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Camping hat längst kein angestaubtes Image mehr und Caravaning ist voll im Trend. Nah an der Natur, dabei Luxus fast wie Zuhause, und eben doch vogelfrei. Camping-Gene sind in jeder Alters- und Bildungsschicht zu finden. „Es geht um dieses besondere Lebensgefühl“, betont Swen Dluzak. Seit mehr als 20 Jahren hat der selbstständige Design- und Marketingberater Erfahrung in der Branche gesammelt, weiß wovon er spricht. Camping sei eine Branche mit Zukunft und liege im Zeitgeist, ist er sicher. Das haben die Verantwortlichen der Nutzfahrzeuge bei Volkswagen genauso erkannt, analysiert und in Produkte umgesetzt. „Im vergangenen Jahr haben wir 13.000 California verkauft“, sagt Pressesprecher Jens Bobsien. Und für das laufende Jahr peilen die Hannoveraner sogar 17.000 der kompakten VW-Reisemobile an. Erst seit 2005 werden die Calfornia-Modelle mit ihrem gesamten Innenausbau bei Volkswagen selbst produziert. Vor der T5-Baureihe wurde der Innenausbau in Auftragsausfertigung vergeben. Schon mit dem T1-Bus im Jahr 1950 begann auch die Geschichte des California. Seither haben sich Hobbybastler, aber auch professionelle Innenausbauer auf der ganzen Welt mit dem Ausbau des berühmten VW-Bus in den unterschiedlichsten Formen beschäftigt. Vom günstigen Selbstausbausatz bis zum luxuriösen Interieur reicht die Palette der Variationen. Die Aus- und Umbauer sind zu einer wichtigen Zielgruppe für Volkswagen geworden.

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Rund 20 Firmen gibt es zwischenzeitlich in Deutschland, die auf Basis der leichten Nutzfahrzeuge von Volkswagen einbauen, was und wie immer der Camper es sich wünscht. Die Bandbreite reicht dabei von Aus- und Umbauten des T6 Transporters und des Caddys bis hin zu Aufsetzkabinen für den Pick-up Amarok. Volkswagen hat die große Schar nun in Dreieich nahe Frankfurt versammelt.

„In der Szene herrscht ein freundschaftlicher Umgang, es gibt viele dicke Freundschaften untereinander“, sagt Markus Liebenau von Spacecamper. Schmutzigen Konkurrenzkampf kenne man nicht. Die Darmstädter Firma gehört zu den größeren Anbietern der Szene. Rund 40 Mitarbeiter produzieren 120 bis 140 Mobile pro Jahr – Alltagstauglichkeit stehe dabei im Vordergrund. 60 bis 70 Prozent der Kunden seien Freunde. Überwiegend sportbegeisterte Menschen mit denen man gemeinsam die gewünschten Lösungen entwickle. Voller Begeisterung zeigt Liebenau die neu entwickelte Rückbank, die nur einen Bruchteil des Originals im T6 wiege und in Sekunden zu einem Bett um – oder wahlweise auch in einer Minute ganz ausgebaut werden könne. Und während er mit wenigen Handgriffen die Schwenkküche aus dem T6 herausnimmt und neben sich auf dem Wiesenboden gleiten lässt, verrät er, dass die Darmstädter Firma jüngst für den TV-Wettermann Sven Plöger einen Spacecamper hergestellt habe. Ben, einer der beiden Firmeninhaber, lebe sogar in einem Spacecamper, um die clevere Ideen besser entwickeln und selbst ausprobieren zu können. Da ist beispielsweise eine Duschkabine, die unter der geöffneten Heckklappe durch ein ausfaltbares Zelt entsteht, inklusive Warmwasseranlage oder die Klapptoilette in der Schiebetür. Was man für einen Spacecamper in etwa investieren müsste? „Genau wie beim California zwischen 60 und 70.000 Euro“, so Liebenau.

Die Vielfalt der Branche ist kaum überschaubar. Ausbauer wie Reimo, Fischer, Campmobil Schwerin und Multicamper sind Vorort um zu zeigen, was sie drauf haben. So auch Jürgen Günther von Polyroof.

Das Unternehmen aus Göttingen stattet VW-Busse mit Hochdächern aus. „Wir ergänzen und vervollständigen, machen aber nichts kaputt“, erklärt er ansonsten. Die Fahrzeuge bleiben in der Regel so, wie sie ab Werk geliefert werden. Polyroof-Kunden legen Wert auf ein wetterfestes Dach. Da, wo es ihnen gefällt, stehenbleiben zu können, ohne entdeckt zu werden. Das feste Dach vermittle zudem das Gefühl von etwas mehr Sicherheit.

Wer mit einen Campingausbau von Campmobil Schwerin liebäugelt, sollte Zeit mitbringen. Mit einem Jahr Wartezeit müssen Kunden nämlich auf den Ausbau des pfiffigen und doch soliden Freizeitfahrzeugs rechnen. Die beiden Brüder Wolfram und Andreas Höhne kommen eigentlich aus dem Segelsport und haben 1995 begonnen, VW-Busse umzubauen. Kaum zu glauben, dass man hier „nur“ in einem T6 steht. Die Küchenteile werden im Heck über die Ecke auf einem Zwischenboden installiert, dieser Kniff lässt den Innenraum größer wirken. Neben der Heckküche ist das aufklappbare Flachdach über dem Fond charakteristisch für die Umbauten der Firma aus dem Osten Deutschlands. Für den Komplettausbau inklusive Aufstelldach und 1,40-Meter-Bett muss man mindestens 52.590 Euro berappen.

Wer zu Martin Hemp kommt, sucht kein normales Reisemobil. Der Geschäftsführer von Terracamper hat sich auf fernreisetaugliche Camper spezialisiert. Das besondere dabei ist die modulare Bauweise der Einrichtung, die viel Platz zum Leben lässt und im Alltag – jenseits der Fernreise – wenig Kompromisse erfordert. In seiner Manufaktur in Hagen werden die Möbelsysteme aus leichtem Aluminium gefertigt. Die gesamte Technik inklusive Elektroinstallationen und Wassertanks ist in platzsparenden Seitenteilen untergebracht. Dazu kommt ein Alu-Schienenboden, mit dem Einzelsitze, Tisch und Möbelmodule inklusive Kühlbox, Zwei-Flamm-Spitiruskocher und Spülbecken schnell und flexibel angeordnet werden können.

Aufbauer wie Woelcke oder Kabinenhersteller wie GEHOcab, die Wohncontainer passgenau für den Pick-up Amarok anbieten, zeigen wie sich die VW Nutzfahrzeuge zu tollen Freizeitfahrzeugen verwandeln lassen.

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Das Bedürfnis nach dem einfachen Leben, nach Entschleunigung, ist 67 Jahren nachdem der erste T1 gebaut wurde, aktueller und verbreiteter denn je.

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„Generationsprobleme gibt es hier nicht“, betont Designer Dluzak. Im Gegenteil. Camping werde ständig attraktiver. Camping sei ein Lebensgefühl. Und dass Anna heute liebt, was Oma schon faszinierte, beweisen die steigenden Absatzzahlen des VW-Busses. Branchenkenner sprechen sogar von 20.000 Freizeitfahrzeugen, die jährlich auf der Basis eines VW-Produkts auf die Straße kommen. Schließlich werden nicht alle Camper als KFZ-Reisemobil, sondern als Personenwagen angemeldet. Und Volkswagen Nutzfahrzeuge kann getrost die Aus- und Umbauer fördern, schließlich machen sie einen Teil ihres Kundenstammes aus. Die VW Verantwortlichen wissen, am wertstabilsten sind nach wir vor ihre eigenen Produkte.

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