Renault Twingo Electric „Life“- Hübscher Kleinstwagen nun auch mit reinem E-Antrieb
Mit dem rein elektrisch angetriebenen ZOE war Renault in Europa ein Vorreiter der Elektromobilität. Umso überraschender finden wir es, dass sich der französische Hersteller so lange Zeit gelassen hat, eine Fahrzeug-Klasse tiefer auf Strom zu setzen. Denn seit 2014 ist die 3. Generation des Twingo, der zusammen mit dem Smart ForFour entwickelt worden ist und in Slowenien gebaut wird, bereits auf dem Markt. Während Daimler beim Smart bereits seit 2 Jahren ausschließlich auf den E-Antrieb setzt, wird es den Twingo weiterhin auch mit Benzin-Verbrenner-Motoren geben.
Der – geförderte – Preis ist heiß
Wir haben den schön gezeichneten Kleinwagen bereits in seiner Basis-Ausstattung „Life“ unter die Lupe genommen. Aktuell kann der Twingo Electric ausschließlich in der „Vibe“-Version bestellt werden, er kostet ab 24.165 Euro. Wohl erst in den kommenden Monaten werden auch die anderen Ausstattungs-Varianten bestellbar sein. Also wundert Euch nicht, wenn Ihr den „Life“ noch nicht im Konfigurator findet. Auch seine Preise sind noch nicht fix verkündet, wir gehen aber fundiert von einem Listenpreis knapp unter 21.000 Euro aus.
Wenn man davon die Förderbeträge in Höhe von 10.000 Euro abzieht, resultiert ein Preis von nur 11.000 Euro. Damit liegt der wuselige Franzose im Bereich von Kleinstwagen mit Verbrenner. Dazu kommt, dass man ihn an Supermarkt-Lade-Stationen kostenfrei betanken kann. Und auch die KFZ-Steuer fällt bei reinen Stromern nicht an. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass auch die Inspektionskosten geringer ausfallen, geht an diesem Stromer kaum mehr ein Weg vorbei, wenn man einen Wagen für die Stadt bzw. für die kurze Strecke sucht. Als direkte Wettbewerber sehen wir die Konzern-Geschwister VW up!, Skoda Citigo und Seat Mii, die aktuell jedoch mit langen Lieferzeiten behaftet sind. Preislich sind sie ähnlich positioniert.
Außen und Innen französischer Schick
Die Wendigkeit des Twingo ist sein großes Plus. Mit seinem Wendekreis von nur 8,60 Meter kann man auf der kleinsten Fläche Kreise ungehindert drehen. Wieselflink huscht er um die Ecken. Das geht zudem so leicht, weil man nicht schalten muss, das im Preis beinhaltete Reduktionsgetriebe übernimmt diese Arbeit tadellos. Wenn man seinen Wählhebel nach links drückt, lassen sich 3 Rekuperationsstufen einstellen.
In der stärksten Stufe 3 kann ein vorausschauender Fahrer in vielen Fällen auf die eigentliche Bremse verzichten, denn hier „bremst“ das System und speichert die dabei gewonnene Energie im Akku. Schnell hat man sich an diese ökologisch sinnvolle Art des Fahrens gewöhnt.
Ausgesprochen leicht zu fahren
Der 3,60 Meter lange und 1,65 Meter breite Twingo bringt trotz Akku (165 Kilo) etwa 1.100 Kilogramm auf die Waage. Das ist nicht viel für ein Auto mit E-Antrieb. 81 PS bzw. 60 kW und 160 Newtonmeter Drehmoment stellt der E-Motor bereit. Dabei verbraucht er nach WLTP etwa 16 kWh. Im Eco-Modus schafft man auch 14 kWh. Der Antrieb ist übrigens an der Hinterachse montiert, wo er die Räder antriebt. Der Akku-Satz (21,4 kWH) ist unter Fahrer- und Beifahrersitz montiert, so geht kein Nutzraum verloren. An der Haushaltssteckdose kann der Akku in etwa 13 Stunden geladen werden.
Eine 11-kW-Wallbox (Typ 2 Stecker) packt den Vorgang in 2:10 Stunden. An einer 22-kW-Wallbox ist das in nur eine Stunde möglich (80%). Eine 11-kW-Wallbox packt den Vorgang in 2:10 Stunden. Anders formuliert: 80 Kilometer Reichweite können hier in 30 Minuten, als während eines üblichen Einkaufs „getankt“ werden. Eine Schnelllade-Funktion gibt es aktuell nicht. In flotten 12,6 Sekunden erreicht der Twingo Electric aus dem Stand Tempo 100.
Bei 135 Stundenkilometern ist Schluß mit lustig. Aber dieser Wert ist in unseren Augen sekundär, weil der Twingo Electric ja im Regelbetriebe nicht für die lange Strecke konzipiert ist. Seine Reichweite liegt realistisch betrachtet im Bereich von 160 bis 190 Kilometern. Wenn man im Eco-Modus sehr zurückhaltend mit dem „Gas“-Pedal umgeht, können bis zu 250 Kilometer daraus werden.
Fazit
Der hübsch gezeichnete Renault Twingo Electric ist bestens geeignet als Stadtauto für die Familie oder auch für Lieferbetriebe. 4 Plätze und 4 Türen stehen bereit. Hinten ist naturgemäß nich all zu viel Platz. Zwischen 240 und 980 Liter (bei umgeklappten Rücksitzlehnen) Gepäckraumvolumen sind für so ein kleines Auto beachtlich. Der kleine Franzose fährt sich kinderleicht. Habe lange kein Auto mehr bewegt, das sich so angenehm fahren lässt. Der tiefe Schwerpunkt (durch die im Boden verbauten Akkus) tut dem Fahrverhalten der gut abgestimmten Kiste gut.
Seine Lenkung dürfte in unseren Augen etwas direkter sein, aber das fällt kaum ins Gewicht. Die „Life“-Variante aus unserem Test ist die aktuell einfachste Ausstattungslinie, aber für die üblichen Ansprüche an ein Stadtauto ausreichend ausgestattet. Der Innenraum des Twingo gefällt durch eine coole Leichtigkeit.
Übrigens: 8 Jahre Garantie gewährt Renault auf den Akku-Satz, das sollte beruhigen. Wer sich Sorgen macht um die Entwicklung der Gebrauchtwagenpreise eines E-Autos, ist mit einem Leasing-Angebot, an dessen Laufzeitende der Wagen einfach zurück gegeben werden kann, wohl am besten bedient.
Technische Daten:
Renault Twingo Electric „Life“
Länge x Breite x Höhe (m): 3,62 x 1,65 x 1,54
Radstand (m): 2,49
Fremderregter Drehstrom-Synchron-Elektromotor
Leistung: 60 kW / 81 PS
Max. Drehmoment: 160 Nm
Batteriekapazität: 21,4 kWh
Reichweite: bis zu 250 km
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h (abgeregelt)
Stromverbrauch: 14,0 – 16,0 kW/h/100 km
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 12,6 Sek.
Leergewicht: min. 1100 kg
Kofferraumvolumen: 240–980 Liter
Wendekreis: 8,6 m
Wartungsintervalle: 20.000 Kilometer oder einmal im Jahr
Garantie: Zwei Jahre / lebenslange Mobilitätsgarantie
Basispreis: ca 21 000 Euro ( vor Abzug der Fördermittel)
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Dr. Friedbert Weizenecker
Dr. Friedbert Weizenecker - Seit mehr als 15 Jahren schreibe ich Auto-Themen für mehrere Zeitungen. Vor meiner Zeit als Auto-Journalist habe ich wirtschaftswissenschaftliche Features für ein Wirtschaftsmagazin und für Zeitungen verfasst. Als Volkswirt, Betriebswirt und Soziologe versuche ich auch ökonomische und gesellschaftliche Aspekte einfließen zu lassen. Autos sind meine Leidenschaft.
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Für einen Zweitwagen viel zu viel Reichweite. Gibt es ein Modell mit 50 km Reichweite und 220-V-/50-Hz-Ladeelektronik oder Photovoltaik-Adapter ?
Sehr geehrter Herr Dipl.-Ing. Dr. Anton Gsandtner, sowas gibt es leider noch nicht. Ich denke aber das wäre ein Markt mit einer 48 V Batterie 16 s LiFePo4 Zellen (LFP), für Stadtfahrzeuge. Eine 48 V Batterie lässt sich sehr einfach DIREKT mit PV Strom (MPP Laderegler) aufladen. Sowas ist sogar „schwarzstartfähig“ Da gibt es auch keine Hochvolt Komponenten. LFP Zellen sind such vollkommen unbrennbar. Toll auch für off grid Insellösungen.
Die durchschnittliche Fahrleistung beträgt 35 km in Österreich 39 km in Deutschland, meinen letzten Wissensstand zu folge.
p.s. ansonsten können sie JEDES Fahrzeug an 230V/50Hz sehr gut aufladen. Eine Steckdose, die 16A verträgt, ist dazu völlig ausreichend. Damit bekommen sie die durchschnittliche tägliche Fahrleistung in unter 2 Stunden in das Auto.