Skoda Kodiaq – Kann der tschechische Bär sein Revier abstecken?
Kann der Alaska-Bär (nach dem der Kodiaq benannt ist) gegen die Artgenossen in seinem Revier bestehen? Diese Frage stellt sich nicht zuletzt wegen seines hohen Preises. Am unteren Ende beginnt der zwar schon bei rund 25.000 Euro. Aber dann steht er doch ziemlich dürr und nackt da. So wird er kaum vom Hof laufen – pardon – rollen.
Unser passend ausgestattet Testwagen will mit nahezu 50.000 Euro bezahlt werden. Ein stolzer Preis für einen Skoda. Werden die Skoda-Kunden bereit sein, in solche Preishöhen zu klettern? Es wird sich weißen. Wir denken, es ist möglich. Schließlich hat schon der Superb vorgemacht, dass die Kundschaft von Skoda heute längst nicht mehr nur im Low-Budget-Bereich zuhause ist. Unabhängige Freigeister mit auskömmlichem Einkommen haben durchaus erkannt, wie attraktiv die Produkte aus Tschechien geworden sind.
Nah an Premium
Mit seinen 4,70 Meter Außenlänge SUV bewegt er sich im gleichen Revier wie VW Touareg, Mercedes GLE, Audi Q5, BMW X5, Volvo XC90 und Co. Und wenn man vergleicht, welche Preise dort aufgerufen werden, so hält der Kodiaq-Preis einen Abstand, mit dem ein veritabler Zweitwagen angeschafft werden könnte. Denn die oben genannten Artgenossen sind mit der gern genommen Ausstattung kaum unter 70.000 Euro zu haben. Doch kann der Koqiaq da wirklich mithalten?
Üppiges Raumangebot
Um den Kampf aufnehmen zu können, haben die Tschechen einiges in die Waagschale geworfen. Üppiges Platzangebot und ein Radstand von 2,80 Meter. In der zweiten Reihe finden auch Erwachsene bequem Platz. Die eine Reihe weiter hinten optional angebotene dritte Sitzreihe (750 Euro) bietet Kindern oder kleineren Erwachsenen zusätzlichen Raum. In der zweiten Reihe wird es dann aber deutlich enger. Für die kurze Strecke zum Sportplatz oder zum Reiten passt das, für die Urlaubsreise nicht.
Auch weil das Volumen des Kofferraums bei voller Bestuhlung von 650 Liter auf nur noch 270 Liter sinkt.
Technische Systeme aus dem Konzernbaukasten
Unser Testwagen wird vom durchzugsstarken 2.0 Liter-Vierzylinder-Diesel mit seinen 190 PS maximaler Leistung angetrieben. Der stärkste Selbstzünder im Programm passt bestens zum Kodiaq. Während unserer 14 Tage währenden Testphase lag der durchschnittliche Verbrauch bei nur 7 Litern je 100 Kilometer. Ein wirklich guter Wert für ein so großes Auto. Über die gute 7-Gang-Automatik werden die 400 Newtonmeter – nicht immer ganz sanft – an alle vier Räder (Allradantrieb kostet Aufpreis) weiterreicht. Der knapp zwei Tonnen schwere Bär schafft den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 in rund neun Sekunden. 210 Stundenkilometer werden höchstens erreicht.
Wer Lust hat, kann die Gänge über Schalt-Paddles am Lenkrad ganz nach Gusto einlegen. Wer sich für das DCC-Fahrwerk entschieden hat, kann einen Fahrmodus wählen und damit selbst entscheiden, wie sportlich oder komfortabel er das Fahrwerk ausgelegt haben möchte. Das funktioniert wirklich gut. So lassen sich Unebenheiten verschiedener Geläufe bestens ausbügeln.
Design passt
In meinen Augen trägt der Kodiaq das aktuell schönste Innenraumdesign in der Skoda Modellpalette. Die Schlichtheit früherer Modelle ist verschwunden. Und auch technisch ist alles an Bord, was auch bei den Brüdern von Volkswagen auf dem Zettel – pardon im Konzernregal – steht. So moderne Assistenz- und Kommunikationssysteme. Was uns zunächst verwirrt hat, ist eine Innovation und eine wirklich gute Idee. Mikrofone übertragen auf Wunsch die Gespräche der erste Reihe über Lautsprecher nach hinten. So verstehen auch die Passagiere in der zweiten und dritten Reihe, was vorne erzählt wird. Wer hingegen geheime Botschaften verbergen möchte, stellt das System einfach aus.
Fazit
Der sichtlich große Skoda Kodiaq kann eine gute Alternative zu den SUVs der klassischen Premiummarken um X5 und Co. Er bietet ähnlich viel Platz, modernste Technik und im Innenraum eine Anmutung mit der man wirklich gut leben kann. Die Karosserie des tschechischen Bären erscheint modern, allein sein Kühlergrill will mir nicht gefallen, aber das liegt, wie in anderen Fällen auch – im Auge des Betrachters. Wer bisher einen kleineren Wagen gefahren hat, muss sich jedoch an seine 4,70 Meter Außenlänge gewöhnen – vor allem im Stadtverkehr. Für das Ein- und Ausparken kann man jedoch einen technischen Assistenten zu Hilfe nehmen. Der macht das nämlich auf Befehl bzw. Tastendruck selbstständig.
Technische Daten
Skoda Kodiaq „Style“ 2.0 TDI 190 PS 7-DSG 4×4
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,70 x 1,88 x 1,67
Radstand (m): 2,79
Motor: Vierzylinder-Turbo-Diesel, 1.968 ccm Hubraum,
7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe., Allradantrieb
Leistung: 140 kW/190 PS
Max. Drehmoment: 400 Nm / bei 1900 – 3300 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,6 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 5,7 Liter
Testverbrauch: 7,0 Liter
Tankvolumen 60 Liter
CO2-Emissionen: 169 g/km
Effizienzklasse: C (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: min. 1695 kg / max. 752 kg
Bodenfreiheit: 188 mm
Böschungswinkel: vorn 15,6 Grad, hinten 15,3 Grad
Rampenwinkel 19,7 Grad
Kofferraumvolumen: 835 – 650 Liter / 2005 – 2065 Liter
Max. Anhängelast: 2000 kg
Wendekreis: 12,2 m
Reifen: 235/55 R 18
Luftwiderstandsbeiwert: 0,336
Preis: 39.440 Euro
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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