Crosscamp: Hymer bringt den California-Jäger
Der neue VW California-Jäger
Mit der Marke Crosscamp möchte die Hymer-Gruppe den seit jeher in diesem Segment führenden VW California angreifen. Dazu hat der schwäbische Marktführer bei Reisemobilen eigens eine neue Marke entwickelt. Doch nicht allein mit dem wohlklingenden Namen möchten die Schwaben überzeugen, auch das Produkt soll die Kundschaft mit cleveren Detail-Lösungen und einem günstigeren Preis – ab 43.000 Euro – als beim Marktführer überzeugen. Wir haben den Crosscamp, der auf dem Toyota Protze Verso aufbaut über 14 Tage hinweg unter die Lupe genommen. Hier das Resultat:
Ausgesprochen praktisch sind die Schiebetüren auf beiden Seiten. Egal, wo und wie man den Wagen abstellt, man kommt sicher und komfortabel rein bzw. raus. Das Heckklappenfenster lässt sich separat öffnen – auch vom Innenraum aus. Etwas klein geraten ist der Kühlschrank. Dafür gibt es gegen Mehrpreis eine herausnehmbare Kühlbox zwischen den Vordersitzen.
Kühlschrank und Kühlbox bieten in Kombination ausreichend viel Platz für zu Kühlendes auf der Reise. Und die Kühlbox kann mit zum Strand genommen werden. Gut gemacht. Während der Fahrt ist durch die Kühlbox jedoch ein Durchgang nach hinten möglich. Aber das sollte man während der Fahrt ohnehin nicht. Vermisst haben wir eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Campingstühle. Der Camping-Tisch muss während der Fahrt etwas umständlich unter der Kofferraum-Ablage befestigt werden. Im VW Califonia wird der Tisch in der Schiebetür verstaut und die Stühle in der Heckklappe. So kann man beides auch während der Reise problemlos nutzen. Im Crosscamp kann der Ess-Tisch nicht abgeklappt werden, daher muss er immer wieder entfernt und verstaut werden.
Das Dachzelt des Crosscamp lässt sich bis zur halben Länge komplett öffnen. Zusätzlich gibt es hier drei „Fenster“ mit Fliegengitter – vorn und an beiden Seiten. Gut gefallen haben uns auch die praktischen Touch-Led-Leselampen am Kopfende. Das Bett verwöhnt den Rücken hier oben mit einem Lattenrost. Ein Highlight im Crosscamp ist für uns der herausnehmbare Küchenblock. Denn das sorgt für mehr Platz im Innenraum, wenn die Küche nicht gebraucht wird. Zudem kann so Gewicht gespart werden, wenn der Küchenblock nicht mitfahren muss. Vorausgesetzt, man hat für ihn ein trockenes Plätzchen zuhause. Fantastisch ist dieser Küchenblock während der Nutzung als Camper.
Dann kann der Küchenblock zur Outdoor-Kitchen werden. Das ist Kochen in der Natur bei gewohnter Technik. Um die Küche raus heben zu können, müssen lediglich zwei Rendelschrauben gelöst und dann das beinhaltete Verlängerungskabel angeschlossen werden. Schon kann draußen gebrutzelt werden. Küchengerüche bleiben draußen, kein Fett spritzt durchs kompakte Wohnmobil. Und innen kann uneingeschränkt gewohnt werden. Dazu trägt auch die indirekte Beleuchtung im ganzen Wohnraum bei. Übrigens: Der Frischwasser- und auch der Abwassertank können besonders leicht entnommen und befüllt werden, da haben wir schon deutlich schlechtere Lösungen gesehen. Der Crosscamp bietet wenig Stauraum. Fächer und Schränke stehen im California deutlich mehr zur Verfügung. Empfehlen möchten wir die optionale Standheizung, nur so bleibt es an kühlen Tagen/Nächten kuschelig im Crosscamp.
Beim Fahrverhalten unterscheidet sich der Crosscamp nach unserer Auffassung nicht von marktführenden VW-Produkt. Der im Testwagen verbaute 150 PS Dieselantrieb bringt den Crosscamp ausreichend dynamisch vorwärts. Während unserer Testfahrten haben wir einen Verbrauch von rund 9 Litern je 100 Kilometer notiert. Die Neigung der Karosserie zum Wanken ist selbst in schneller gefahrenen Kurven gering. Die Bremsen greifen beherzt und doch gut dossierbar zu. Alle Bedien-Elemente lassen sich intuitiv nutzen. Ein Head-up-Display sorgt für uneingeschränkten Blick auf die Fahrbahn. Auf den Sitzen mit dem Teilleder sitzt man bequem. Das im Boden mit Holzoptik eingelassene Schienensystem lässt sich aufgrund seiner breiten Rillen gut reinigen.
Fazit:
Wie jedes Produkt zeigt der Crosscamp Stärken und Schwächen, die wir hier bereits beschrieben haben. Nun ist es am geneigten Leser zu bewerten, wie bedeutend diese Pros und Contras für ihn persönlich im Vergleich mit dem California zu Buche schlagen. Am Ende könnte der Preis entscheiden. Und hier hat der Crosscamp klar die Nase vorn. Bleibt abzuwarten, wie sich seine Restwerte als Gebrauchter entwickeln werden. Hier ist der VW California in der Vergangenheit kaum zu schlagen gewesen.
Technische Daten:
Toyota 2.0L D; 110 kW (150 PS)
6-Gang Schaltgetriebe
Kraftstoffart Diesel
Verbrauch, kombiniert 6,6 l/100km
Testverbrauch: 8,8 Liter
Abgasnorm Euro 6d-TEMP
Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe
CO2-Emission, kombiniert: 176 g/km
Tankinhalt 69 l
4 Zylinder
Hubraum 1.997 ccm
Max Drehmoment 370 Nm bei 2.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit 160 – 183 km/h
0-100 km in 12 Sekunden
Preise: ab 42.990 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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