Fahrbericht: Mini im Cooper D zum ersten Mal mit neuem DSG (Doppelkupplungsgetriebe)
Endlich verbauen die Briten mit den deutschen Eigentümern in ihren Cooper D ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG oder englisch DCT abgekürzt). Das neue DSG zählt einen Gang mehr als die bisher angebotene Wandlerautomatik. Wie die Kombination aus Mini Fünftürer, Dieselantrieb und DSG in unserem Schnee-Test schaltet und waltet, lesen Sie hier.
Technisch State of the Art hin, Zeitgeist her. Ich gebe zu, und breche hier mit meiner im idealen Fall neutralen Position als Auto-Journalist, ich bin Mini-Fan und Mini-Fahrer. Und ja, ich liebe die Vorzüge einer Automatik. Mein Mini wird von ihr angetrieben. Noch besser gefällt mir aber die ruckelfreie Beschleunigung des modernen DSG. Was also tun? Den neuen Mini kaufen? Zuerst wird es das Getriebe im Diesel geben. Doch kann und darf man heute noch Diesel fahren, ohne dass der Nachbar beim Gießen seiner Gartenzwerge mit dem nackten Finger auf mich zeigt? Schließlich hat er vom Diesel-Skandal in den Tagesthemen gehört.
Es gibt im Leben einige ganz grundsätzliche Fragen: Kaffee oder Tee? Birnen- oder Apfelarsch. Fleisch oder Vegan? Handschalter oder Automatikgetriebe? Wandler oder DSG? Die Schaltdynamik, Effizienz und Sportlichkeit eines DSGs ist der des Wandlers in meinen Augen überlegen. Und da man sich bei BMW nun auch beim X1 für ein DSG entschieden hat, griffen die Mini-Macher ihre Chance am Schopfe und bauten ein Sieben-Gang-DSG in ihren Cooper D. Weitere Modelle sollen folgen. Diese technische Errungenschaft wird die 6-Gang-Wandlerautomatik ablösen, die seit 2006 grundsolide in 3-, 5-Türer und Cabrio werkelt und stetig verbessert wurde.
Der klassische Mini-Drei-Türer ist für mich der schönste moderne Mini, den es aktuell auf dem Markt gibt. Er ist nicht am praktischsten, er ist nicht am komfortabelsten, aber er ist am echtesten. Je dicker sein Motor, desto mehr vermittelt er das Fahrgefühl eines Go-Karts. Der Cooper D Fünf-Türer leistet, 116 PS, beschleunigt in 9,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und soll kombiniert lediglich vier Liter des energiereichen Safts schlucken. Durch die niedrigere Besteuerung des Diesels an der Tanke ist er zudem günstiger im Unterhalt. Daher bekommt er von mir den dicken Stempel: ökologisch, alltagstauglich und dynamisch – dank seinem Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen. Alle NOx-Hater und Öko-Enthusiasten in sozialen Medien sollen mir bitte eine effizientere Antriebsvariante nennen, bevor sie ihre vom Matcha-Tee (der vermutlich vom anderen Ende der Welt eingeflogen wurde) beflügelten Fantasien absondern.
Genug sinniert, jetzt steigen wird ein. Zunächst näheren wir uns dem Gangwählhebel. Dort wird die gewohnte Kugel durch einen von Chrom geschmückten Kubus ersetzt. Und fühlt sich in meiner Hand – charmant formuliert – gewöhnungsbedürftig an. Ein Spruch, den man als schüchterner Jüngling beim ersten Date tunlichst vermeiden sollte. Beim Mini ist die Arithmetik jedoch eine andere. Auch wenn das Ding im schnieken Interieur ein bisschen die Rolle eines Fremdkörpers oder Reise-Elektro-Rasierers einnimmt.
Wie funktioniert so eine Doppelkupplung eigentlich? Wie der Name schon andeutet, arbeiten hier zwei Teilgetriebe automatisiert zusammen. Das eine ist für die geraden Gänge 2, 4 und 6 zuständig. Das andere dirigiert die ungeraden Stufen 1, 3, 5, 7 und den Rückwärtsgang. Bei normalem Antrieb ist jeweils nur eine Seite offen, während die andere geschlossen bleibt. Nur beim Schalten agieren beide synergetisch miteinander. Die Gänge werden quasi „vorgelegt“. Das macht einen Gangwechsel ohne Zugkraft-Unterbrechung möglich. Ein weiterer Vorteil des neuen Getriebe-Systems ist die automatische Rückführung des Gangwahl-Hebels in seine Ausgangsposition. Beim Parken muss allerdings weiterhin „P“ gedrückt werden.
Das sanfte Anfahren funktioniert – genau wie bei der Wandler-Automatik – flüsterleise. Das ist nicht zuletzt im Stopp-and-Go Verkehr sehr komfortabel. Gibt man dem Kleinen allerdings die Sporen, so fühlt sich das DSG an, als wäre man angekommen. Angekommen in der modernen Zeit. Denn auch wenn der Mini Cooper D mit seinen 116 Pferdchen nicht gerade übermotorisiert scheint, beschleunigt ihn das neue Getriebe quasi verzögerungsfrei. Das kommt selbst im normalen Fahrmodus so dynamisch, dass man sich im Sport-Fahrprogramm des Wandlers wähnt. Im eigentlichen Sport-Modus sind die Schaltpunkte deutlich kürzer getaktet und unser Mini hängt noch schärfer am Gas.
Wer gerne selbst die Gewalt über das Schalt-Zepter in der Hand behalten möchte, der schiebt den Gangwahl-Hebel nach Links in die manuelle Sport-Gasse. Hier bleibt man Herr über die Schaltvorgänge. Für alle ideologischen Handschaltfans: Besser als die sorgfältig und nahtlos abgestimmte Elektronik werden Sie kaum schalten. In Verbindung dem straffen Fahrwerk und der sehr direkten Lenkung führt das selbst im Schnee bei leicht ausscherendem Heck zu Sportwagen ähnlichem Fahrvergnügen. Trotz Frontantrieb kann man das auch bei widrigen Bedingungen durch Hilfe von ESP, das die Quertriebe immer wieder sauber einfängt, mit den Worten maximales „Go-Kart-Feeling“ bei solider Anti-Stempel-Traktion beschreiben.
Der ökologische „Green-Mode“ ist nun so spritsparend, dass vom Mini-Fahren kein Eisbär mehr gefährdet wird. In Verbindung mit dem DSG kann der Cooper D jetzt sogar Segeln. Nimmt man den Fuß vom Gaspedal, wird der Antrieb abgekoppelt, und ganz ohne Drehzahl gefahren. Unterstützung findet der Pilot dabei von einem kleinen Hellseher-Helferlein. Vorausgesetzt er stattet seinen Briten mit dem adaptiven Abstandsregeltempomat, Verkehrszeichenerkennung und Spurhalteassistenten aus. Dann speist das System mit den gewonnenen Daten von Live-Navigation und der Kamera eine Anzeige, die dem Fahrer beim Auffahren auf eine Ampel, Kreuzung oder ein anderes Auto die frühzeitige Wegnahme des Gases vorschlägt. Ein System das beispielsweise auch im neuen Audi A8 Anwendung findet. Das führt bei unserer Testfahrt zu einem gemessenen Verbrauch von 4,7 Litern, bei nicht gerade feinmotorischer Fahrweise.
Fazit
Ich bin so überzeugt vom neuen Getriebe, dass mein vier Jahre alter Wandler-Mini vielleicht bald gegen einen Neuen mit DSG ersetzt wird. Preise für das neue Getriebe nennt Mini noch nicht. Geneigte Kunden müssen allerdings – wie bei der „alten“ Automatik – mit einer Aufzahlung von rund 2.000 Euro rechnen. Gespannt dürfen Fans der Marke übrigens jetzt schon auf das Facelift des Drei-Türers sein. Es kommt nächstes Jahr mit überarbeitetem Logo und einigen Neuerungen auf den Markt. Auf diese Innovationen möchte ich genauso wenig verzichten, wie auf das neue DSG. Zwar durfte ich schon einen Blick auf den neuen Mini werfen, darf aber leider noch nicht verraten, was es neues geben wird. Was ist sagen darf: In den kommenden Jahren wird es auch einen E-Mini geben.
Foto-Quelle: Vielen Dank an den Fotografen und Filmproduzent Günter Schmied @https://www.guenterschmied.com
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Jan Weizenecker
Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.
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