Ford Mustang Mach-E (2021) – Game-Changer für den Elektro-Automarkt?

Ford Mustang Mach-E (2021)

Endlich konnten wir nun den Ford Mustang Mach-E selbst fahren. Am 1. März haben wir den voll-elektrisch angetriebenen Mustang in der Hauptstadtregion ausgiebig unter die Lupe nehmen. Der 4,71 Meter lange, 1,88 Meter breite und 1,60 Meter hohe Ford Crossover soll an den legendären Sportwagen, der 1964 auf den Markt kam, erinnern und sein Mythos in die Zukunft führen. Aber genau das sorgt bei Fans der traditionsreichen Marke für Kritik. Das sei zwar ein gelungenes E-Auto, aber eben kein Mustang. Wir werden auch diese Frage beleuchten.

Ford Mustang Mach-E (2021)

Der in Mexiko vom Band laufende E-Ford passt absolut in die Zeit. Seine „First Edition“ ist längst vergriffen. Nun sagt Ford, man könne in Europa deutlich mehr Mustang Mach-E verkaufen, als man aktuell aus Mexiko bekommen könne. Das Interesse sei groß, obwohl noch kein Kunde den Mach-E fahren durfte.

Das Crossover-SUV erinnert zwar nicht auf den ersten Blick an den Klassiker mit dem Benzin-Herzen, aber spätestens bei den Heckleuchten wird deutlich, woran sich die Designer orientiert haben, als sie ihn gezeichnet haben. Aber die Aufgabe, aus einem Mustang einen Cross-Over SUV zu zaubern, war nicht einfach. Und am Ende ist man daran in meinen Augen gescheitert. Man musste scheitern. Einen solchen Klassiker in ein komplett andres Fahrzeug-Segment zu transformieren ist einfach nicht möglich. Ich denke, mit dem Namen Mach-E wäre man besser bedient gewesen. Optische Mustang Elemente hätte man ja trotzdem verwenden können. Aber mit dem Mustang im Namen, hat man unnötige Kritik heraufbeschworen. Unnötig, weil der Mach-E ein wahrlich gelungenes E-Auto ist, das im Vergleich mit Tesla und Co auch preislich attraktiv ist.

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Kommen wir zu den technischen Fakten. Der Mach-E kommt mit zwei verschieden starken Antriebseinheiten, die beide mit Heck- oder mit Allradantrieb gewählt werden können. Seine Preise beginnen bei 46.900 Euro. Aktuell können Förderbeträge von 9.000 Euro beantragt werden, so dass eine Basis-Preis von real 37.900 Euro resultiert.

Die Standard-Batterie nutzt den Akku-Satz mit Speicherkapazität von 68 Kilowattstunden (kWh), woraus sich eine WLTP-Reichweite von bis zu 440 Kilometern ergibt. Gegen Mehrpreis gibt es die Extended Range-Batterie mit 88 kWh. Sie ermöglicht eine größere Reichweite. Die rein heckangetriebene Variante kann mit voller Batterie gemäß WLTP bis zu 610 Kilometern zurücklegen, bevor es wieder aufgeladen werden muss. Mit Allradantrieb ergeben sich 400 bzw. 540 Kilometer Reichweite nach WLTP. Die Verbrauchswerte liegen zwischen 16,5 und 19,5 kWh je 100 Kilometer. Auf unseren Testfahrten mit dem großen Akku und Allradantrieb haben wir indes einen durchschnittlichen Verbrauch um die 24 kWh notiert, wobei wir eher dynamisch gefahren sind.

Inklusive Allrad-Antrieb (Dual-Elektromotor) und der größeren Batterie stellt der Mustang Mach-E 258 kW (351 PS) ein maximales Drehmoment von 580 Newtonmetern (Nm) zur Verfügung. In der Basis mit Heckantrieb bringt der Mach-E 198 kW bzw. 269 PS auf die Straße.

Die Akkus sitzen im Mustang Mach-E jeweils platzsparend zwischen den Achsen im Fahrzeugboden. Hierdurch senken sie den Schwerpunkt des Ford Mustang Mach-E (2021) und wirken sich positiv auf die Fahrdynamik des Elektroautos aus, das haben unsere Testfahrten deutlich gezeigt. Ein wasser- und stoßfester Batteriekasten schützt sie vor Feuchtigkeit und Beschädigungen von außen. Zugleich sorgt ein aktives Flüssigkeits-Kühl-und -Heizsystem für einen ausgeglichen Wärmehaushalt selbst bei extremer Witterung wie zum Beispiel Minustemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius unter Null.

Vier von fünf Besitzer von Elektrofahrzeugen laden ihr Auto daheim auf. Ihnen bietet Ford mit der Ford Connected Wallbox künftig eine besonders praktische Lösung an, mit der sich der Ladevorgang gegenüber einer konventionellen 230-Volt-Haushalts-Steckdose auf nur noch 20 Prozent der Zeit reduziert. Für den Ford Mustang Mach-E mit der Extended Range-Batterie und Heckantrieb zum Beispiel fließt innerhalb einer Stunde genügend elektrische Energie für weitere 62 Kilometer. Ein entsprechendes Ladekabel gehört zur Serienausstattung des Fahrzeugs. Der Mach-E kann zudem an Lade-Stationen bis zu einer Ladeleistung von 150 kW geladen werden. Mit ihnen ist es möglich, Strom für eine Reichweite von etwa 120 Kilometren in nur etwa 10 Minuten zu „tanken“.

Ford bietet den neuen Mustang Mach-E mit drei Fahrprogrammen an. Mit der Änderung des Fahrmodus können Elemente wie die Ambiente Beleuchtung, die Einstellungen des Infotainment-Systems sowie das Antriebsgeräusch (authentisch komponierte Sound-Effekte) beeinflusst werden.

Ford Mustang Mach-E (2021)

Neu im Segment und zum ersten Mal bei einem Ford-Fahrzeug sind die
digitale 10,2-Zoll-Instrumententafel (26 cm Bildschirmdiagonale) und der 15,5 Zoll-Touchscreen (39 cm Bildschirmdiagonale), der sich wie ein Smartphone über Wisch- und Streichbewegungen leicht bedienen lässt und komplizierte Menü-Führungen erübrigt. Richtig schön geworden und weitgehend intuitiv zu bedienen.

Im neuen Ford Mustang Mach-E feiert mit SYNC 4 die nächste, vierte Generation des Kommunikations- und Entertainmentsystems Ford SYNC ihr Debüt. Sie weist eine doppelt so hohe Rechnergeschwindigkeit auf wie das aktuelle SYNC 3-System – entsprechend schneller gelingt der Zugriff auf Navigations-, Musik- und Konnektivitätsfunktionen. Ihre Benutzeroberfläche ist lernfähig und kann sich daher schnell auf die speziellen Vorlieben des Fahrers einstellen. Updates können per sicherer Datenübertragung drahtlos aufgespielt werden – auf diese Weise wird das Ford SYNC 4-System mit der Zeit immer besser. AndroidAuto und AppleCarplay können mit einer kabellosen Verbindung zum Smartphone verwendet werden.

Eine SIM-Karte ist fest im Ford Mustang Mach-E eingebaut. Um ihre Funktionen nutzen zu können, braucht es einen Mobilfunktarif. Inzwischen gibt es spezielle Tarife fürs Auto. Der Ford Mustang Mach-E ist übrigens auch WLAN-fähig. Das ist wichtig, weil automatisch Updates (auch für die Motorsteuerung) over-the-air ins Auto kommen. Das können auch große Datenmengen sein, die den Mobilfunkvertrag stark belasten könnten. Wer also WLAN Empfang in der Garage hat, profitiert von der dort in der Regel vorhandenen Datenflat. Auf den Straßen steht dann ein Hotspot für die Insassen bereit. Da bleibt kaum ein Wunsch offen.

Unter der vorderen Haube steht ein 88-Liter-Front-Kofferraum zur Verfügung. Da er, wie die MegaBox im neuen Ford Puma, ein Wasser-Abflussventil besitzt, lässt er sich leicht reinigen. Im klassischen Kofferraum stehen weitere 402 Liter an Stauvolumen bereit. Werden die Rücksitze nach vorn geklappt, verbessert sich das Laderaumvolumen sogar auf bis zu 1.420 Liter.

Das Ambiente auf den Vordersitzen empfinde ich als richtig angenehm und modern. Die Material-Qualität ist für ein amerikanisches Auto richtig gut. Der Stoffbezug auf dem A-Brett schafft eine Lounge-Atmosphäre. Die hochklappbare Mittelarmlehne scheint zwischen den Vordersitzen zu schweben. Das auf Wunsch lieferbare Panoramadach hält dank einer speziellen Beschichtung des Glases hält es Infrarot- und Ultraviolettstrahlung fern. Dies sorgt im Sommer für einen kühleren und im kalten Winter für ein wärmeren Fahrgastraum.

Neu und besonders praktisch ist auch die „Smartphone als Schlüssel“-Technologie, die Ford an Bord des Mustang Mach-E erstmals in sein Modellangebot einführt. Das Auto hat keine konventionellen Türgriffe. Erkennt das Fahrzeug via Bluetooth, dass sich das entsprechend legitimierte Mobilgerät des Fahrers nähert, entriegelt es die Türen. Selbst zum Starten des Fahrzeugs ist es nicht nötig, das Smartphone oder einen Schlüssel in die Hand zu nehmen. Ist die Batterie des elektronischen Geräts einmal leer, lässt sich der Ford Mustang Mach-E per Geheimzahl über ein Tastenfeld auf Höhe der B-Säule öffnen. Und mit einem separaten 7-stelligen PIN-Code, der auf dem zentralen Touchscreen eingegeben wird, ist der Wagen auch fahrbereit. Man kann den Code natürlich auch weitergeben. Selbstredend sollte man sich gut überlegen, wem man den Code überlässt. Nötigenfalls kann man ihn ändern.

Fern von zuhause weist das vernetzte Navigationssystem des Ford Mustang Mach-E auf aktuelle Lademöglichkeiten entlang des Reisewegs hin und nimmt dadurch der Sorge vor einer leeren Batterie den Wind aus den Segeln. Das FordPass Connect-On-board-Modem und die FordPass App gewähren in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen NewMotion den Zugang zum FordPass Charging-Lade-Netzwerk. Mit derzeit über 125.000 öffentlichen Ladepunkten in 21 europäischen Ländern zählt es zu den größten und am schnellsten wachsenden seiner Art. Besonders praktisch dabei: Die „Tank“-Abrechnung erfolgt benutzerfreundlich über ein einziges Kundenkonto.

Ford Mustang Mach-E (2021), Ionity

Darüber hinaus stehen auch die Schnell-Ladestationen (HPC) mit ihren fast 2.400 Ladepunkten zur Verfügung, die das Ionity-Konsortium, zu dem auch Ford gehört, entlang europäischer Fernverkehrsstraßen betreibt. Der Ford Mustang Mach-E kann – wie bereits geschrieben – an Ionity- und weiteren HPC-Ladepunkten eine Ladeleistung von bis zu 150 kW (Serie) nutzen und damit die Ladezeiten deutlich senken. Für den Fahrer eines heckgetriebenen Ford Mustang Mach-E mit Extended Range-Batterie bedeutet dies: Er kann – wie bereits erwähnt – innerhalb von zehn Minuten genügend Energie für bis zu 120 weiteren Kilometern tanken. Dem Modell mit Standard-Batterie genügen weniger als 40 Minuten, um den Stromvorrat von zehn auf 80 Prozent aufzustocken. Für das erste Nutzungsjahr kann der Mach-E Fahrer die Ionity-Säulen zu einem bevorzugten Preis von 34 Cent je kWh nutzen. Danach fallen 79 Cent an. Das wäre dann kein Schnäppchen mehr, aber vielleicht tut sich da ja noch was.

Ford Mustang Mach-E GT kommt Ende 2021

Für Ende des Jahres hat Ford eine Performance-Variante in Form des Mustang Mach-E GT angekündigt. Sie soll 342 kW (465 PS) Leistung mit zirka 830 Newtonmetern Drehmoment kombinieren. In nur 3,7 Sekunden soll der GT aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Damit liegt er im Bereich von Supersportwagen. Und auch ein Mach-1 ist wohl in Vorbereitung. Zu ihm gibt es bislang jedoch keine Details.

Ford Mustang Mach-E (2021), Dr Friedbert Weizenecker

Fazit

Der Ford Mustang Mach-E ist ein optisch gelungenes E-Auto im Crossover-Design. Mit dem Namenbestandteil „Mustang“ hat man ihm jedoch keinen Gefallen getan. Die aktuell angebotenen Leistungsvarianten passen gut, könnten sogar noch eine Abrundung nach unten vertragen, damit der Einstiegspreis geringer wird. Nicht jeder braucht in einem solchen Auto 269 PS. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine solche preislich günstigere Variante kommt, noch gibt es aber keine Hinweise darauf. Die Qualitätsanmutung im Innenraum ist positiv hervorzuheben. Auch wenn sie nicht an europäische Premium-Anbieter heranreicht. Ford gewährt übrigens 8 Jahre Garantie auf den Akku-Satz (bis max. 160.000 km). Die Beschleunigung von 5,8 Sekunden der von uns getesteten großen Variante mit dem Allradantrieb mit dem sofort anliegenden Drehmoment (wie bei jedem E-Auto) vermitteln puren Fahrspaß. Allerdings ist der Verbrauch dann entsprechend hoch. Ob das dann noch mit dem Gedanken an umweltfreundliche Fortbewegung einhergehen kann, hängt nicht zuletzt davon ab, ob der elektrische Strom für die Fahrten CO2-neutral entstanden ist.

Technische Daten:

2021 Ford Mustang Mach-E Allrad/ Extended Range 88 kWh

Motor/Antrieb: Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse, 258 kW/351 PS, 580 Nm, Allradantrieb, Automatik
Fahrleistung: 5,8 s auf 100 km/h, 180 km/h Spitze (abgeregelt)
Batterie: 88 kWh
WLTP-Reichweite: 540 km
Stromverbrauch: 18,7 kWh/100 km
DC-Ladeleistung bis zu 150 kW
Ladezeit: in 10 Minuten 120 Kilometer
Schnellladung: 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent
Masse: L 4,71 / B 1,88 / H 1,62 m
Leergewicht: 2273 kg
Kofferraum: 402 – 1420 l hinten + 81 l vorn
Wendekreis: 11,6 m
Anhängelast: 750 kg
Basispreis der Einstiegsversion (Standard Range 68kWh): 46.900 Euro
Testwagenpreis: 62.900 Euro
plus Technologie-Paket 2: 3000 Euro
Carbonized-Grau-Metallic 1200 Euro
Garantie auf Batterie: 8 Jahre/160 000 km

Wettbewerber: Jaguar I-Pace, Audi E-tron, Tesla Model X und Porsche Taycan

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