Auch Renault erkennt die Zeichen der Zeit und setzt mit dem Captur auf ein kompaktes SUV. In diesem Segment gibt es tatsächlich noch hohe Wachstumsraten. Daher basteln wohl die meisten Hersteller hier weiter konsequent an neuen Modellen. Doch ist dieser Renault tatsächlich ein SUV? Oder eher ein etwas höher gelegter Kompakter? Oder doch ein Mini-Van? Oder ein Crossover? Ich denke, seine Karosserie ist einzigartig und lässt sich nur schwer in eine bekannte Form drängen. Am ehesten treffen die Attribute des Captur wohl auf die Definition eines Crossover zu. Sei’s drum.

Die etwas andere Optik

Der Renault Captur lächelt uns wie ein verwaister Hund an, der aus dem Tierheim gerettet werden will. Ist uns also auf Anhieb sympathisch. Wohl ein wesentlicher Faktor für seinen Erfolg. Sein Design ist unaufdringlich freundlich. Dabei trifft er sicher nicht jedermanns Geschmack, aber genau das zeichnet ihn in Verbindung mit sehenswerten Details aus. Die Linienführung des rund 4 Meter langen Kompakten ist kaum zu vergleichen mit der anderer „aufgeblähter Kleinwagen“. Die zweifarbige Kontrastlackierung für Dach und Spiegelblenden ist zwar nicht neu, aber in Kombination mit den polarisierenden Farb-Variationen gelungen. Der Captur ist optisch ein unkonventioneller gegen-den-Mainstream-Schwimmer.

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Auch Innen praktisch anders

Der Innenraum des Captur wurde zwar schlicht und aufgeräumt gestaltet. Das Armaturenbrett ist jedoch, außer im Clio, so kein zweites Mal zu finden. Warum? Hier zwei Beispiele. Ein 11 Liter großes Schub-Staufach ersetzt das Handschuhfach. Die Sitzbezüge sind abnehm- und waschbar. Beide Merkmale werden Familien lieben. Was weniger geliebt wird ist der relativ hohe Hartplastikanteil und die eher geringe Qualitätsanmutung des Innenraums. Glanzapplikationen am Lenkrad, verchromte Einstiegsleisten oder Innenraumblenden in verschiedensten Farben können dieses kleine Manko ein Stück weit ausgleichen. Die waschbaren Sitzbezüge kosten allerdings 400 Euro extra.

Hoher Nutzwert

Der Captur bietet im Klassenvergleich ausreichend Platz. Selbst hinten kann man als Großgewachsener bequem sitzen ohne den Kopf einziehen zu müssen. Und auch im flexiblen Stauraum sind kaum Kompromisse von Nöten. Durch die verstellbare Rücksitzbank kann das Kofferraumvolumen von 377 auf 455 Liter erhöht werden. Klappt man die hintere Sitzbank ganz um, erhält man 1.235 Liter Stauraum. Sehr praktisch!

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Kein Sportler

So schön und sportlich dieser Renault daher kommt, in Fahrt legt er so manche Schwäche offen und hält nicht ganz, was das dynamische Design verspricht. Neben der erhöhten Sitzposition bietet er zudem kaum geländegängigen Mehrwert. Einen optionalen Allradantrieb bietet die Preisliste nicht. Für die meisten Käufer wohl kein Hinderungsgrund. Zwar schluckt die Federung harte Schlaglöcher mit Bravour, das geht aber auf Kosten der Lenkpräzision und der Straßenlage. Die Karosserie lehnt sich in schneller angefahrenen Kurven sanft nach außen. Soll heißen, die Federung wurde eher klassisch-französisch weich ausgelegt.

Der getestete 4-Zylinder-Diesel ist kein dynamisches Triebwerk. Zwar hat der Captur nominell 90 PS (66kW), doch trotz des vergleichsweise geringen Gesamtgewichts von 1.245 kg braucht er damit 13,1 Sekunden von 0 auf 100. Im Stadtverkehr passt das. Hier lässt sich der 4-Türer unaufgeregt fahren. Das manuelle 5-Gang Getriebe macht durch seine Leichtgängigkeit Freude. Die Stadt ist fühlbar das Lieblingsrevier des Captur. Trotzdem ist dieser Renault ein alltagstaugliches Auto für Paare und kleine Familien mit hohem Nutzwert. Die etwas höhere Sitzposition ist angenehm und gibt gute Übersicht. Auf der Autobahn stören Windgeräusche das gelassene Ambiente. Die Höchstgeschwindigkeit des Captur mit Dieselantrieb liegt bei 171 Stundenkilometern. Im deutschen Autobahn-Alltag ist das wohl völlig ausreichend. Für alle Fans der Otto-Motoren bietet Renault einen 3-Zylinder Benziner mit 90 PS (66 kW), sowie ein 4-Zylinder Benziner der 120 PS (88 kW) leistet.

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Fazit

Eines ist der Captur sicher nicht: langweilig. Zwar offenbart er kleine Schwächen, aber er ist ein optisch einzigartiges und durchdachtes Kompaktmobil mit hohem Nutzwert für die Stadt, das auch mal für längere Strecken taugt. Ab 17.290 kann man ihn als 90-PS Diesel in der niedrigsten Ausstattungsvariante „Expression“ bekommen. Wer allerdings auf Extras wie Klimaautomatik, Navigationssystem, Freisprecheinrichtung und abnehmbaren Sitzbezügen Wert legt, wird kaum unter 20.000 Euro dabei sei.