Bezahlbarer SUV kombiniert Nutzwert mit Fahrspaß – Der Nissan Qashqai im Test
Es war im Jahr 2006, als Nissan mit einem Modell mit schier unaussprechlicher Modellbezeichnung eine neue Fahrzeuggattung präsentierte. Mit dem Nissan Qashqai (Kaschkai – gesprochen) wurde das erste Crossover Modell geboren. Zunächst konnten weder Kunden noch die Fachpresse eine rechte Eingruppierung des Fahrzeugs vollziehen. Sollte es ein Golf-Gegner mit Kombiheck oder doch eher ein SUV sein, was Nissan hier verkaufen wollte? Optisch war der Wagen mit seiner kantigen, hochgebockten Form kein Anwärter auf einen Designerpreis. Trotzdem fanden die Kunden schnell gefallen an dem praktischen Crossover Konzept aus Japan. Dank hoher Sitzposition und einer verbesserten Variabilität als bei klassischen Hatchbackmodellen wurde die 1. Generation ein Kassenschlager für Nissan.
Mit Einführung der 2. Generation vor 2 Jahren wurde aus dem Crossover Modell ein klares SUV-Fahrzeug mit frechem, dynamischem Blechkleid.
Plattform und Antriebe teilt sich der neue Nissan Qashqai mit dem Renault Kadjar. Verfügbar ist der Qashqai derzeit in vier Ausstattungslinien (Visia, Acenta, N-Connecta, N-Vision und Tekna) und mit vier Triebwerken (2 Benziner und 2 Diesel). Für unseren Test stellte Nissan die stärksten Dieselmotorisierung zur Verfügung. Der Nissan Qashqai 1.6 dCi.
Stämmig steht das SUV mit seinen dunklen 18 Zoll Rädern und der hellen perlmuttweißen Lackierung vor mir. Die leicht spitz ausgerichtete Nase mit markanten LED-Tagfahrlichtern in mandelförmigen Scheinwerfern sorgt auf der Autobahn für angemessenes Überholprestige und zeigt eine klare Nissan-Familienzugehörigkeit. Die Seite mit der hoher Gürtellinie und den schwarzen Kunststoffumrandungen der Radhäuser verdeutlichen den SUV Anspruch des Nissan Qashqai weiter. Auch der am Heck angedeutete Unterfahrschutz bekräftigt den Anspruch des Japaners, nicht nur im Großstadtgetümmel daheim zu sein, sondern auch Lifestyle-Käufer zu ihren Freizeitaktivitäten begleiten zu können.
Den Nachteil einer hohen Ladekante versucht der Trendsetter mit seinem gut nutzbaren Kofferraum auszugleichen. Als clevere Detaillösung zur Erhöhung der Variabilität im Frachtabteil verfügt der Nissan Qashqai über einen variablen Laderaumboden. Besonders pfiffig sind die zwei herausnehmbaren Böden, an Hand derer sich das Gepäckabteil aufteilen lässt und so vor verrutschender Ladegut schützt. Mit 430 Litern Gepäckraumvolumen setzt der Nissan zwar keinen Klassenbestwert, ein Kinderwagen und übliches Reisegepäck finden aber dennoch problemlos Platz. Stehen größere Transportaufgaben an, so können die Rücksitzlehnen mühelos umgelegt und das Ladevolumen auf gute 1.585 Liter erhöht werden. Auch Campingfans befriedigt der Nissan Qashqai mit einer optional erhältlichen, abnehmbaren Anhängerkupplung mit einer Anhängelast von bis zu 1.800 kg.
Sind die Kinder im Fond auf ihren ISOFIX-Kindersitzen untergebracht, kann es sich der Fahrer hinter dem lederbezogenen Multifunktionslenkrad auf einem straff gepolsterten Fahrersitz bequem machen. Die Bedienung gibt selten Rätsel auf, das analoge Kombi-Instrument lässt sich gut ablesen und der 7“ große Multimedia-Bildschirm wurde ergonomisch günstig positioniert. Zum leichten Manövrieren bietet Nissan im „Qashqai N-Connect“ neben einer optischen und einer akustischen Einparkhilfe noch eine 360° Kamera, die präzises Ein- und Ausparken ermöglichen soll. Leider ist dieser Vorteil bei schlechtem Wetter oder bei Nacht schnell dahin, da die bereits schwache Detailauflösung der Kameras durch Schmutz zusätzlich getrübt wird.
Gang rein und los geht’s
Nachdem das Handy sich via Bluetooth verbunden hat und der Gurt im Schloss eingerastet ist, kann der Druck auf den Start-Knopf erfolgen. Der 1,6 Liter Dieselmotor aus dem Hause Renault entwickelt dank zweier Turbolader eine maximale Leistung von kräftigen 130 PS, die Drehmomentspitze liegt bei stolzen 320 Nm. Von der Bi-Turboaufladung merkt der Fahrer zunächst relativ wenig, denn der 1.6dCi zeigt unterhalb von 2.000 U/min eine deutliche Anfahrschwäche. Im Alltag muss deshalb eine eigentlich unnötig hohes Drehzahlniveau gefahren werden, um kraftvoll beschleunigen zu können. Ist diese Talsohle jedoch einmal überschritten, verwandelt sich das zunächst zäh wirkende Aggregat. Willig und kraftvoll dreht der kultiviert laufende Vierzylinder unter Lastanforderung aus, bis der der Fahrer die nächste Fahrstufe einlegt. Munter treibt der Bi-Turbo so den Qashqai nicht nur über die Landstraßen, sondern auch über die unbegrenzten Stücke deutscher Autobahnen mit mehr 200 Stundenkilometern. Akustisch bleibt der Motor dabei dezent im Hintergrund und entwickelt zudem kaum vernehmbare Vibrationen. Trotz des höheren Drehzahlniveaus bleibt der Verbrauch erstaunlich gering. Mit einem durchschnittlichen Kraftstoffkonsum von errechneten 6,5 l/100 km Durchschnitt kann man bei einem Fahrzeug dieser Größe gut leben.
Positiv überrascht hat mich auch das Fahrverhalten des Qashqai. Mit gutem Federungskomfort auf schlechten Fahrbahnbelegen oder Kopfsteinpflaster machte das kompakte SUV die ein oder andere Alltagsfahrt zu einer kurzen Erholungsphase. Sportliche Fahrnaturen können im Nissan Qashqai auch ihren Frieden finden. Dank der angenehm direkt arbeitenden Lenkung und einer nur sehr geringen Seitenneigung der Karosserie machen schnell gefahrenen Kurven Freude. Einzig das Feedback am Lederlenkrad dürfte etwas besser sein.
Fazit: Ein SUV kann praktisch sein und auch Fahrspaß bringen. Und dazu ist es nicht notwendig, beim Kaufpreis einen Premiumaufschlag hinnehmen zu müssen.
Das Datenblatt zum Nissan Qashqai 1.6 dCi
Motor |
1,6 l Vierzylinder Bi-Turbodiesel |
Leistung |
96 kW (130 PS) // 320 Nm |
0 – 100km/h |
9,9 s |
Vmax |
190 km/h |
Tankvolumen |
55 Ltr |
Kofferraumvolumen |
430 – 1.585 Ltr nach DIN |
Verbrauch lt NEFZ |
4,6 l/100km & 120 g/km CO2 |
Testwagenpreis |
30.610 € |
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Matthias Gill
Neudeutsch als Petrolhead bezeichnet, ist Matthias seit frühester Kindheit mit dem Thema Auto verbunden. Als Öko- und Verbrauchsking verschrien, beherrscht er aber auch die flotte Art der Fortbewegung und übt gern auch mal konstruktive Kritik. Er testet nicht nur Fahrzeuge, er lebt sie auch. Ob Motorrad, LKW oder jegliche Art von Fahrzeug, er will stets wissen was die Stärken und Schwächen sind und gibt sie offen an Euch weiter.
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