Mit dem Hyundai Kona Elektro – nonstop – von Frankfurt nach Paris
Die Reichweite von Elektroautos ist ihre kritische Größe. Nicht auf dem Papier. Nicht nach Normen. Allein die Realität zählt. Denn wenn der Akku-Pack leer ist, geht einfach nix mehr. Da hilft nix. Also haben wir die Probe aufs Exempel gemacht und sind mit dem Kona Elektro von Frankfurt gen Paris aufgebrochen. Dazu haben wir den Hyundai Kona Elektro mit der 64 kWh Batterie und dem „großen“ Motor verwendet. Wir haben das Elektroauto auf öffentlichen Straßen unter realen Bedingungen bis zum Stehen-bleiben getestet. Das macht man eigentlich nicht, weil dann nur noch Abschleppen hilft. 
Woher kommt der Strom – oder wie umweltverträglich fahren Elektroautos?
Aus der Steckdose. Woher sonst? Aber im Ernst. Würde man die Energie für das elektrische Fahren zu einem großen Teil aus Wind-, Sonne-, Wasserenergie – also aus regenerierbaren Quellen – gewinnen, wäre das prima. Leider sieht der durchschnittliche Strom-Mix anders aus. Kohlekraftwerke tragen noch immer einen gewaltigen Teil der Stromproduktion bei. Dadurch ist der Stickoxid-Ausstoß durch das Fahren mit Elektroautos gegenüber Benzinern und Dieseln nicht vorteilhaft. Auch die Herstellung der Akkus ist problematisch. Denn die für ihre Herstellung benötigten seltenen Erden werden teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen.
Der Kona Elektro soll 482 Kilometer schaffen
Der Kona Elektro mit seiner 4.16 Meter langen Karosserie, der leicht erhöhten Sitzposition, dem familientauglichen Platzangebot (sub-kompakt-SUV)
Der Preis macht den Unterschied
Schon für 34.600 Euro gibt es den Hyundai Kona E mit der 39.2 kWh-Batterie und dem „kleinen“ 100 kW Motor. 39.000 Euro werden fällig für die 64 Kilowatt Batterie und dem 150 kW-Motor. Der Audi e-tron schafft mit 500 Kilometern zwar eine ähnliche Reichweite, kostet aber 70.700 Euro und damit beinahe das Doppelte, als der Hyundai Kona E. Über Tesla wollen wir nicht reden. Weitaus zu teuer oder nicht verfügbar. Und wo ist der Haken beim Hyundai? Schafft er in der Realität nicht wirklich die 482 Kilometer?

Den Tempomaten haben wir auf Strich 80 km/h eingestellt. Haben beim schneller Fahren den Windschatten von mächtigen Brummis genutzt. Und natürlich darauf geachtet, dass beim Rekuperieren möglichst viel Energie gewonnen wird. Wir nutzten den Eco-Modus. Und wir schalten alle nicht notwendigen Stromverbraucher aus. Klimaanlage! Nicht für uns. Lüftung? Heizung? Alles aus! Sitzheizung? Niemals. Radio? Auf keinen Fall. Wir nutzen nicht mal den Scheibenwischer. Stellen LED-Leuchten und das Infotainment Systems auf die dunkelste Stufe. Handyladen? Keinesfalls.


Schafft der Kona E die anvisierte Reichweite?
Wir kommen tatsächlich – ohne nachzuladen – innerhalb des Zeitlimits am 482 Kilometer entfernten Ziel an. Da zeigt der Bordcomputer noch eine Restreichweite von 21 Kilometern an. Wir sind also – bei etwa 16 Grad Außentemperatur – auf homogener, aber hügeliger Strecke mit wenig Stadtverkehr insgesamt 503 Kilometer weit gekommen. Wir finden, eine beachtliche Entfernung, die die Angst vorm Stehenbleiben in den Hintergrund drängen sollte. Die Ladedauer an einer 50-kW-Schnell-Ladestation beträgt übrigens 1:15 Stunden für die große und 54 Minuten für die kleine Batterie (auf 80 Prozent). Mit einer Stunde Pause – die man auf solchen Strecken ohnehin einlegen sollte – käme man also rund 1.000 Kilometer weit. Elektromobilität scheint endlich auch langstreckentauglich geworden zu sein. Mit solchen Reichweiten können E-Autos auch als Hauptfortbewegungsmittel genutzt werden und aus dem Schatten des Zweitwagens heraus fahren.
Technische Daten
Hyundai Kona Elektro
Länge x Breite x Höhe (m): 4,18 x 1,80 x 1,57
Radstand (m): 2,60
Motor: Permanentmagnet-Synchronelektromotor
Leistung: 100 kW / 136 PS oder 150 kW / 204 PS
Max. Drehmoment: 395 Nm
Batterie: Lithium-Polymer, 39,2 oder 64,0 kWh
Batterieleistungsabgabe (kW): 113 oder 170
Ladedauer 50-kW-Schnell-Ladestation (400 V),
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,7 oder 7,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 155 oder 167 km/h.
Normreichweite (nach NEFZ): 312 oder 482 km
Energieverbrauch (nach NEFZ): 13,9 oder 14,3 kWh/100 km
CO2-Emissionen: 0
Wendekreis (m): 10,6
Leergewicht: mind. 1610 oder 1760 kg
Zuladung: max. 410 kg
Kofferraumvolumen: 332–1114 Liter
Reifengröße: 215/55 R 17
Wartungsintervall: alle 15 000 km oder jährlich
Basispreis: 34.600 Euro
Fotos: Jan Weizenecker/Hyundai (3)
Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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