Scirocco R: Heißer Wüstenwind aus Wolfsburg
Mittlerweile kann man ihn als Klassiker bezeichnen. Schließlich gibt es den Scirocco schon seit 1974. Damals noch auf Basis des Golf I. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2015. Das aktuelle Modell wird bereits seit 2008 gebaut und basiert noch auf dem Golf VI. Ende 2014 hat VW dem Coupe ein Facelift spendiert. Allerdings fiel dieses eher dezent aus und wird wohl nur Kennern auffallen.
Scirocco. Der Name steht für einen heißen Wüstenwind. Doch wie steht es um den VW Scirocco? Ist er nur ein laues Lüftchen mit sportlicher Verpackung oder hält der flache Wolfsburger, was er von außen verspricht?Unser Testwagen kommt in der Spitzenversion „R“ daher. Zu erkennen ist das Top-Modell vor allem an den „R“- Logos am Kühlergrill und am Kofferraum. Auch die 2-flutige Auspuffanlage am Heck deutet das Potenzial dieses Sportcoupes an. Mir gefällt das Design des Scirocco gut. Es ist einzigartig und versprüht einen sportlichen Touch. Mit diesem Wagen schwimmt man sicher nicht in der breiten Masse mit.Genug zum Äußeren. Einsteigen und Fahren steht auf dem Programm. Unser Testwagen wird vom bestens bekannten 2 Liter TSI Motor, der so auch im Golf R verbaut wird, befeuert Allerdings leistet das Triebwerk im Scirocco „nur“ 280 PS. Als Alternative zum Schaltgetriebe bietet VW ein 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe an. Unser Testwagen wird mit der manuellen 6-Gang Handschaltung in Fahrt gebracht. Gleich beim Starten des Motors wird klar: Hier wird Leistung geliefert! Los geht´s . Die analogen Instrumente auf dem Armaturenbrett unterstreichen den sportlichen Anspruch und geben Auskunft über Öl-Temperatur und Turbo-Ladedruck.Da kommt Rennwagen-Feeling auf. Diese Anzeigen sind gleichsam eine Reminiszenz an die Anfänge des Sciroccos in den 70er Jahren. Damals war es total „in“, solche Instrumente nachträglich im Auto zu verbauen. Die Öl-Temperaturanzeige zeigt 90° Celsius und die Landstraße nähert sich. Schnell den 2. Gang eingelegen. Jetzt zeigt unser Scirocco, wie viel Puste er hat! Vehement schiebt der 350 Newtonmeter leistende 4 Zylinder an. Doch der Temporausch muss schnell wieder beendet werden. Schließlich erreicht der Scirocco bereits nach 5,5 (!!!) Sekunden Tempo 100.Einziger Makel: Den Scirocco gibt es leider nur mit Front-Antrieb. Bei derartiger Leistung wäre ein Allradantrieb eine traktionsfördernde Investition. Nichts desto trotz zieht das 2+2 -sitzige Coupe souverän durch die Kurven und inszeniert ein tolles Fahrerlebnis. Die Geräuschkulisse im Innenraum überrascht. Bei ruhiger Gangart ist es innen angenehm leise. Lediglich das Brummeln der Auspuffanlage ist zu hören. Legt man es aber darauf an, erlebt man im Scirocco eine wahre Sound-Symphonie. Gerade im unteren Drehzahlbereich begeisterte der Scirocco mit einem dezenten Blubbern. Und das bei nur 4 Zylindern. Hut ab!
Sportlichkeit schön und gut. Aber wie sieht es mit der Alltagstauglichkeit aus? Schließlich bewegen wir hier einen Volkswagen. Durch die außergewöhnliche Form des Sciroccos, der im Gegensatz zu den meisten Coupés keine abfallende Dachlinie besitzt, finden auch im Fond zwei Passagiere akzeptable Platzverhältnisse vor. Der Kofferraum ist zwar nicht der Größte, doch auch er ist für solch ein Auto wirklich akzeptabel. Zudem gibt es die Möglichkeit, die beiden Einzel-Rücksitze umzulegen. So hat man auch mal die Möglichkeit, größere Stücke zu transportieren.Wäre da noch der Verbrauch. Während unserer Testfahrt ergab sich ein Durchschnittsverbrauch von 10,8 Litern. Wenn jedoch die 280 Pferde voll ausgereizt werden, steigt der Verbrauch deutlich in Richtung 13 Liter. Diese Verbrauchswerte sind für einen so leistungsstarkes Sportcoupé aber akzeptabel. Weniger geht zwar immer, aber wer hinter einem „R“ – Modell einen knausrigen Spritsparer erwartet, hat definitiv etwas falsch verstanden.
Die im Scirocco verbauten Materialien sind VW-typisch gut verarbeitet. Sein Lenkrad fühlt sich griffig, die Sitze geben guten Seitenhalt und bieten zugleich Komfort. Auch nach mehrstündiger Testfahrt meldete sich mein Rücken kein einziges Mal! Einziger Wermutstropfen im Innenraum: VW hat beim Facelift leider nicht das neue Discover-Pro-Navigationssystem verbaut. Hier findet man noch das aus dem Golf 6 bekannte RNS510 Navigationssystem, das seinen Dienst zwar solide verichtet, aber ich hätte hier einfach die neue Generation erwartet.
Fazit:
Vor allem für junge und sportlich ambitionierte Fahrer ist der Scirocco R das passende Auto. Es verbindet sportliches Fahrverhalten mit einem hohen Nutzwert. Wer einen Anschaffungspreis von mindestens 36.825 Euro und einen Spritverbrauch oberhalb der 10-Liter-Marke verkraften kann, der findet mit dem Scirocco einen guten Alltagsbegleiter, dessen Design man nicht an jeder Straßenecke sieht.
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