Nachdem Porsche kürzlich den Cayenne renoviert hat, stellte Volkswagen vor Kurzem in München den Konzernbruder Touareg (hier im R-Line Kleid) nach einer Frischzellenkur vor.

Auf Tuchfühlung mit dem neuen Touareg

Im August hat schon der Vorverkauf des neuen VW Touaregs gestartet. An einem erfolgreichen Modell sollte man wenig Grundlegendes ändern. Deshalb haben die Wolfsburger nur Nuancen korrigiert. Facelifting könnte man das nennen. VW nennt ihn. „Die neue Generation Touareg“. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Der neue Touareg wartet mit verbesserten Motoren, neuen Technologien und verschärfter Optik auf Kunden. Und er besitzt dabei eine höhere Geländetauglichkeit als sein Zuffenhausener Bruder aus dem VW Tochterunternehmen.

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Beeindruckende Erscheinung

Auge in Auge mit dem Koloss. Außen fällt sofort auf. Front und Heckpartie sind neu designt. Vorne markant: Die nun serienmäßigen und neu konzipierten größeren Bi-Xenonscheinwerfer mit LED Tagfahrlicht und Kurvenlicht. Sie gehen fließend in den neu gestalteten mächtig wirkenden Chrom-Kühlergrill über. Er setzt sich nun aus 4, statt bisher 2, Chromlamellen zusammen. Auch schönere Augen geben dem neuen Gesicht mehr Charisma. Der neue Frontstossfänger verleiht eine weitere Steigerung an optischer Breite. Zusammen ist das der wohl auffallendste Unterschied zur letztmals 2010 veränderten Touareg Generation. Im Heckbereich profitiert die Optik von den neuen Rückleuchten. Sie sehen jetzt zeitgemäßer aus. Auch der hintere Stossfänger und der Diffusor wurden neu gezeichnet. Insgesamt lassen sich deutliche Analogien zu jüngsten SUV-Design-Studien erkennen. Um die Optik des Wolfsburgers von Werk aus zu pimpen, ist das 1.200 Euro teure Exterieur-Paket „Chrom & Style“ beinahe unumgänglich. In dieser Version ziert den Riesen im unteren Bereich eine umlaufende Chromleiste. Will man dem Geländekönig allerdings die optisch prollige Krönung a la Adoptivprinz von Anhalt verpassen, lässt man die hinteren Scheiben abdunkeln. Und bestellt zusätzlich zum Chrompaket das besonders sportliche Exterieurpaket R-Line. Das beinhaltet 19-Zoll-Felgen, fettere Stossfänger, schwarz glänzende Lufteinlässe mit extra Chromleisten, Schwellerverbreiterung, einen schwarz lackierten Diffusor, verchromte Endrohre, und den Dachkantenspoiler. Das sieht dann schon eindrucksvoll aus. Kostet aber auch je nach Motor 2.590 – 3.820 Euro.

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Im Innenraum lässt es sich nicht nur aufgrund der komfortablen Platzverhältnisse aushalten. Stolz ist man bei den Wolfsburger Designschmieden unter anderem auf die touareg-typischen Aluminiumschalter. Sie sind neu designt und wirken optisch wie aus einem Metallblock gefräst. Auch die weiße Beleuchtung sämtlicher Schalter und Regler löst das alte, etwas verstaubte Rotlichtmilieu ab. Das sind zwar kleine Änderungen, aber sie haben einen größeren Effekt aufs Wohlbefinden im hellen Innenraum. A propos: Wer es hell mag, sollte auf keinen Fall aufs 1.530 Euro teure Panorama-Glas-Schiebe-Dach verzichten. Wer mehr auf Eleganz statt auf Sportlichkeit Wert legt, hat bei den „VW Exklusiv“ Ausstattungsfeatures edle Individualisierungenmöglichkeiten. Aber Achtung! Das Auto wird so zwar immer schöner, aber der Geldbeutel schnell leerer.

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Was nun sicher viele interessiert ist: Wie fährt sich das neue Volkstraumschiff? Klar einen Monster-Truck zu manövrieren erfordert aufgrund der Ausmaße Konzentration. Das weiterentwickelte Fahrwerk bietet merklich mehr mehr Federungskomfort. Überraschend hierbei ist, dass die weichere Abstimmung kaum auf Kosten des Handlings geht. Das Lenkverhalten ist sehr agil. Für sein hohes Gewicht schneidet der neue Touareg selbst scharfe Kurven ähnlich präzise, wie ein heißes Messer Butter. Okay, ein schweres heißes Messer. Aber Messer ist Messer. Optional ist natürlich wieder die Luftfederung, die sich auch beim alten Modell hoher Beliebtheit erfreute. Mit ihr kann im Gelände die Bodenfreiheit auf bis zu 300 mm erhöht werden. Wer wirklich ins Gelände will, sollte mit dem „Terrain-Tech“ Untersetzungsgetriebe liebäugeln. Es ist optional mit sperrbarem Zentraldifferential und Reduktionsgetriebe erhältlich. Der Touareg kann Gelände und Autobahn. Die Karosserie des luftgefederten Touaregs senkt sich auf der Autobahn, ab Geschwindigkeiten von 140 km/h, automatisch ab. Das führt durch geringeren Luftwiderstand zu geringerem Verbrauch, reduzierten Windgeräuschen und eben besserer Strassenhaftung. Die serienmäßige 8-Gang-Automatik schaltet gewohnt gelassen und ruckelfrei. Der permanente Allradantrieb sorgt selbst bei herbstlich rutschigen Straßen für stabilen Halt. Der Touareg mit V6 TDI Motor kann Segeln. Das war bisher nur beim Hybrid möglich und funktioniert so: Sobald der Fahrer vom Gas geht werden Motor und Getriebe getrennt. Der neue 262 PS starke Diesel kann indes nicht nur Segeln. Alleine aufgrund der Leistungsdaten wird klar: Wir haben es mit einem brachialen Motorboot zu tun. Beim Kick-Down des Gaspedals wird man in die breiten Sitze gedrückt, bekommt ein ebenso breites Grinsen aufs Gesicht gepresst und ist in 7,3 Sekunden auf 100. Der Spaß endet dann spätestens bei Tempo 225.

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Verbrauchsreduzierte Antriebe

Motoren: Angeboten wird der Touareg zur Markteinführung mit zwei 6-Zylinder und einem 8-Zylinder Dieselmotor. Außerdem gibt es eine Hybridversion. Das Dieselangebot hat dann ein Leistungsspektrum von 150 kW/ 204 PS und 279 kW/ 380 PS. Auch zwei V6 (204 und 262 PS) sowie V8 Benziner (340 Ps) stehen zum Marktstart zur Verfügung. Außerdem ist auch hier ein Hybridsystem bestellbar mit 380 PS TSI plus Elektromotor.

Fazit

Ob nun Facelift oder neue Generation. Namen sind Schall und Rauch. Hausnummern. Hat mein alter Chemielehrer immer gesagt. Was er damit meinte weiß ich bis heute nicht. Klar ist mir nur, der neue Touareg ist ne echte Hausnummer. Und im Gegensatz zu vielen anderen großen Autos mit Geländewagen-Image, aber eher sparsamer Geländetauglichkeit, kann sein Fahrer mit ihm auch ins Grobe. Würde der Touareg beim SUV-Klassentreffen in der Disziplin Geländetauglichkeit auf den Bundesjugendspielen sicher eine Ehrenurkunde bekommen. Mindestens. Und dabei hat sich das neue Modell auch in Punkto Komfort verbessert. War früher Luftfederung Pflicht, kann man das neue Modell bedenkenlos mit der Serienfederung ordern. Nur in puncto Preispolitik geht die ursprüngliche Idee eines Volkswagen etwas flöten. Der Einstiegspreisen des neuen Touaregs ist zwar mit 52.125 Euro akzeptabel, weil die Serienausstattung gewachsen ist. So sind die Bi-Xenonscheinwerfer, Multikollisionsbremse zur Vermeidung von Folgeunfällen nun im Grundpreis enthalten. Ordert man allerdings den größeren V6 Diesel und die nötigen Sonderausstattungen und Ahnnehmlichkeiten, so bringt man den Touareg spielend leicht auf über 80.000 Euro. Und hier wartet dann nicht nur die Zuffenhausener Konkurrenz, von der man sich in Wolfsburg eigentlich fern halten will. Denn der Respekt ist mindestens so groß wie meine noch Anhaltende Chemielehrer-Angst.

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