Im Abarth 124 Spider und 695 Biposto über den Nürburgring

Es ist auch für erfahrene Beobachter der Automobilen Fankultur immer wieder faszinierend, welche Begeisterung manche Marke oder manches Modell hervorruft. Und wahre Fans wollen sich bekanntlich mit Gleichgesinnten Treffen. So gibt es neben dem internationalen Mini-Meeting, das Golf GTI Treffen am Wörtersee auch VW-Bulli-Treffen auf der ganzen Welt. Events, die tausende von Enthusiasten in ihren Bann ziehen. Auch Abarth ist eine kleine, aber feine Marke mit langer Tradition, die einen beachtlichen Fan-Stamm hat. So wollen wir heute über den Abarth Day 2016 berichten, zu dem sich die Freunde der Marke am Nürburgring versammeln.

Wir nehmen bei dieser Gelegenheit den neuen Abarth 124 Spider und den Abarth 695 Biposto auf der Grand Prix Strecke des Nürburgrings unter die Lupe. Am 29. Oktober fand der Abarth Day 2016 erstmals gleichzeitig auf vier Rennstrecken statt. An diesem Tag trafen sich Besitzer von Abarth Fahrzeugen und Fans der Marke auf dem Nürburgring, dem Circuito Tazio Nuvolari im italienischen Cervesina, in Silverstone in Großbritannien und im nordspanischen Navarra. Hier konnten Abarth-Besitzer an der Abarth School of Racing teilnehmen oder sich beim Beschleunigungsrennen über die klassische Viertel-Meilen-Distanz messen. Zum Abschluss gab es eine Parade mit vielen neuen und alten Abarth-Modellen auf den Rundkursen. Dabei nahmen die rund 50.000 Mitglieder starken Abarth Markenclubs, die unter der Gemeinschaft „The Scorpionship“ vereinigt sind, sowie Abarth Fans ohne eigenes Fahrzeug mit dem Skorpion-Logo auf der Motorhaube teil.
der-AutotesterBei dieser Gelegenheit haben wir den Abarth 695 über die Grandprix-Strecke des Nürburgring gejagt. Die italienischen Ingenieure verabreichtem dem kleinen Rennauto mit Straßenzulassung kraftvolle 190 PS. Der 1,4-Liter-Turbo, beschleunigt die Rennsemmel auf bis zu 230 Stundenkilometer. In nur 5,9 Sekunden knackt sie die Tempo-100-Marke. Dazu wurde der stärkste Serien-Abarth aller Zeiten auf Leichtbau getrimmt. Er wiegt nur knapp 1.000 Kilo. Der Basispreis für den Rennzwerg liegt bei stolzen 39.990 Euro. Mit weiteren Ausstattungsoptionen aufgepeppt, kommt er leicht auf 60.000 Euro.der-AutotesterEin Preis, der zunächst überteuert erscheint. Doch bedenkt man, dass der zwei-sitzige Rennzwerg viele Details aus dem Rennsport, inklusive Kohlefaser-Schalensitzen mit Hosenträgergurten und – statt Rücksitzen – einen stabilisierenden Käfig besitzt, so scheint der Preis schon weniger vermessen. Außerdem wird nicht nur im Innenraum jedes unnötige Kilogramm Gewicht eingespart. Auch die Karosserie wurde auf die erhöhten Ansprüche getrimmt. So sind Stoßfänger und Diffusor teilweise aus Kohlefaser gefertigt. Ein Heckspoiler sorgt neben der Kotflügelverbreiterung, ausgedehnten Seitenschwellern, 18 Zöllern mit Schnellverschlüssen und einem Fahrwerk mit vollverstellbaren Federbeinen für die perfekte Straßenlage – trotz Fronttrieb.

Für bestmögliche Verzögerungswerte ist im Sondermodell eine Brembo-Sportbremsanlage mit 305er-Scheiben und Vierkolbenzangen zuständig. Der brachiale Sound röhrt aus einer Sportgasanlage mit zwei mächtigen Endrohren. Auf der Strecke werfen wir die Gänge in das „Dog-Box“ genannte (optionales) Klauenschaltgetriebe. Der Ritt auf der Nordschleife macht in der kleinen Rennkugel dabei so viel Spaß, dass wir uns nicht nur aufgrund der klebrigen Straßenlage in einem echten Rennauto wähnen. Auch der Beschleunigungsdruck und die Sound-Kulisse aus den Endrohren bereiten neben der überharten Straßenlage ein beinahe abartiges Ferrari-Feeling. Und verglichen mit Scuderianischer Preispolitik ist der Abarth 695 Biposto beinahe ein Schnäppchen und bei weitem mehr als nur ein gepimpter Fiat 500.
der-AutotesterDen Kontrast dazu bietet der heckgetriebene Abarth 124 Spider. Auch schwingen wir hurtig auf der Strecke. Der 1,4-Liter-Turbo-Motor im neuen Italiener mit den japanischen Wurzeln bringt es auf 170 PS und stellt maximal 250 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Auch der 124 Spider bringt es auf eine Top-Speed von 230 Stundenkilometern. In 6,8 Sekunden erreicht er Tempo 100. Dabei klingt der Abarth 124 Spider schon im Stand vielversprechend. Optisch lassen das Cabrio breitere Schürzen, 17 Zoll Schlappen und typische Abarth-Dekors ziemlich böse aussehen. Der zeitgemäße Abarth wird von einem Klappenauspuff mit 4 Endrohren und mehrfarbiger Außenlackierung abgerundet. Eine optische Reminiszenz an vergangene Rallye-Siege.

der-AutotesterDer 1.060 Kilogramm leichte MX-5 Bruder wird mit Bilstein-Dämpfern und Brembo Bremsen ausgestattet. Sie sorgen für die stabile Straßenlage und überzeugende Bremswerte. Doch genug der Technik, jetzt werden sämtliche technische Helferlein ausgeschaltet und gefahren. Das heckgetriebene Ungeheuer lässt sich dabei so berechenbar um die Kurven zirkeln, das selbst unerfahrene Fahrer via Gaspedal das Querfahren leicht gemacht wird. Die kurzen Schaltwege des manuellen 6-Ganggetriebes kommen ähnlich gut, wie das automatische „Sequenziale Sportivo“-Getriebe.

Abschließend konstatieren wir, dass Abarth auch aus diesem Fiat ein rennstreckentaugliche Heckschleuder gezaubert hat, die nicht nur aufgrund des tiefen Schwerpunktes und des brüllenden Sounds ein echter Sportler geworden ist, ohne dabei die Alltagstauglichkeit komplett aus den Augen zu verlieren. Der Abarth 124 Spider ist seit September erhältlich. Mindestens 40.000 Euro wollen für ihn investiert sein. Inbegriffen darin sind auch alle Assistenten für eine sichere Fahrt auf der Straße. Zudem Cruise Control, MP3-Player und Klima-Anlage.img_1242Fazit:

Der Abarth 695 Biposto und der Abarth 124 Spider kosten etwa gleich viel und sind mit einer vergleichbaren Horde an Pferdchen ausgestattet. Trotz des Frontantriebes ist der zweisitzige 695 nicht nur wegen des besseren Leistungsgewichts und dynamischeren Beschleunigungswerten der bedingungslosere Sportwagen, der sich ob seiner Härte jedoch kaum für den Alltag eignet. Wer gerne sportlich Cabrio fährt und das Untersteuern eines Hecktrieblers genauso liebt, wie das entspannte Cruisen mit schönem Sound im Every-Day-Life, der wird sich eher für den Abarth 124 Spider entscheiden. Was auch immer Sie tun, Sie dürfen sicher sein, dass Sie einer weltweiten durch den Skorpion gestochenen und infizierten Fangemeinde angehören, die ihre Autos hegen, pflegen, bekleben, zeigen und zu recht abart(h)ig zu schätzen wissen …

 

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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