Der neue Jaguar XF: Business-Class-Herausforderer am Puls der Zeit
Jaguar füllt sein Produktprogramm. Auf der Mitte September in Frankfurt startenden IAA (Internationale Automobil Ausstellung) soll ein mit Spannung erwarteter kompakter Crossover der Marke mit der Raubkatze vorgestellt werden. Und nachdem im Frühjahr bereits der Jaguar XE das Sortiment mit der kompakten Limousine nach unten hin abgerundet hat und der XJ seit geraumer Zeit insbesondere gegen den 7er BMW und auch gegen Audis A8 antritt, erneuern die Briten nun ihr Modell im Segment der Premium-Mittelklasse-Limousinen.
Der Jaguar XF soll künftig erfolgreich insbesondere gegen sportlich positionierte Business-Limousinen wie den Audi A6, BMW 5er und die ebenfalls auf der IAA debütierende, neue Mercedes E-Klasse antreten.
Wer mindestens 41.350 Euros locker machen kann, darf sich mit der britischen Raubkatze anfreunden. Um das den Kunden zu erleichtern, wurde der XF zwar nicht neu erfunden, aber doch an entscheidenden Stellen aufgewertet. So besteht die neue gezeichnete, coupehaft geformte Karosserie nun zu rund 75 Prozent aus Aluminium. Die Gewichtseinsparungen von bis zu 190 Kilogramm machen den XF zu einem Leichtgewicht in der Klasse. Er bringt nun nur noch leichtfüßige 1.500 Kilo auf die Waage.
Auch seine Torsionssteifigkeit wurde um 28 Prozent verbessert. Das reduzierte Gewicht führt in Kombination mit dem cw-Wert von 0,26 zu deutlichen Vorteilen beim Verbrauch. So genehmigt sich der verbrauchsgünstigste XF mit dem 163-PS-Diesel-Antrieb in Kombination mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe nur noch 4 Liter auf 100 Kilometer (Normmixwert). Mit der wunderbaren 8-Gang-Automatik von ZF verbunden, steigt der Verbrauch lediglich um 0,2 Liter je 100 Kilometer. Für mich kein Grund mehr, auf die Vorteile der ohne Schubunterbrechung schaltenden Automatik zu verzichten, auch wenn sie 2.500 Euro Aufpreis verschlingt. Der gleiche 4-Zylinder-Diesel ist auch in der Leistungsstufe mit 180 PS bestellbar.
Satte 300 PS stellt im Jaguar XF ein seidiger 3-Liter-6-Zylinder-Diesel zur Verfügung, der für 61.510 Euro bereits mit der 8-Gang-Automatik versehen ist und auch mit Allradantrieb gewählt werden kann. Jaguar gibt für ihn einen Normmixverbrauchswert von 5,5 Litern an. In 6,2 Sekunden erreicht dieser XF aus dem Stand Tempo 100. Erst bei 250 Stundenkilometern ist Schluss mit lustig. Die in Deutschland wohl weniger gefragten Benziner leisten im XF zwischen 340 und 380 PS.
Auf meinen Testfahrten zwischen Pamplona und den Pyrenäen habe ich den 180 PS Diesel und den 300 PS Selbstzünder ausgiebig gefahren. Dabei lagen die realen Verbrauchswerte jeweils rund 1,5 Liter über den Normangaben. Wohlgemerkt: Ich habe die Testwagen nicht unter Spritsparaspekten bewegt. Der neue Jaguar XF wurde von den Ingenieuren perfekt abgestimmt. Nicht zu weich und nicht zu hart. Das Lenkrad vermittelt einen direkten Kontakt zur Straße. Präzise und sicher zieht der XF selbst in hohen Tempobereichen um die Ecken. Diese Limousine lässt sich wie ein Sportwagen bewegen. Das gilt insbesondere in Kombination mit dem kraftvollen 6-Zylinder-Diesel. Oma und Opa auf den Rücksitzen würden die sportliche Gangart wohl weniger bekommen. Das liegt allerdings nicht daran, dass dort zu wenig Platz wäre. Denn hier zeigt sich der XF vorbildlich. Und auch im Kofferraum steht viel Raum (bis zu 540 Liter) zur Verfügung, hier lassen sich Gepäckstücke bis zu einer Länge von 1,20 Meter unterbringen.
Innen – moderner Luxus
Das Interieur des XF zeigt eine stimmige Komposition aus modernem Luxus und hoher Verarbeitungsqualität. Dabei hat mir die Lederqualität in der Portfolio-Ausstattungslinie besser gefallen, als in den Ausstattungsstufen darunter. Das neue, intuitiv bedienbare Media-System mit dem 10,2 Zoll Touchscreen bietet wohl alles, was heute in diesem Bereich von internet-affinen Kunden gefordert wird. Das gilt auch für das frei konfigurierbare TFT-Kombiinstrument hinter dem Lenkrad. Die Sitze im XF tun dem Rücken gut, sind bequem und geben trotzdem guten Seitenhalt bei schneller Kurvenhatz.
Der neue Jaguar XF ist richtig schick geworden. Sein Vorderbau mit dem typischen Jaguar-Grill und den großen Lufteinlässen scheint vor Kraft zu strotzen. Am Heck wurden die beiden runden Auspuffrohre allerdings für meinen Geschmack etwas weit innen platziert, das lässt den Wagen dort etwas schmaler wirken, als notwendig. Technisch haben die Ingenieure mit viel Bedacht nachgelegt, so dass der XF nun am Puls der Zeit atmet. Die ab 26. September bei den Händlern verfügbare Mittel-Klasse-Limousine sollte in Zukunft nun das Potenzial haben, den ein oder anderen BMW-, Mercedes- oder Audi-Kunden abwerben zu können.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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