2020 Opel Insignia Sports Tourer (174 PS) – Gutes noch besser gemacht
Früher war Opel auch bei den fetten Autos vorn mit dabei. Für Menschen in meinem Alter sind Modelle wie Kapitän, Admiral und Diplomat nach wie vor ein Begriff. Senator und Monza folgten. Aber danach war Schluss mit den großen Limousinen. Erst als der Insignia 2008 auf den Markt gekommen ist, knüpften die Rüsselsheimer wieder an ihre Tradition mit mächtigen Limousinen an. In der Folge konnte der Insignia offensichtlich überzeugen, denn mehr als 1,2 Millionen Insignia-Exemplare fuhren seither zu den Kunden.
Nun, in der Mitte des üblichen Lebenszyklus, bekommt die zweite Generation des als Limousine und Kombi angebotenen Insignias eine optische Auffrischung an der Front, neu entwickelte Motoren, moderne Assistenten und technische Verbesserungen im Detail. So soll das Modell, das noch noch in General Motors Zeiten entwickelt worden ist, für die nächsten 2 – 3 Jahre attraktiv gemacht werden. Der Einstiegspreis für die 4,89 Meter lange Limousine (Sports Tourer 10 cm länger) liegt bei 29.965 Euro. Der zehn Zentimeter längere Kombi – (bei Opel Sports Tourer genannt) – kostet runde 2.000 Euro mehr.
Die Front des Insignia wurde optisch breiter angelegt. Die Chromspange ist im nun haptischeren Grill weiter nach unten gewandert. Schon in der Basis bekommt der Insignia LED-Leuchten, die nun deutlich schmaler ausfallen. Auch das unterstützt ist größere Nähe des Autos zur Straße, auf der es dadurch satter zu liegen scheint. Das optionale Matrix Licht (Inetllilux-Pixel) erhöht die Anzahl von LEDs je Scheinwerfer von 16 auf 84. So kann der Gegenverkehr oder vorausfahrende Fahrzeuge gezielt ausgeblendet werden. Was gesehen werden muss ist heller, was nicht geblendet werden soll, wird aus dem Scheinwerferkegel gefiltert.
Die Lichttechnik verbraucht zudem weniger Energie als herkömmliche Scheinwerfer, das schont den Generator und senken damit den Verbrauch. Dieses Ziel verfolgt auch die Verkleidung des Unterbodens und die sogenannten Aero-Shutter, eine Art Jalousie, die bei niedriger Last den Kühlergrill automatisch verschließt. Der Luftwiderstandsbeiwert des Insignia konnte durch diese Maßnahmen auf 0,25 gesenkt.
Die Einstiegsmotorisierung bildet der 90 kW / 122 PS starke 1,5-Liter-Drei-Zylinder-Diesel, dessen CO2-Ausstoß von 99 Gramm je Kilometer zu den effizientesten in dieser Klasse gehört. Wir haben den 2-Liter-Diesel mit seinen 128 kW / 174 PS Leistung (in der Ultimate-Linie) getestet, die jedoch mindestens 39.000 Euro kostet. Trotzdem soll dieser Antrieb den größten Anteil bei den verkauften Motoren einnehmen. Daneben gibt es einen Benziner mit 170 PS (125 kW) und mit 200 PS (137 kW). Letzterer nutzt die Abschaltung von von zwei Zylindern, um bei geringer Leistungsabfrage einen günstigeren Verbrauch zu erzielen. Im Praxisbetrieb geschieht die Ab- oder Zuschaltung der Zylinder automatisch und unmerklich. Darüber gibt es den Insignia Gsi (Benziner) mit 169 kW / 230 PS Leistung. Rund zwei Drittel aller Insignias kommen als Sports Tourer (Kombi) und mit Diesel-Antrieb auf die Straße. Für einen E-Antrieb, Hybriden oder Plug-in-Hybriden ist die Insignia-Plattform bei seiner ihrer Entwicklung noch nicht vorbereitet worden.
In seiner Basis kommt der Insignia mit einem manuell geschalteten Sechs-Gang-Getriebe. Gegen Mehrpreis von 2.250 Euro gibt es das in dieser Fahrzeugklasse wohl von den meisten favorisierte achtstufige Automatikgetriebe, mit dem auch unser Testwagen versehen war. Ebenfalls gegen Mehrpreis bietet Opel für die stärkeren Maschinen einen Allradantrieb an, der jedoch nicht permanent arbeitet, sondern per Knopfdruck vom Fahrer zugeschaltet werden kann. Eine kluge Lösung, die den Verbrauch reduziert, weil der Antrieb an jedem Rad nur bei Bedarf aktiviert wird.
Weil der Insignia oft viel oder weit gefahren wird, ist seine Langstreckentauglichkeit von Bedeutung. Das Rüsselsheimer Top-Modell hat hier einiges zu bieten. So die AGR-Sitze (Aktion Gesunder Rücken), die beheiz- und kühlbare Vordersitze mit Massagefunktion. Aber auch die Rücksitze können beheizt werden, ebenso der lederbezogene Lenkradkanz. Für mehr Sicherheit sorgen im überarbeiteten Insignia moderne Assistenten und ein optionales Head-Up-Display. Ein elektro-hydraulische Berms-System lässt den Bremsdruck 3 x schneller entstehen ohne den Druck auf das Bremspedal erhöhen zu müssen. Das adaptive Fahrwerk sorgt voll-automatisch für die in jeder Fahrsituation beste Abstimmung.
Fazit
Unser Testwagen mit dem 174 PS Diesel beschleunigt den Insignia Sports Tourer über die 8-Gang-Automatik in 8,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Erst bei 225 Stundenkilometern ist Schluss mit lustig. Der aufgefrischte Insignia ist bestens abgestimmt, sein Fahrverhalten in allen üblichen Fahrsituationen ohne Fehl und Tadel. Auch seine Bedienung zeigte sich uns intuitiv und nicht über-digitalisiert. Der Insignia Sports Tourer ist ein Auto, in das man bequem einsteigt, bestens sitzt und das sich leicht bedienen lässt. Wer viel Platz für Mitfahrer und Gepäck (bis über 1.600 Liter) braucht und nicht unbedingt hoch sitzen möchte, ist mit dem neuen Insignia zu einem bezahlbaren Preis wirklich gut bedient. Schade, dass die Garantie nicht länger ist und der Preis-Sprung vom 122 PS Diesel auf den 174 PS Diesel (trotz besserer Ausstattung) mit 10.000 Euro so hoch ausfällt.
Technische Daten:
Opel Insignia Sports Tourer 2,0 Diesel Facelift
Länge x Breite x Höhe (m): 4,99 x 1,94 x 1,50
Radstand (m): 2,83
Motor: 4-Zylinder-Diesel, 1955 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 174 PS (128 kW) bei 3500 U/min
Max. Drehmoment: 380 Nm bei 1500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,9 Sek.
NEFZ-Durchschnittsverbrauch: 5,6 Liter
Effizienzklasse: A
CO2-Emissionen: 113 g/km (Euro 6d)
Leergewicht / Zuladung: min. 2110 kg / max. 590 kg
Kofferraumvolumen: 560 – 1665 Liter
Max. Anhängelast: 1500 kg
Wendekreis: 11,7 m
Wartungsintervalle: 20 000 km
Garantie: 24 Monate
Basispreis: 39.695 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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