Golf GTD – Golf im Schafspelz
Mit dem Golf GTi verbindet mich eine alte Liebe. Er war mein erstes Traumauto. Und nicht nur meins. Zum Glück wurde mein kleiner automobiler Traum Wirklichkeit. Das war 1980. Automobil hat sich seither viel getan. Den GTI gibt es noch immer. Stärker und noch besser ist er geworden. Dem Fortschritt sei Dank. Und – der GTI hat einen vernunftbetonten Bruder bekommen. Auch ich bin mit den Jahren wohl vernünftiger geworden und so hatte der 14-Tage Test dieses ökonomischen und praktischen Sportwagens einen besonderen Reiz für mich.
Optisch gleichen sich der Golf GTI und der GTD zum Glück stark. Beide sind an den zusätzlichen Lufteintrittsöffnungen im Frontspoiler, an der schwarzen Wabenstruktur der Lufteinlassgitter, den vertikalen Nebelscheinwerfern, den Xenon-Scheinwerfern und dem größeren Heckspoiler erkennbar. Die optischen Unterschiede zwischen GTI und GTD liegen vor allem in der Farbe und in optischen Feinheiten. Während die Wolfsburger dem GTI traditionell eine rote Leiste im Kühlergrill verpassen, ist diese Leiste beim GTD verchromt. Auch innen macht vor allem die Farbe den Unterschied: Im GTD ist das traditionelle Karodesign der Sportsitze in kühlem Schwarz-Weiß gehalten. Beim GTI mischen sich rote Linien und Ziernähte ins Muster. Aber konzentrieren wir uns nun auf den GTD. Kommt der Diesel in punkto Fahrspaß an den GTI heran? Mit seinen 135 kW / 184 PS hat er ein paar Pferdchen weniger hat als der GTI (220 PS). Aber weil der GTD nun mal ein Selbstzünder ist, liegt er beim maximalen Drehmoment mit 380 Newtonmetern (GTI 350 Nm) vorn. Der GTD braucht 7,5 Sekunden, bis er aus dem Stand auf Tempo 100 ist. Der GTI schafft das eine Sekunde schneller. Zwar presst der Diesel den Fahrer nicht ganz so stark in die Sitze, aber mir reicht das völlig. Mit 230 km/h „Topspeed“ ist der GTD zwar 20 km/h langsamer als der GTI, aber ich denke, das lässt sich das gut verschmerzen.
Der GTD macht Spaß – auch an der Tankstelle
Seinen Trumpf spielt der überarbeitete Top-Diesel spätestens an der Tankstelle aus. Nach der Norm kommt er – handgeschaltet – zwar mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,2 Litern auf 100 Kilometern aus, auf meinen Testfahrten genehmigte er sich dann aber doch 5,7 Liter im Schnitt. Ich bin dabei – zugegeben – nicht verbrauchsorientiert gefahren. Dabei waren auch Autobahnfahrten im Bereich um 150 Kilometer pro Stunde. Grade hier macht sich der Verbrauchsvorteil des Diesels bemerkbar.
Sportlichkeit kombiniert mit Langstreckentauglichkeit
Der Golf GTD bietet neben sportlich lustvollem Fahrspaß auch Langstreckenkomfort und gelasseneres Fahren. Ich würde ihn dafür allerdings mit dem wunderbaren Doppelkupplungsgetriebe (DSG) ausstatten, das das Fahren noch entspannter macht, insbesondere im Stopp-and-Go-Verkehr. Wer unbedingt schalten möchte, der hat ja die Schaltpaddel am Lenkrad. Die Commonrail-Maschine des GTD ist ausgesprochen durchzugsstark. schon ab rund 2.000 Umdrehungen pro Minute läuft sie kultiviert und wird nie wirklich laut. Der Motorsound des GTD unterscheidet sich hörbar von anderen Autos. Er blubbert oder brabbelt, schwer zu beschreiben wie das klingt, vor sich hin. Das Sport-Fahrwerk des Golf GTD ist im Vergleich zum Allerwelts-Golf um 15 mm abgesenkt. Schon in der Basisausstattung hat er die „XDS+“ getaufte Fahrdynamikfunktion und eine besonders direkte Progressivlenkung, die von Anschlag bis Anschlag kaum zwei Lenkradumdrehungen braucht und viel Fahrspaß vermittelt. Das Fahrwerk lässt sich per Knopfdruck in drei voreingestellte Modi einstellen: Komfort, Sport und Eco. Deutlich wird das vor allem bei der Federung. Während im Sportmodus die Straße nur mäßig gedämpft bei den Insassen ankommt, filtert der Komfortmodus quasi jede Unebenheit heraus. Dieses Fahrwerk hält den Golf GTD selbst in forsch angegangenen Kurven sicher in der Spur. Die Bremsen GTD gehen kraftvoll und besonders forsch und wirksam ans Werk. Das nenne ich Bremsen im Sportmodus. Nun zum weniger angenehmen Teil: Mindestens 29.700 Euro will der VW Händler für den Sport-Diesel haben. Mit dem empfohlenen DSG-Getriebe werden es 31.250 Euro und damit mehr, als Volkswagen für seinen GTI möchte. Wer noch allerlei Assistenz- und Komfortsysteme aus der langen Optionenliste wählt, kommt in Summe leicht auf 35.000 bis 40,000 Euro. Auch der Preis ist erwachsen geworden.
Mein Fazit: Der Golf GTD vermittelt reichlich Fahrspaß bei niedrigem Verbrauch. Zwar kommt er an den GTI bei der Beschleunigung nicht ganz heran, aber er verbindet die Diesel-Vorteile mit Langstreckentauglichkeit und ordentlich Power. Mit meinem GTI von vor rund 25 Jahren hat dieses erwachsen gewordene Auto nur noch wenig gemein. Der technische Fortschritt liese ihn heute alt aussehen.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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