Lexus RC-F: Bitterböse und bullig
Wie der in Blech gegossene Bösewicht aus einer Comic-Welt rückt er dem Vordermann mit seiner fiesen Fratze auf die Pelle. Der riesige Kühlergrill flößt Angst ein. Scheucht die Vorausfahrenden förmlich auf die rechte Spur. Kaum einer würde sich wundern, stiege aus den Nüstern tief unten in der Schürze schwefliger Rauch auf. Die Luft unter der Karbon-Haube scheint zu brennen.Die Silhouette des RC-F mit ihren kontrastierenden Kanten, scheinen wie in Stein gemeiselt, drücken pure Kraft aus. Am Heck schreien riesige Endrohre heraus, was schon die Front verspricht: Unter diesem schroffen Blechkleid verbirgt sich unbändige Leistung. Der RC-F ist eigenständig gezeichnet. Auch ohne das Lexus-Logo würde ich es einem japanischen Autobauer zuordnen.
Zerklüftetes Cockpit
Der Innenraum mit seinen in auffälligem Ledermuster bezogenen Integralsitzen und dem extrem zerklüfteten Cockpit ist meine Sache nicht. Zu lange braucht es, sich hier zu orientieren. Kaum etwas wirkt gewohnt. Fast alles muss erlernt werden. Und das in einem Sportwagen, der die Aufmerksamkeit des Fahrers wirklich fordert. Ergonomisch geht das deutlich besser. Auch die Bedienlogik lässt an mancher Stelle zu wünschen. Und auf die digitalen Instrumente mit ihren unzähligen Darstellungsebenen und Display-Varianten hätte ich gern verzichtet. Weniger kann manchmal mehr sein. Den Sinn der Ablage unter dem Navigationsbildschirm hat sich mir nicht erschlossen.
Erst seit Jahresanfang ist der Lexus RC-F auf dem Markt. Auf der Straße ist er noch eine pure Seltenheit, der die Blicke zu und nachfliegen. Dafür sorgt nicht allein die krasse Optik des rund 75.000 Euro teuren Lexus. Auch sein prolliger Sound lässt den Boulevard aufhorchen. Unter 4.000 Touren klingt er zwar fast noch verhalten, beinahe zu leise. Doch wenn man dem Motor die Sporen gibt, dann bollert und brüllt er los wie Donnerhall. Wenn die 530 Newtonmeter reinhauen und die Achtgang-Automatik die Gänge mit aller Kompromisslosigkeit und ohne erkennbare Schubunterbrechung durchschaltet, dann jagt der japanische Bolide in 4,5 Sekunden von 0 auf 100. Danach ist selbstredend längst noch nicht Schluss. Erst bei 270 Sachen wird elektronisch abgeriegelt. Sonst wären 300 Stundenkilometer wohl kein Thema.
Die Urgewalt des RC-F macht natürlich nicht nur auf der Autobahn Laune. Auch in Kurven macht der Japaner einen Mörderspaß. Ich habe ihn nicht nur einmal die Schwarzwaldstraßen hoch gejagt. Sauber einlenkend lässt er sich durch die Kehren treiben und vermittelt dabei stets das Gefühl von gutmütiger Beherrschbarkeit. Doch Vorsicht: Suchtgefahr! Der Autotester warnt: Wer den Umgang mit solch leistungsstarken Sportwagen nicht gewohnt ist, der sollte es langsam angehen lassen. Seinen (erwachsenen) Kindern würde ein treusorgender Vater den RC-F wohl kaum überlassen.
Angemessener Verbrauch
Wie zu erwarten war, kann der Lexus in dieser Gangart kein Sparweltmeister sein. Wenn er gefordert wird, sind Verbrauchswerte jenseits der 15 Liter Marke realistisch. Wer ihn zurückhaltender bewegt, kann mit 11 Litern auf 100 Kilometer klar kommen.
Wer einen Sportwagen möchte, den nicht jeder fährt, der kann den Lexus RC-F mit auf die Kandidatenliste nehmen. Für Preise ab 75. 000 Euro bekommt der geneigte Kunde extrem viel Leistung und ein hohes Potenzial an Fahrspaß. An den zerklüfteten Innenraum mit der nicht intuitiven Bedienlogik kann man sich wohl gewöhnen.
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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