Der neue Smart Forfour – Sein Terrain ist und bleibt die City
Der Smart. Wegen seiner Praktikabilität begehrt. Vorwärts leicht in querliegende Parklücken flitzen. Rückwärts behände Manövrieren. Mit dem Roller-Gefühl durch enge Großstädte jagen. Dabei den Wow-Effekt genießen. Smart war und ist hipp.
Wer sich einmal mit einem großen Auto durch Metropolen wie Rom oder Paris quälen musste, der weiß, wo die Vorzüge eines Smart liegen. Zugegebener Maßen war der 4-sitzige Smart, den Mitsubishi gebaut hat, nie ein Gassenhauer, seine Verkaufszahlen einfach zu gering. Schon 2006 wurde seine Produktion konsequent eingestellt. Seit November läuft der neue Forfour beim Kooperations-Partner Renault gemeinsam mit dem neuen Twingo vom Band.
Damit wollte man im Daimler Konzern, ganz schwäbische Art, Kosten im Vergleich zur reinen Eigenentwicklung sparen und die Produktion rationalisieren. Um den fünf-türigen Smart wieder in die Erfolgsspur zu lenken, werden selbstredend steigende Absatzzahlen benötigt. 80 Zentimeter längeren (3,49 Meter) als der Fortwo ist der neue Forfour. Gibt das ausreichend mehr Platz? Hat der neue Forfour nun größere Chancen auf einen Platz in der Familie. Unser Test soll Antworten geben.
Seine Optik: Ein smartes Gesicht mit weit aufgerissenen weichen Kulleraugen kennzeichnet den ForFour. Seine Front ist kaum vom Fortwo zu unterscheiden. Die Designer haben ihn modern gezeichnet und in fließende Formen gegossen. Auch die Rückleuchten am Hinterteil entzücken und setzen in ihrem LED-Design auffällige Akzente. Das Blech-Kleid überzeugt auf Anhieb. Beim Einsteigen bemerkt man, dass die Fußraum-Tiefe auf einstiegskanten-Niveau liegt. Bei anderen Autos befinden sich die Beine wesentlich tiefer. Doch daran gewöhnt man sich ebenso gerne wie an das große freistehende Navigationsdisplay. Ein Designmerkmal, das uns aus den neuen Mercedes-Modellen wohl bekannt ist.
Insgesamt gefällt der Innenraum durch seinen Lounge-Charakter und seine akzentuierte Modernität. Doch was die einen sehr schätzen mögen, ist den anderen vielleicht ein Stück zu viel des Guten. Weiße Hartplastik-Komponenten sorgen für einen coolen Look, für manche vielleicht unterkühlt. Ablagemöglichkeiten gibt’s in Hülle und Fülle, das ist genauso clever und durchdacht wie die kinderleicht umklappbaren Rücksitze. Stauraum stellt der neue Forfour von 185 bis 975 Litern zur Verfügung. Das macht ihn trotz seiner geringen Ausmaße zum kleinen Raumwunder.
Jetzt wird gefahren: Smart steht für Spritzigkeit und einen Verbrauch bei dem man sich vorm Tanken nicht fürchten muss. Zwar lehrt der Smart mit einem Beschleunigungswert von 11,3 Sekunden auf Tempo 100 niemanden so recht das Fürchten, doch reichen die 90 PS (66 kW) des 3-Zylinder-Turbo-Benziners alle mal aus, um durch Städte zu düsen oder die ein oder andere Landstraße glatt zu bügeln. Klassische Ampelduelle wird man trotz Heckantrieb hingegen eher seltener für sich entscheiden. Selbst auf der Autobahn hat man trotz der geringen Ausmaße und des kurzen Radstands ein sicheres Gefühl. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 165 Stundenkilometern liegt im akzeptablen Bereich, wobei es für meinen Geschmack für Fahrten auf deutschen Autobahnen etwas mehr sein dürfte.
Ein nicht unerhebliches Problem dieses Motors: Den Normverbrauch von 4,3 Litern erreichen wir trotz sparsamem Gas-Fuß nicht mal annähernd. Auf unseren Testfahrten verbrauchte unserer Forfour runde 6 Liter. Das liegt zwar im Rahmen, sollte aber bei einer modernen Motoren-Generation zu unterbieten sein.
Der Federungskomfort des Smart Forfour überzeugt genauso wie die ausgesprochen leichtgängige und knackige Handschaltung. Sein Wendekreis ist mit 8,65 Meter zwar etwas größer als beim kleinen Bruder (6,95 Meter) ausgefallen, aber im Wettbewerbsvergleich noch immer angenehm gering. Die größte Stärke des Smart und gleichzeitig das Terrain auf dem er sich am wohlsten fühlt, ist und bleibt die City. Hier wird der Forfour weiter in enge Parklücken passen und dabei stolzen SUV Fahrern die innere lange Nase zeigen können. Mein Tipp: Die 345 Euro teure Rückfahr-Kamera, wie ein Zyklopen-Auge im Smart Emblem versteckt und gestochen scharfe Bilder liefernd, hilft ungeliebte Parkrempler zu vermeiden.
Fazit:
Der Smart Forfour ist cool, stylisch und weiterhin kein Schnäppchen. Nicht allein junge Familien werden seine 4 Türen und das erstaunlich große Platzangebot (auf den Rücksitzen) zu schätzen wissen. Ob sich eingefleischte Smart-Fahrer mit dem Produkt auf Renault-Basis anfreunden wollen, bleibt indes abzuwarten. All diejenigen, die der schwäbischen Marke treu bleiben wollen, müssen mit 13.930 Euro (für die 66 kW-Variante) vergleichsweise tief in die Tasche greifen.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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