BMW X4 M40i – Der Pseudo M mit mehr Muskeln aus München
BMW verpasst seinem X4 einen 360 PS Twin Turbo Motor mit 3.0 Litern und 6-Zylinder. Dabei verzichtet die BMW M-GmbH auf konsequentes Pimpen, frischt den X4 jedoch etwas auf. Das erkennt man schon am Namen X4 M40i. Kann man das umstellen? Darf man was weglassen? Einfach nur X4 M vielleicht? Darf man nicht! Der Name bedeutet nämlich, dass das Auto kein reinrassiger Sportwagen a la M2, M3, M4 oder X5 M ist, sondern eben „nur“ ein „M-Performance-Modell“.
„Sowas braucht doch keiner“ – vermag der ein oder andere wohl über dieses Auto zu sagen. Okay, über Sinn und Unsinn der Modell-Politik in der Autoindustrie kann man trefflich streiten. Fest steht: die BMW M GmbH mit Sitz in Garching ist seit 40 Jahren im Geschäft, hat 2015 rund 35.000 Autos verkauft – Tendenz steigend. Der Erfolgt gibt dem M-Strategen also recht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Garchinger auch den größeren Nischen-Modellen widmen. Dass man dabei die Kosten im Blick behält, scheint legitim. Wer für soviel Unvernunft nichts übrig hat, der darf jetzt aufhören zu lesen. Für alle andern wird es jetzt erst richtig spannend.
Optisch erkennt man das neue M-Modell an den veränderten Front- und Heck-Schürzen und an den 19 Zoll Felgen im Doppelspeichen-Design, Farbakzenten in der Front, muskulöseren Radhäusern und massiven Lufteinlässen. Allerdings muss sich der M X40i mit lediglich zwei Endrohren begnügen. M-typisch sind bekanntlich vier End-Töpfe. Im Innenraum überzeugen straff aber bequem gepolsterte Sitze mit gutem Seitenhalt und der sportliche-edle Charme des kompakten SUVs.
Dieses Coupé (X4) des kompakten SUVs (X3) besitzt etwa 20% mehr Leistung als der X4 35i. Durch den Allradantrieb wird das Drehmoment von 465 Newtonmeter an alle vier Räder weiter gegeben. Es liegt schon bei 1.350 Umdrehungen an. 360 PS und eine Beschleunigung von 4,9 Sekunden auf Tempo 100 versprechen Fahrspaß. Bei Tempo 250 wird das Modell elektronisch abgeriegelt. Schade eigentlich, denn es würde bestimmt noch etwas schneller gehen. Zwar wird der Normverbrauch von BMW mit 8,6 Litern angegeben, den zu erreichen ist mit dem 1,9 Tonnen SUV bei sportlicher Fahrweise allerdings schwer. Untermalt wird sportliches Fahren Im „SportPlus“ Modus von einem tollen Sound der klappengesteuerten Sportauspuffanlage. Von leichtem Brodeln bis hin zum kräftigen Donnerwetter beherrscht sie die komplette Klaviatur der Töne, die Fahrer lieben und kräftige Gasstösse zur Sucht verkommen lassen.
Dank des hinterrad-betonten Allradantriebes lässt sich das SAV (Sports Activity Vehicle) ausgesprochen agil und behände um die Kurven zirkeln. Dabei steht der X4 trotz seines vergleichsweise hohen Schwerpunktes so solide auf der Straße, dass man sich in einem echten Sportwagen wähnt. Das liegt auch daran, dass BMW das Fahrwerk neu abgestimmt hat. Die Lager wurden verbessert, härtere Federn integriert und verstärkte Querlenker geben nun mehr Halt und Stabilität. Ausserdem steht dieser X4 durch einen ausgeweiteten Sturz an der Vorderachse deutlich breiter auf dem Asphalt und weißt auch in schnell angefahrenen Kurven kaum Wankneigungen auf.
Die 360 PS aus dem Reihen-6-Zylinder hängen so nah am Gas, fast nicht vorstellbar, dass Auto und Fahrer zusammen beinahe zwei Tonnen wiegen.
Der X4 M40i ist serienmäßig mit einer 8-Gang Steptronic ausgestattet. Wer jetzt denkt, dass das Auto nur schnell und brachial kann, der schaltet vom „Sport“ oder „SportPlus“ Modus in den „Komfort“ Modus und erhält wie von Geisterhand ein leises und komfortabel gefedertes Reise-Mobil. Das, nebenbei bemerkt, 500 bis 1.400 Liter Kofferraum-Volumen bietet. Doch interessiert uns das bei diesem Auto wirklich?
Fazit:
Mit seinen 65.000 Euro kostet der X4 M40i kaum 6.000 Euro mehr als sein kleiner Bruder, der X4 35i. Hat mit den Sportsitzen, dem 8-Gang-Sportgetriebe und der dynamischen Dämpferkontrolle allerdings Ausstattung von etwa 4.000 Euro inklusive. 20 Zoll Felgen sind für 1.000 Euro Aufpreis erhältlich. Das M-Sportpaket würde zusätzlich mit etwa 3.600 Euro zu Buche schlagen. Damit liegt er etwas niedriger im Preis, als der 67.700 Euro kostende Audi SQ5, der mit Diesel betankt wird. Und deutlich unter dem Preis (73.400 Euro) des Porsche Macan GTS.
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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