BMW X2 – Die Bayern bekommen ein Baby-SUV
Von Vielen wurde er sehnsüchtig erwartet, nun ist er endlich da! Mit dem X2 bekommt der Münchner Autobauer BMW jetzt sein kompaktes Lifestyle SUV auf Basis des X1. Doch die Konkurrenz in diesem attraktiven Segment um Audi Q3, Mercedes GLC, Seat Arona, Range Rover Evoque, Jaguar E-Pace, Mini Countryman und VW T-Roc ist gewaltig. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste im ganzen Land? Wir von der-autotester.de sind den neuen BMW X2, der im März auf den Markt kommt, schon jetzt in Lissabon für Euch gefahren.
SUVs werden bei BMW bekanntlich X-Modelle genannt. Und selten tüftelte man fleißiger an der Varianz des X-Portfolios, als derzeit. Immer bedeutender werden diese hochgebockten Autos, um bei den Absatzzahlen vorn liegen zu können. Die BMW SUV Geschichte begann 1999 mit dem X5, der sprichwörtlich wie eine Bombe einschlug. Lange Lieferzeit waren die Folge. Seither läuft der SUV-Boom ungebrochen weiter mit klar steigender Tendenz. Und weil inzwischen auch Lieschen Müller ihre Kleinen unbedingt mit einem SUV vor dem Kindergarten auflesen möchte und der Spritverbrauch gegen die SUVs sprach, wurden sie stetig kleiner. Nun möchte BMW mit dem X2 einen weiteren Meilenstein setzen. Der X2 soll das erste Lifestyle SUV der Bayern werden. Mit ihm sollen breitere Käuferschichten zum BMW-Händler gelockt werden. Die Coupé-Form des X2 soll sportlich geprägte, junge Menschen ansprechen. Die bewährte Mischung aus Coupé und SUV hat BMW schon beim X6 (Basis X5) und X4 (Basis X3) ordentlich Geld in die Kassen gespült.
Der X2 ist fortan das kleinste BMW-SUV mit Coupe-Linie. Und er ist wahrlich ein Hingucker, der Aufmerksamkeit erregt, wie einst der gern kopierte X6. Wie es sich für einen Lifestyle-Trendsetter gehört, verpassten die Designer dem X2 einen knackig-frischen Look. Mit seinen 4.36 Metern Außenlänge fällt der X2 zwar etwas kürzer aus, als der X1, doch sein Radstand bleibt unverändert. Und wie es sich für einen Sportler gehört, muss er niedriger aufbauen (1.52 Meter), damit er sich besser an den Asphalt schmiegen kann.
Der X2 gefällt uns von der Seite betrachtet am besten. Die Seitenlinie ist die Schokoladenseite des X2. Die breiten Schultern werden von einem BMW-Logo an der C-Säule geschmückt. Kennern fällt der eigenständige Schweller ins Auge. Die Farbe seiner Beplankung variiert mit der gewählten Ausstattungslinie. Das gab es noch nie bei BMW.
Ein weiteres Novum: Die Chrom-Niere ist erstmals unten breiter ist als oben. Ist das eine sich anbahnende Design-Revolution? Die Kühlerstreben im Grill werden schwarz lackiert. In der Stoßstange reißt ein großer Luftschacht sein Maul in Richtung Straße auf. Neu sind auch die dreieckigen Lufteinlässe an der Seite. Sie prägen das Design des X2 genauso, wie die Voll-LED-Scheinwerfer (gegen Aufpreis, Xenon ist Serie) mit ihrer Lasergravur. Am Heck dominieren die hoch positionierten LED-Rückleuchten, zwei fette Auspuffrohre, ein dezenter Dachspoiler, Diffusor und die kantige Heckstoßstange. Sie zeigt sich dunkel abgesetzt oder gegen Mehrpreis in Wagenfarbe lackiert.
Der Innenraum des X2 unterscheidet sich kaum von dem des braveren X1. Hier treffen hochwertige Materialien auf bayrische Verarbeitungskunst. Die Instrumententafel zieren serienmäßig Kontrast- und Ziernähte. Richtig nobel schaut es in den Linien „M-Sport“ und „M-SportX“ aus. Sie werden mit Sportlenkrad und Sportsitzen versehen, die mit einer eleganten Mischung aus Stoff und Alcantara bezogen sind. Das Sitzgefühl? Komfortabel und doch auch sportlich straff. Auf der Rückbank verzeichnen wir die gleiche Beinfreiheit wie im X1, lediglich die Kopffreiheit leidet an der schnittigeren Karosserie. Auch das Gepäckabteil fällt etwas kleiner aus, als im X1. Es kann 470 bis 1.355 Liter Transportgut wegpacken.
Die digitale Instrumententafel nennt BMW „Black Panel“. Ein 8,8 Zoll großes Infotainment-System thront auf der Mittelkonsole und wird über einen bewährten Dreh-Drück-Steller bedient. Kaum eine Bedien-Alternative lenkt weniger vom Fahren ab, als dieses „iDrive“ genannte System. Wer liebt mit den Fingern auf das Display drückt … bitte. Auch das ist möglich. Über Touchen, oder Swipen lässt sich so die Landkartendarstellung verkleinern oder vergrößern. Für Faule oder an Fettfingern Leidende, gibt es alternativ die Sprachsteuerung, die heute deutlich besser funktioniert, als noch vor wenigen Jahren. Super praktisch ist auch das überarbeitete Head-up Display. Es lässt sich jetzt mit mehr Informationen bestücken und es löst noch besser auf. Immer wichtiger wird das Nutzen des Internets im Auto. Mit „BMW Connected Drive“ bleiben kaum Vernetzungswünsche unerfüllt. Mit Apple Car Play, Android Auto und BMW Connected+ finden sich Tech-Freaks in einer Art feuchtem Blech-Traum wieder. Auch der Wunsch nach einen LTE-Hotspot an Bord wurde erhört. So kann man Freunde nun pro-aktiv an de eigenen Fahrt teilhaben lassen. Sie werden auf Wunsch ständig über den aktuellen Standort des X2 und seine erwartete am Zielort Ankunftszeit informiert. Doch will ich das wirklich?
Wer sich für die Antriebe interessiert und befürchtet, Diesel-Aggregate könnten auch bei BMW aussterben, der kann beruhigt werden. Denn gleich zum Markstart werden zwei Diesel und ein Benziner zur Verfügung stehen. Die beiden Selbstzünder verfügen serienmäßig über den xDrive-Allradantrieb und ein Achtgang-Automatikgetriebe, das BMW „Steptronic“ nennt. Der preiswerteste Motor wird zum Marktstart der sDrive20i Benziner sein. 39.200 Euro ruft BMW für den X2 mit dem 192 PS Benziner auf, der 280 Newtonmeter als maximales Drehmoment bereitstellt. Im Vergleich mit dem X1 sind das satte 2.550 Euro mehr. Wir haben für unsere ersten Testfahrten jedoch den kleineren Diesel gewählt. Der Preis des xDrive 20d beginnt bei 43.800 Euro. 190 PS Leistung und 400 Newtonmeter maximales Drehmoment gibt es dafür. Wer noch mehr Leistung möchte, der greift zum aktuell stärksten Selbstzünder im xDrive 25d. Für ihn sind jedoch mindestens 46.800 Euro fällig. Dafür bekommt man 231 PS und 450 Newtonmeter. Im Lauf des Jahres 2018 sollen weitere Aggregate dazu kommen. So der Einstiegsbenziner mit dem sDrive18i (2-Rad-Antriebe) und ein 20i mit Allradantrieb. Die Diesel-Familie wird um den sDrive 18d mit seinen 150 PS erweitert.
Der xDrive20d beschleunigt uns in 7,7 Sekunden auf Tempo. Bei 221 Stundenkilometern erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit. Das Beeindruckende an diesem 4-Zylinder Motor ist nicht nur der stramme Anzug, sondern auch der angegebene kombinierten Normverbrauch von 4,4 Litern. Auf der Straße kommt er während unserer Testfahrten mit 5,5 Litern aus und auch bei schneller Autobahnfahrt mutiert er nicht zum Schluckspecht.
Von einem BMW wird stets eine einzigartige Fahrdynamik erwartet. Kann der X2 auch hier punkten? Wer befürchtet, der X2 könnte trotz Allradantrieb ein typischer Frontkratzer geworden sein könnte, der kann beruhigt werden. Der X2 lässt mögliche Kritiker oder Heckantriebs-Dinos verstummen. Die direkte Lenkung, das stramme Fahrwerk und die Automatik, die in der Manier eines Schweizer-Uhrwerks schaltet, sorgen dafür, dass sich vom Komfort-Fan bis zum Sport-Freak auf Knopfdruck jeder abgeholt fühlt. Der Fahrmodus Schalter ist übrigens Serie im X2.
Fazit
Mit dem X2 trifft BMW den Zeitgeist. Immer kleiner und individualisierbarer werden die SUVs derzeit, weil die Kunden genau danach suchen. BMW definiert die Zielgruppe für den X2 wie folgt: Junge Käufer oder „Bestager“ mit ausgeflogenen Kindern; sogenannte „Empty-Nester“. Mit seinen eigenständigen, beinahe extravaganten Design könnte der X2 schnell zum Absatz-Chef in der X-Familie avancieren. Und wo ist der Haken? Wie so oft beim Premium-Preis. Denn der X2 ist wahrlich kein Schnäppchen.
Technische Daten:
BMW X2 xDrive 20d
Länge x Breite x Höhe (m): 4,36 x 1,82 x 1,53
Radstand (m): 2,67
Motor: Reihenvierzylinder-Diesel, 1995 ccm, Turbolader, Common-Rail-Direkteinspritzung
Leistung: 140 kW / 190 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1750-2500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 221 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,7 Sek.
Antriebsart: Allradantrieb
Getriebe-Typ: 8-Gang-Automatik Steptronic
Verbrauch (kombiniert nach EU-Norm): 4,6 Liter
Effizienzklasse: A
CO2-Emissionen: 121 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1600 kg / max. 590 kg
Anhängelast (gebremst): 2000 kg
Kofferraumvolumen: 470 – 1355 Liter
Tankvolumen: 51 Liter
Bodenfreiheit: 182 mm
Wendekreis: 11,3 m
Luftwiderstandsbeiwert: 0,28
Bereifung: 225/55 R17
Basispreis: 43.800 Euro
Danke an Tobias Liminski für die schönen Fotos!
Ähnliche Beiträge
Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
Ähnliche Beiträge
2. Februar 2020
Renault Clio: 30 Jahre immer wieder Vorreiter
30 Jahre Renault Clio: 1990 rollte das mit rund 15 Millionen Exemplaren meistgekaufte Modell des französischen…
23. Oktober 2019
Neuer Honda Jazz e:HEV kommt Mitte 2020
Der neue Honda Jazz ist erstmals standardmäßig mit einem Hybridantrieb ausgestattet. Bis 2022 sollen in Europa alle…
15. Dezember 2016
E-Mobilität: VW steigt bei Hubject ein
Ohne gut ausgebaute Lade-Infrastruktur hat die Elektromobilität keine Chance. Dazu braucht es auch ein möglichst…