Porsche Cayenne S E-Hybrid – Flüsterleise Fahren mit 2.350 Kilo
Seit Oktober ist der überarbeitete Cayenne in Deutschland erhältlich. Highlight des Cayenne ist die neue Motorisierung S E-Hybrid. Nach dem Panamera S E-Hybrid und dem 918 Spyder ist dies nun der dritte Plug-in-Hybrid von Porsche und laut Hersteller der erste im Premium-SUV-Segment. Von einem Plug-in-Hybrid spricht man, wenn der verbaute Akku über das mitgelieferte Kabel an der Steckdose geladen werden kann.
Rein elektrisch ab Start
Vor zwei Wochen hatte ich die Gelegenheit den neuen Porsche Cayenne S E-Hybrid durch die Stuttgarter City zu bewegen. Der Komfort dieses Luxus-Geländewagens hat mich schon beim Einstieg begeistert. Geile Kiste! Mein Herz bummert!
Zündschloss? Stimmt, bei einem Porsche ja immer links vom Lenkrad! Nach dem Start bleibt der Porsche durch den standardmäßig aktivierten E-Power-Modus lautlos. Ungewohnt! In diesem Modus wird das Fahrzeug rein elektrisch angetrieben bis der Akku leer ist. Das Leistungsende des Elektroantriebs spüre ich durch den deutlichen Druckwiderstand im rechten Fuß. Etwas mehr Druck und der Benzinmotor wird aktiviert. So kann ich mit meinem Fuß steuern ob die Luft lokal mit Abgas belastet wird. Leistungsreserven stehen jederzeit zur Verfügung. Wenn ich an einer Kreuzung das Gaspedal zügig durchdrücke, schaltet sich der Benziner hinzu und das Auto hinter mir scheint stehen zu bleiben. Je nach Fahrweise ist nach 18 bis 36 Kilometer Schluss mit rein elektrischem Betrieb.
Im E-Charge-Modus wird vom Verbrennungsmotor neben dem Antrieb auch der Akku mit Energie beladen. Der Wirkungsgrad wird dadurch zwar nicht besser, diese Funktion kann aber trotzdem sinnvoll sein, um den Akku für neue Aufgaben zu rüsten. Denn in Zukunft werden wohl Umweltzonen eingerichtet, in denen Verbrennungsmotoren verboten sind.
333 PS + 95 PS = 416 PS
Auch um sportlich zu fahren, sollte der Akku geladen sein. Denn bei durchgedrücktem Gaspedal arbeiten beide Motoren gleichzeitig. Die 333 PS Benzinmotorleistung und die 95 PS Elektromotorleistung ergeben eine maximale Gesamtleistung von 416 PS. Die Differenz von 12 PS geht durch die unterschiedlichen Leistungskurven des Verbrenners und E-Motors verloren. Der Verbrennungsmotor erreicht die maximale Leistung bei einer Drehzahl von 5.500 Umdrehungen, der E-Motor bereits bei 2.200 Runden. Aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt er trotz seines Gewichts von 2.350 Kilo in nur 5,9 Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der Cayenne mit den zwei Herzen bei 243 Stundenkilometern. Wobei rein elektrisch 125 Stundenkilometer möglich sind.
Nicht vergessen möchte ich die serienmäßige 8-Gang Tiptronic S. Sie schaltet in Perfektion. Gangwechsel sind kaum spürbar. Begeistert hat mich auch der Abstandsregeltempostat. Im Stau stellte ich ihn auf 50 Stundenkilometer ein und das System regelte für mich den Rest. Der Abstand zum Vordermann bleibt immer konstant und wenn nötig bremst das System bis zum Stillstand ab und beschleunigt wieder. Diese Technik kostet einen Aufpreis von 1.892,10 Euro, beinhaltet aber zusätzlich Porsche Active Safe (PAS), das bei zu nahem Auffahren warnt und die richtige Bremskraft bereitstellt.
Während meiner Fahrt durch Stuttgart erreichte ich einen Durchschnittsverbrauch von 8,7 Liter auf 100 Kilometer. Ich nutzte dabei den Hybrid-Modus, in dem der E-Motor lediglich zum Anfahren verwendet wird. Für über 2 Tonnen und über 400 PS Leistung sicherlich ein akzeptabler Verbrauchswert.
Besonderheiten der E-Mobility Modelle
Alle drei E-Hybrid-Modelle von Porsche sind auf einen Blick erkennbar. Bremssättel, Modellbezeichnung am Heck und der Schriftzug “e-hybrid” auf dem vorderen Kotflügel leuchten “Acidgreen”. Diese grelle Farbe findet sich auch am Kombiinstrument. Anstelle des analogen Tacho erscheint bei den Modellen E-Hybrid-Modellen eine Anzeige zum Ladestatus der Batterie und ein Power-Meter im Kombiinstrument. Aber ich habe die analoge Geschwindigkeitsanzeige vermisst.
Mit einer kostenlosen Smartphone-App kann man den Ladezustand vom Handy aus erfahren, seiner Frau hinterher spionieren oder aus der Ferne hupen. Einen wirklichen Nutzen liefert die externe Aktivierung der Standklimatisierung, die allerdings 1.844,50 € Aufpreis kostet.
Warum also Hybrid?
Zuletzt stellt sich die Frage, für wen dieser Plug-in-Hybrid zu einem Einstiegspreis von 82.087 € eine Alternative sein kann. Denn zum gleichen Preis ist auch der Cayenne S Diesel erhältlich. Warum also zum Hybrid greifen? Aus Umweltbewusstsein eventuell. Oder um die Verbreitung einer neuen Technik zu unterstützen. Am interessantesten finde ich das rein elektrische Fahren auf Kurzstrecken.
Der Panamera ist schon über ein Jahr als S E-Hybrid erhältlich. 10 Prozent davon werden als Plug-in-Hybrid verkauft. Hauptabsatzmärkte sind USA und Skandinavien.
Hält dieses Konzept auch bald Einzug im 911er? Ich erwarte das schon beim nächsten Facelift des Porsche-Klassikers.
Fazit
Der Cayenne begeistert durch Komfort, Größe, Leistung und Effizienz. Ich bin überrascht wie gut sich der Plug-in-Hybrid von Porsche anfühlt. Wer heute schon Hybrid fahren möchte, macht hier nichts falsch. Ob es für diesen Preis wirklich die beste Motorisierung ist, sollte aber jeder für sich entscheiden.
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Bastian Meger
Als Wirtschaftsingenieur würde ich mich als Quereinsteiger in Sachen Auto-Journalismus bezeichnen. Durch meine Online-Affinität trage ich zur technischen Umsetzung und zum Marketing des Automagazins bei. Neben kräftigen Motoren und gutem Design faszinieren mich innovative Kommunikations- und Assistenzsysteme.
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