Jaguar F-Type Coupé
Der Macho unter den Sportwagen
Zwei Tage Jaguar F-Type Coupé, zwei Tage Barcelona, zwei Tage Traumwagen, ein Tag Rennstrecke. Zur Vervollständigung der männlichen Vorstellung eines inneren Garten Edens fehlt höchstens ein Play Mate, von dessen Allerwertesten aus Mann Golf-Abschläge üben dürfte. Letzteres hat übrigens wirklich jemand getan. Aber das wäre ganz sicher nicht PC (Politically Correct). Außerdem böse und gefährlich, für „sie“ zumindest, und somit irgendwie auch nicht im christlichen Sinne. Der Papst selbst fährt ja mittlerweile angeblich Fahrrad. Und das mit den Abschlägen …naja das macht er vermutlich auch nicht. Also lassen wir das lieber. Aber den bösen Jaguar kann mir keiner nehmen, zumindest nicht für die nächsten zwei Tage.
Und da steht er vor mir. Mein erster Eindruck? Könnte ich einen Sportwagen zeichnen, hätte ich ihn in der Silhouette genau so geformt. Spitze langgezogene Schnauze, dicker Po, keilförmig zulaufende Fenster, düsterer Blick. Die fließende Linienführung hat das Zeug zum Klassiker. Ein Klassiker mit modernen Elementen. Die zeitgemäßen LED-Raubkatzen-Scheinwerfer fallen direkt ins Auge, sehen böse aus. Und auch die ebenfalls grazilen LED-Rückleuchten wecken gleichsame Gefühle in mir. Ist hoffentlich genauso böse auf der Straße?
Schon beim Starten erklingt ein überraschend lautes düsteres „Bruaaarrr“-Broddeln. Sport-Dynamic Modus: AN. Auspuffanlage: AN. Klar! Drückt man das Gaspedal des 380 PS 6-Zylinders kraftvoll durch, wird man tief in den gut sitzenden Sportsitz gedrückt. Den Sprung von null auf 100 km/h schafft die Raubkatze in Kombination mit der serienmäßigen Achtgangautomatik in 4,9 Sekunden, bei 275 Kilometer pro Stunde ist dann Schluss. Untermalt wird das Ganze von einem Klangkonzert. Das ist wahrlich kein zarter Eunuchen-Chor. Es ertönt eher ein bedrohlich brüllender Seemannschor unterstützt von Raubkatzen Gebrüll. Klingt in meinen Ohren wie eine Symphonie. Aber Achtung: Nachbarn haben hier eventuell andere Meinungen und sicher auch mancher Fahrer. Aber der kann dann ja im Eco-Modus relativ geräuscharm fahren. Spart sich obendrein die Sportauspuff-Anlage. Oder sollte gleich den etwas gesitteteren Mercedes SL kaufen. Denn eines will der Jaguar nicht sein: Ein unauffälliges Papa-Mobil. Überraschenderweise steht bisher keine Handschaltung zur Verfügung. Wer aber die überzeugende 8-Gang-Automatik mit Schaltpedal gefahren ist, der wird sich nur schwer wieder ans Benzin-Rühren gewöhnen wollen.
Dass Jaguar eine traditionsreiche, klassische Marke ist wird im Innenraum deutlich. Gut verarbeitetes Leder soweit das Auge reicht. Wäre da nicht das Navigationssystem, das große Panorama-Dach, und die halbdigitalen Instrumente, so würde man denken, man befände sich in einem altehrwürdigen englischen Gentlemans Club.
Wer nun am Baum der Erkenntnis kosten will, und auf die böse Seite des Lebens wechseln will, der muss leider tief in die Tasche greifen. Ähnlich teuer wurde das Schmerzensgeld für den Bluterguss-blauen Model-Po übrigens auch. Ab April gibt’s das f-type Coupé mit dem „kleinen“ Jaguar-Motor ab mindestens 67.000 Euro. Dafür kommt dann ein 3,0-Liter-V6-Kompressormotor. Er wartet wahlweise mit 340 PS oder 380 PS auf. Die 380 PS Variante ist mit 78.500 Euro angesetzt. Für die böseste, 550 PS 8-Zylinder Version, werden stolze 103.700 Euro aufgerufen. Verglichen mit der Konkurrenz aus Stuttgart, München oder Italien ist das zwar aber nahezu preiswert. Allerdings lässt sich Jaguar Optionen teuer bezahlen, so kosten Einparkhilfe vorne wie hinten jeweils etwa 450 Euro, das sinnvolle Toter-Winkel Warnsystem 555 Euro, oder die 2-Zonen Klimaautomatik 370 Euro extra. Läppert sich. Mich schmerzt der Abschied von diesem Traumwagen und ich stelle mir die Frage: Kann Jaguar Sünde sein? Jaguar selbst beantwortet die Frage in ihrem Werbespott philosophisch: „Jaguar it´s good to be bad“.
Wesentliche Daten:
- Jaguar F-Type S Coupé
- Länge/ Breite/ Höhe: 4470 / 1923 / 1309 mm
- Gepäckraum: 407 Liter
- Verbrauch kombiniert: 9,1 Liter je 100 km
- CO2: 231 g/ km
- Leistung (PS/ KW): 380/ 280
- Beschleunigung 0 – 100: 4,9 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 275 km/ h
- Zylinder: 6
- Hubraum: 2 995 ccm
Preise, Jaguar F-Type S Coupé, ab: 78.500 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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