Skoda Rapid – Preiswerter Geselle mit gutem Charakter
Mit dem Rapid möchte Skoda die scheinbare Lücke zwischen Fabia und Octavia füllen. Scheinbar, weil der Rapid nahezu die Maße des bisherigen Oktavia erreicht. Aber schon Mitte Februar wird die 3. Generation des Oktavia auf den Markt kommen, die den Rapid dann erkennbar übertreffen wird. Aber nicht die Größe allein wird die beiden unterscheiden. Der Rapid soll eine konzerneigene, preiswerte Alternative zu Modellen aus Rumänien und Korea sein.
Um den Preis attraktiv zu halten, musste Skoda sparen. Daher dominiert im Innenraum relativ harte, wenig hochwertig anmutende, Kunststoffwelt. Die Gestaltung des Armaturenbretts erinnert an Autos aus den 1990er Jahren. Wer hier etwas mehr möchte, dem empfehle ich die Ausstattungsvariante „Elegance“, die auch meinen Testwagen aufwertet. Zudem bietet diese einen Ausstattungsvorteil gegenüber der Serie; so ein höhen- und längenverstellbares Lederlenkrad, eine Rücksitzlehne, die sich im Verhältnis 60:40 umlegen lässt, in der Höhe einstellbare und beheizbare Vordersitze, eine Klimaanlage, ein Brillenfach im Dachhimmel sowie Chromzierleisten an Lenkrad, Schaltknauf und Luftauslässen. Was Frauen aber auch in der vermeintlichen Premium-Ausstattung vermissen werden, ist ein Schminkspiegel an der Sonnenblende auf der Fahrerseite. Dafür machen die Sitzbezüge einen soliden Eindruck. Die Sitze des Rapid empfinde ich bequem, dabei geben sie ausreichend Seitenhalt und eine gute Oberschenkelauflage. Die Elegance-Ausstattung macht den Rapid allerdings teurer und entfernt ihn vom optisch günstigen Grundpreis von 13.990 Euro. Mein Testwagen wird zudem von 1,6 Liter Diesel Aggregat angetrieben, mit dem der Rapid schon in der Basislinie ohne jegliche Zusatzausstattung 18.410 Euro kostet.
Doch nicht alles, was mehr kostet, ist auch praktisch. So ist die Mittelarmlehne zwar bequem, herunter geklappt überdeckt sie jedoch die manuelle Handbremse. Empfehlen kann ich das wirklich hilfreiche Radio-Navigationssystem für 990 Euro. Denn es bietet neben Bluetooth (zur problemlosen Anbindung des Smartphones) auch DAB-Empfang, CD-Spieler, einen SD-Speicherkarten-Slot, einen Line-In-Audio Anschluss und einen Touchscreen. Dass jedoch ein USB-Anschluss, optional dazu bestellt werden muss, verstehe ich nicht, denn der kostet ja kaum was. Ungeschickt ist, dass der Lautstärkeregler am Lenkrad auch der Knopf zur Aktivierung der Sprachsteuerung ist. So habe ich oft unfreiwillig die Sprachsteuerung aktiviert, was dazu führte, das mein Musikgenuss immer wieder jäh von einer Frauenstimme unterbrochen wurde, die meine Befehle wissen wollte. Ansonsten empfand ich alle Bedienelemente ergonomisch sinnvoll verteilt und selbsterklärend. Richtig Spaß macht der Rapid, wenn es ab die Zuladung geht, denn er offeriert in seiner Klasse ein wohl einzigartiges Platzangebot. Mit 550 Litern Fassungsvermögen verfügt der Rapid zudem über eines der größten Gepäckabteile in der Kompaktklasse. Bei umklappten Rücksitzen wächst das Volumen sogar auf stolze 1.490 Liter.
Zudem ist die Heckklappe am Dach befestigt, da stellt selbst die Beladung von Omas 2-türigem Schrank kein Problem dar. Viele kleine Detaillösungen machen den Tschechen zum praktischen Begleiter, so Taschenhaken, Ablageflächen im Gepäckraum hinter den Radhäusern und Sicherungsnetze zum Fixieren kleiner Teile. Clever ist auch die Wendematte im Kofferraum. Auf der einen Seite sorgt ein Teppich für Wohlfühl-Atmosphäre, gewendet schützt eine Gummioberfläche vor Nässe und Schmutz. Im Tankdeckel des Rapid haben die Tschechen einen Eiskratzer verstaut. So muss keine Tür geöffnet werden, um einen verschneiten Wagen zu befreien. Extrem positiv beeindruckt hat mich der günstige Verbrauch des 77 kw leistenden Diesel Motors. In der vierzehntägigen Testphase hat mein Rapid nur 4,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer aufgezehrt. Und das ohne zum Verkehrshindernis zu werden. So habe ich ihn lieb gewonnen, den kompakten Wagen aus dem VW Konzern. Nicht weil ich ihn schön finde, aber weil dieses Wagen klasse verarbeitet ist, unaufgeregt fährt und einfach praktisch ist. Zudem knausert er bei den Spritkosten und ist mit moderner Sicherheitstechnik ausgestattet. Und er bringt mich zuverlässig von A nach B.
Ähnliche Beiträge
Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
Ähnliche Beiträge
17. November 2016
Opel bringt mit dem Grandland X das nächste Crossover-Modell
Opel gibt schon mal den Namen bekannt: Grandland X soll der große Bruder des Opel Crossland X heißen. Beide…
24. Oktober 2017
Aussterben der Autobauer in Australien
Down Under ist beim Autobau endgültig am Boden: Nachdem zuletzt schon die Hersteller Toyota und Ford die Produktion in…
1. Juli 2019
Saubere Sache: Taxifahrt im Mitsubishi Outlander
In manchen Ländern ist ein Taxi mehr als ein Auto, das Menschen gegen Bezahlung durch die Gegend chauffiert. Allein…