Des Lehrers neue Lieblinge ?- Volvo V60 und S60 Cross Country
Das Klischee mit der Automarke für Lehrer und Studienräte zu sein, bekommt Volvo wohl nicht so schnell los. Was eigentlich schlecht daran ist? Nichts. Denn der Erfolg bei dieser bekanntlich nicht ganz einfachen Zielgruppe ist für die schwedische Automarke mit chinesischem Eigentümer eine Art Auszeichnung. Nicht allein diese aktive Zielgruppe dürfte nun hellhörig werden, wenn gleich zwei neue Modelle bei den Volvo Händlern warten. Wem die Entscheidung bislang schwer fiel: praktische Familienkutsche oder doch lieber stylischer Geländewagen? Dem bietet Volvo nun eine kombinierte Lösung. Den V60 Cross Country und der S60 Cross Country.
Zunächst ein paar Begriffserläuterungen: Bei Volvo steht das S für Limousine, das V für Kombi. Und der Zusatz „Cross Country“ findet sich seit 1997 an Volvo-Kombis im robusten Offroad-Look. Nahezu jedes zehnte verkaufte Volvo-Modell ist heute ein Cross Country. Zusammen mit den XC-Modellen in der SUV-Kategorie weist damit nun fast jedes zweite in Deutschland verkaufte Volvo-Modell Geländefähigkeiten und erhöhte Bodenfreiheit auf.
Was ist nun bei den beiden neuen Modellen anders? Um exakt 6,5 Zentimeter sind die beiden Mittelklasse-Autos höher gelegt worden, das bedeutet gut 20 Zentimeter Luft unterm Bodenblech. Das gilt auch für die Limousine. Und das ist einzigartig. Die Limousine ist der erste ihrer Art, und damit etwas gewöhnungsbedürftig. Auf dem deutschen Markt werden die Limousinen wohl keine große Rolle spielen. Ledig 5 Prozent der Verkaufszahlen wird die Limousine ausmachen, erwartet Volvo-Geschäftsführer Thomas Bauch.
Mit der um 65 Millimeter höheren Bodenfreiheit bewegt sich der Cross Country auf SUV-Niveau. Was unter anderem eine angenehme, höhere Sitzposition, somit einen besseren Überblick im Straßenverkehr und einen leichteren Ein- und Ausstieg mit sich bringt. Auch hoch genug, um beim Überfahren von Bordsteinkanten oder auf hügeligem Gelände den Cross Country vor Kratzern zu verschonen.
Der Offroad-Charakter wird durch den angedeuteten Unterfahrschutz vorn und hinten, sowie die markanten Radhausverbreiterungen verstärkt. Das Volvo-typische Wabenmuster im Kühlergrill ist natürlich auch bei den beiden Cross Country Modellen Teil der Volvo-Optik. Die Volvo-Designer scheinen ihr Handwerk zu verstehen.
Und auch im Innenraum findet sich das für die Marke so typische gradlinige Design wieder. Alle Materialien vermitteln einen hochwertigen Eindruck und scheinen gut verarbeitet. Das Bedienkonzept in der Mittelkonsole des V60 überfordert allerdings mein Auge. Viele kleine Tasten. Welche Taste wofür? Das alles lenkt mich vom Fahren ab. Doch das ist wohl alles nur in der Eingewöhnungsphase ein Thema.
Rund 30 Prozent aller Volvo-Fahrzeuge werden in Deutschland mit Allradtechnik ausgestattet. Während der Kombi auch ohne Allrad zu bestellen ist, gibt es die ungewöhnliche Limousine ausschließlich als Allrader, nur in der Top-Ausstattung ,,Summum“, nur mit zwei Motorenoptionen. Dem Zweiliter-Vierzylinder-Diesel und dem gleichstarken 2,4 Liter Fünfzylinder Benziner. Beide leisten 140 kW bzw. 190 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 205 Stundenkilometern angegeben. Die Beschleunigung mit 8,9 Sekunden von null auf 100 km/h.
Der Sportkombi V60 Cross Country wird in drei Ausstattungslinien angeboten. Ein Benziner und drei Dieselmotoren stehen als Antriebe zur Wahl. Der Benziner trägt, lieb gewordener Volvo-Tradition folgend, die Typbezeichnung T5, obwohl er nur vier Zylinder hat. Diese vier holen turbo unterstützt aus 1.969 ccm Hubraum 180 kW bzw. 245 PS. Während der T5 serienmäßig mit einer Geartronic Acht-Gang-Automatik gekoppelt ist, steht das Automatikgetriebe für den Monoturbo-D3 und den Biturbo-D4 nur optional als Alternative zum Sechsgang-Schaltgetriebe zur Verfügung.
Der D3 (100 kW / 150 PS) braucht 9,1 Sekunden von null auf 100. Der D4 (140 kW /190 PS) in nur 7,8 Sekunden. Schnellster der Crossover-Kombis ist der T5 mit 210 km/h und 6,6 Sekunden von null auf 100 km/h.
Der Fahrkomfort im V60 hat mich nicht wirklich überzeugt. Unebenheiten des Straßenbelags spürt man im Nackenbereich. „Straffes Fahrwerk“, murmelt mein Mit-Tester. Ich kann nur zustimmen. Angenehm leise ist es allerdings im Innern, man fühlt sich auf Anhieb wohl. Ein Nachteil dürfte der etwas zu klein geratene Kofferraum sein. Der lässt sich allerdings von 430 auf 1241 Liter erweitern, wenn man auf die Sitzplätze der zweiten Reihe verzichtet.
Es ist nicht zuletzt wohl das hohe Sicherheitsniveau von Volvo, was Lehrer und Studienräte an der schwedischen Marke seit jeher so lieben. Heute sind die Volvos serienmäßig mit dem City Safety System ausgestattet, das Unfälle bis zu einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern verhindern oder zumindest die Unfallfolgen deutlich abschwächen kann. Volvo bringt eine ganze Palette an elektronischen Assistenzsystemen mit, die dem Sicherheitsbedürfnis seiner Kunden entgegen kommen. Sei es der automatische Notbremssystem, der neben Autos auch Fußgänger und Radfahrer erkennt. Oder die Hilfe beim Halten und Wechseln der Spur. Wobei. Das Piepsen kann auch ziemlich nerven. Auch die Totwinkelüberwachung, der Verkehrszeichenscanner und der intelligente Fernlicht-Assistent mit adaptiver Leuchtweitenregulierung sind als Systeme, die die Sicherheit erhöhen nicht mehr wegzudenken.
Besonders schnell schätzen lernt man den „Cross-Traffic-Alert“, der beim rückwärtigen Ausparken die Umgebung überwacht und den Fahrer vor Querverkehr sowie vor Fußgängern und Fahrradfahrern warnt, selbst wenn dieser ihn noch nicht erkennen. Etwa, weil ein große Fahrzeug die Sicht versperrt. Noch was vergessen? Genau. Das optionale „Driver Alert System“ warnt den Fahrer vor Übermüdung.
Fazit:
Schönes Auto. Unschön sind die Preise. Klar. Sicherheit ist wichtig. Und für die Sicherheit muss man tief in die Tasche greifen. Für den Superkombi V60 Cross Country sollte man dort mindestens 36.350 Euro finden. Die Limousine S60 Cross Country, die nur in der höchsten Ausstattung mit großem Diesel bestellbar ist, kostet mindestens 43.840 Euro. Kann sich das ein Lehrer locker leisten? Wohl nicht. Und der Durchschnittsverdiener wird sich wohl eher für vergleichbare Fahrzeuge anderer Hersteller ohne Premium-Attitude entscheiden müssen. Für alle anderen: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack (und Anspruch) zu haben.
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Cornelia Weizenecker
Ich bin die Frau bei Der-Autotester.de. Autos sehe ich nicht durch die rosarote Brille. Von heißen Kisten bleibe ich (meist) unbeeindruckt. „Hauptsache es fährt“, lasse ich aber auch nicht durchgehen. Ganz im Gegenteil. Ein Auto muss für mich vor allem alltagstauglich, umweltschonend und bezahlbar sein. Nur bei Cabrios und Oldtimern kann ich schwach werden. Elektroautos bringen mich zum Strahlen.
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