Citroen C4 Picasso – Der etwas andere Minivan aus Frankreich
Dieses Auto möchte offensichtlich bewusst anders sein. Warum? Hinter dem Lenkrad findet sich kein Display und auch keine klassische Anzeigeeinheit. Dafür stapeln sich in der Mitte des Armaturenbretts gleich zwei übereinander. Während andere Hersteller mit Head-up-Displays versuchen, den Blick des Fahrers auf der Straße zu halten. Zwingt Citroen den Fahrer des C4 Picasso dazu, den Blick von der Straße nehmen. Nachvollziehbar ist das für mich nicht. Gewöhnungsbedürftig ist das aber sicher. Insbesondere nachts. Denn dann ist es hinter dem Lenkrad zappenduster. Dafür sind die beiden Displays in der Mitte hell erleuchtet. Und für jede Information, die ich abfragen möchte, muss ich den Blick von der Fahrbahn nehmen. Der C4 Picasso springt auch nur an, wenn man den Start-Knopf deutlich länger drückt, als üblich. Bei den ersten Versuchen bricht man daher den Startvorgang unbewusst ab oder versucht ihn zu wiederholen, weil man vergebens auf das Anspringen des Motors wartet und denkt, etwas falsch gemacht zu haben.
Das gleiche gilt für das Ausschalten des Motors, denn auch hier reagiert dieses französische Auto erst nach einigen Gedenksekunden. Mich hat das auch nach 2 Testwochen-Wochen noch genervt. Gewöhnen konnte ich mich in dieser Zeit auch nicht an den untypisch platzierten Wähl-Hebel des Automatikgetriebes. Dieses ultra-dünne Hebelchen erinnert mich an meinen Oldtimer aus den 60ern. Zudem ist der feine Hebel ungewöhnlich oberhalb des Blinkers angebracht. In der gesamten Testphase habe ich es nicht geschafft, mich daran zu adaptieren. Immer wieder, vor allem wenn der Rückwärtsgang schnell rein sollte, habe ich unbewusst versucht, den mit dem Blinker-Hebel einzulegen, was mir natürlich nie gelungen ist. So war ich das ein oder andere Mal ein ungewolltes, peinliches Hindernis auf der Straße. Mag sein, dass man sich an diese untypischen Bedienvorgänge als „normaler“ Eigentümer mit der Zeit gewöhnt. Vorteile habe ich darin nicht erkannt.
Ansonsten hat dieses Auto gut funktioniert. Es bietet viel Raum für die Familie. Sein Verbrauch mit 120 PS (88 kW) Diesel lag bei runden 6 Litern. Damit kann man gut leben, auch wenn Citroen den kombinierten Normverbrauch (unter Ideal-Bedingungen auf dem Prüfstand gemessen) mit optimistischen 3,9 Litern angibt. Der Vortrieb der 4-Zylinder-Diesel-Maschine mit ihrem Drehmoment von maximal 300 Newtonmetern entspricht gefühlt der angegebenen Leistung. In 12,5 Sekunden erreicht man aus dem Stand Tempo 100. Bei knapp unter 190 Stundenkilometern ist Schluss mit lustig. Aber auf dynamische Autofahren ist ein Minivan ja nicht ausgerichtet. Eher auf Komfort, und hier ist der französische Künstler gut aufgestellt. Angenehme Materialien werden im Innenraum des C4 verbaut. Fühlt sich solide an, aber nicht wie Premium. Weder bei der Materialauswahl, noch bei der Verarbeitung. Der C4 Picasso möchte, und das ist klar, kein Mainstream-Auto sein. Er ist ein Statement dafür, etwas anders zu sein oder sein zu wollen.Der Preis des kompakten Vans, mit bis zu sieben Sitzen, beginnt bei 18.990 Euro. Für dieses Geld gibt es einen eher schlicht ausgestatteten 3-Zylinder Benziner, der 81 PS leistet. Unser Testwagen, mit dem maximal 120 PS (88kW) leistenden Diesel-Antrieb in der „Selection“-Ausstattung und mit verschiedenen Paketen aufgewertet, kommt allerdings in Summe auf 33.750 Euro.
Darin sind der 230-Volt-Anschluss für 100 Euro, ein Notrad für 140 Euro, das Selection-Komfort-Paket für 750 Euro, das Biton-Style-Paket für 490 Euro, das Selection-Sicht-Paket für 1.290 Euro sowie das Selection-Drive-Assist-Paket 1 für 1.490 Euro beinhaltet. Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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Hallo Herr Dr. Weizenecker,
ich muss mich leider über ihren Bericht wundern.
Auch ich bin in letzter Zeit häufiger mit einem solchen Modell mit vergleichbarer Ausstattung durch den Westen der Republik gerollt. Nur habe ich es nicht einmal geschafft Blinker mit Gangwählhebel zu verwechseln. Ich weis auch um ehrlich zu sein nicht wie das gehen soll. Blinker, Licht und Scheibenwischer befinden sich an der gewohnten Stelle. Der Automatikhebel an etwas ungewohnter, dass gebe ich zu, aber definitiv außer Reichweute des Blinkers. Zudem hat diese Position den Vorteil, dass mehr Platz in der Konsole für Ablagefächer entsteht.
Das ihnen anscheinend auch in zwei Wochen Testphase nicht aufgefallen ist, dass man die Geschwindigkeitsanzeige ganz nach links im oberen Display stellen kann und damit der Blick nicht länger von der Straße ist als beim üblichen Blick auf den Tacho oder in den Spiegel.
Das Sie es hier mit einem komfortablen Reiseauto zu tun haben ist ihnen dann zum Glück ja doch noch aufgefallen, wobei von einem richtigen Test dann auch keine Rede mehr sein kann.
Es bleibt der Fade Beigeschmack, dass Sie entweder eine grundsätzliche Abneigung gegen das französische Automobil haben, oder schlicht ein sehr schlechter Autofahrer sind, der sich nur schwer auf eine veränderte Situation einstellen kann.
LG
Hallo Benedikt.
Zunächst herzlichen Dank fürs Lesen und Ihren ausführlichen Kommentar.
Tatsächlich habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich diesen Testbericht schreibe, denn mir war bewusst, dass ich mit diesem Bericht vielleicht auf Kritik stoßen würde – nicht zuletzt bei Fans der Marken kommt das immer wieder vor, wenn man nicht nur Gutes schreibt.
Und damit sind wir schon bei einem Ihrer ersten Punkte. Was ist denn ein Test bzw. ein Testbericht? Ich denke, dafür gibt es keine umfassend gültige Definition. In diesem Fall war der Testbericht jedenfalls ungewöhnlich und anders aufgebaut, als ich es normalerweise schreibe. Warum? Weil ich dem Auto gerecht werden wollte, habe ich auf manch üblichen Standard-Inhalt verzichtet, um auf das aus meiner Sicht Wesentliche zu kommen. Daraus abzuleiten, dass mein Bericht kein richtiger Test war, halte ich daher für zu kurz gesprungen.
Ich wohne hier an der französischen Grenze, bin oft zum Einkaufen in Frankreich, spreche Französisch, liebe die französische Kultur und verbringe seit 25 Jahren mindestens einen Urlaub pro Jahr in diesem schönen, vielfältigen Land. Würde mich sogar als francophil bezeichnen. Ihr Vorwurf, ich hätte was gegen französische Autos, trifft mich deshalb. Ich bin hier keineswegs voreingenommen. Ich lebe übrigens gern in Deutschland und auch wenn ein deutsche Auto Schwächen hat, schreibe ich das, weil ich es als meine Aufgabe sehe, offen und ehrlich über das zu schreiben, was ich – zugegeben – subjektiv bewerte.
Unsere Leser sollen also erfahren, wie ich dieses Auto sehe, bewerte und empfinde. Und sich danach ggf. selbst ein Bild davon zu machen, ob sie da mit gehen oder etwas anders sehen. Auch wenn ich seit 10 Jahren in dieser Sache unterwegs bin, sehe mich keinesfalls als allwissend an. Und ich sehe mich auch nicht als perfekten Autofahrer (falls es den gibt). Aber ich fahre übers ganze Jahr hinweg ständig unterschiedliche Autos. Da ergibt sich ein Erfahrungsschatz, aus dem heraus man berechtigt solche Berichte schreiben kann, wie hier zum Citroen C4 Picasso.
Ich habe in diesem Bericht in den Formulierungen versucht darauf zu achten, dass ich meine Empfindungen und Einschätzungen relativiere. Auch beim neuerlichen Lesen muss ich da nichts zurücknehmen oder ändern. Auch nicht, die Sache mit der Anzeige des aktuellen Tempos. Denn Sie schreiben ja selbst, dass diese Anzeige oben links im Zentraldisplay angesiedelt ist. Es gibt hinter dem Lenkrad faktisch keine Anzeige.
Und ich hatte auch nicht Glück, als ich erkannt habe, dass dieses Auto im Rahmen der Möglichkeiten dieser Klasse komfortabel ist. Es ist mir aufgefallen, habe es als wesentlich betrachtet; also habe ich es geschrieben.
Dass ich dieses Auto für meinen persönlichen Bedarf und aus den genannten Gründen nicht kaufen würde, möchte ich nicht verschweigen.