Merkel verabschiedet sich vom Eine-Million-Ziel für Elektroautos

Kanzlerin Angela Merkel gibt ihr Ziel auf, bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland zugelassen zu sehen. Trotz der nachgeschobenen Prämie von bis zu 4000 Euro läuft der Verkauf immer noch extrem schleppend. Auf einem Arbeitnehmerkongress der Unionsfraktion räumte Merkel am Montag deswegen ein: „So wie es im Augenblick aussieht, werden wir dieses Ziel nicht erreichen.“ Damit hat sie Protest in ihrer Koalition und bei der Opposition ausgelöst.

Im internationalen Vergleich steht Deutschland zwar bei den Technologien an der Spitze, ist aber bei einem Marktanteil von 0,7 Prozent Elektro-Autos weit davon entfernt, sich nach Stückzahlen zu einem Leitmarkt für die E-Mobilität zu entwickeln. Nach Angaben des Branchenverbands Verband der Automobilindustrie (VDA) sind derzeit insgesamt rund 65 000 Hybrid- und reine Elektroautos in Deutschland unterwegs. Der VDA hielt das ursprüngliche Ziel der Kanzlerin von einer Million E-Autos in 2020 nie für realistisch, reagiert aber jetzt auf das Eingeständnis der Kanzlerin diplomatisch: „Die Bundeskanzlerin hat Recht, dass nach heutiger Lage das Eine-Million-Ziel außer Reichweite scheint“. Das Ziel werde dann aber „wenige Jahre später“ sicher erreicht.

Zur Stützung seiner These bringt der Verband die Aussagen wichtiger Mitglieder ins Spiel, die davon ausgehen, dass 2025 jedes fünfte oder jedes vierte in Deutschland verkaufte Auto entweder eines mit Hybrid-Antrieb oder ein Elektroauto sein werde, das seine Energie aus einer Batterie, vielleicht sogar aus einer Brennstoffzelle beziehen werde. Vor diesem Hintergrund hatte VDA-Präsident Matthias Wissmann kürzlich erklärt: „Der Umstieg auf die Elektromobilität ist in vollem Gange. Dabei geht es in erster Linie nicht nur um die Zukunft der Automobilindustrie – sondern auch um eine strategische Weichenstellung für den Technologie- und Industriestandort Deutschland“.

Die beiden SPD-Ministerinnen Brigitte Zypries für Wirtschaft und Barbara Hendricks für Umwelt äußerten sich verärgert. Merkel solle das Ziele nicht aufgeben, sondern überlegen, wie Deutschland zum Leitmarkt werden könne. Anton Hofreiter, Fraktionschef für die Grünen im Bundestag, nannte den schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine miserabel ausgestaltete Kaufprämie für Elektroautos als Gründe für das Scheitern. Auch er sieht den wichtigsten Industriesektor Deutschlands gefährdet. ampnet