleichem Material gelten als sicher. Bei ihnen sollte jedoch nicht gespart werden, bei billigen Produkten ist häufig zwar der Bügel solide, aber die Schließspange, mit der er gesichert werden soll, leicht aufzubrechen. Etwa zehn Prozent des Kaufpreises des Fahrrads sollte für ein Schloss ausgegeben werden, so der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club ADFC. Es versteht sich von selbst, dass die Bikes beim Transport am Campingbus oder Reisemobil mit diesem über ein Schloss verbunden sein muss. Hierfür taugen vor allem die Grundhalterungen, die am Fahrzeug befestigt sind. Die leichten Aluschienen, in denen die Räder stehen, lassen sich mit einer beliebigen Blechschere allzu schnell aufschneiden und machen ein an ihnen befestigtes Schloss – so solide es auch sein mag – weitgehend wirkungslos.
Auf dem rechten Weg
Die Navigation am Urlaubsort wird längst nicht mehr mit traditionellen Fahrradkarten erledigt. In den Ferien wird digital geplant. Ständig erscheinen neue Apps, die stets aktuelle Informationen über Android-Smartphones oder Smartwatches vermitteln und ihre Nutzer sicher ans Ziel führen. Bis zu 7000 Ausflüge werden allein in Deutschland geboten, einige Anwendungen laden die Navigations-Hinweise und touristischen Anmerkungen vor dem Tourenstart herunter und weisen so ohne Internetverbindung den Weg, die ja in abgelegenen Gebieten nicht immer gewährleistet ist. Als Basis nutzen die meisten Apps topographische Karten im Maßstab 1:25.000. Sie nennen den Schwierigkeitsgrad, zeigen Bilder, geben die aktuellen Wetterinformationen und weisen ein Höhenprofil aus. Außerdem gibt es sogar sprachgeführte Navigation, bei der jeweils der aktuelle Standort, die nächste Wegkreuzung und die Fahrzeit bis zum Ziel angezeigt werden. Die Verbindung von Fahrrad und Reisemobil ist also eine ideale Steigerung der Urlaubsqualität und des Freizeitvergnügens. Denn selbst, wer mit einem vollkommen alltagstauglichen Campingbus unterwegs ist, findet auf zwei Rädern in den malerisch-verträumten Dörfchen des Friaul, den pittoresken Fischerdörfern an der Mittelmeerküste oder auch in den verwinkelten badischen Winzer-Gemeinden den noch schöneren Weg.
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