Die Zukunft des Internets liegt in den Wolken, genauer gesagt im Cloud-Computing. Dieser Begriff steht für die Verknüpfung von zahlreichen Servern zu einem übergeordneten Netzwerk, das eine zentralisierte Datenspeicherung und gleichzeitig den Online-Zugriff von unbegrenzt vielen Nutzern auf eine Vielfalt von ComputerDienstleistungen ermöglicht. Das autonom fahrende Auto, der Straßenverkehr von morgen und auch weite Teile der Industrie sind ohne Cloud-Computing nicht vorstellbar. Wenn Claudia Kleinert von einer Wolke oder Amazon-Chef Jeff Bezos von einer Cloud spricht, dann bedeutet das Wort auf Deutsch oder Englisch das Gleiche. Was beide ausdrücken wollen, ist allerdings völlig unterschiedlich. Die ARD-Wetterfee meint eine Ansammlung von Wasserdampf in der Atmosphäre, der Online-Versandhändler die Bereitstellung umfangreicher Computer-Dienstleistungen via Internet. Ein Service, der Tag für Tag mit rasender Geschwindigkeit an Rang und Größe gewinnt: Cloud Computing. Der Schotte Adam Smith, Gründervater der Wirtschaftswissenschaften, brachte es bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu Papier: 1776 schrieb er in seinem Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen“, dass die vom Volk geleistete Arbeit die Quelle allen Reichtums sei. Wenn die Herstellung für ein Produkt in mehrere Schritte aufgeteilt und es statt von nur einem Arbeiter von mehreren hergestellt würde, nähme die Produktivität und damit der Nutzen der Arbeit insgesamt außerordentlich zu. Cloud Computing funktioniert im weitesten Sinn so ähnlich. Diese Form der elektronischen Datenverarbeitung basiert auf dem Prinzip, einzelne Arbeitsgebiete nicht mehr auf einem Rechner, sondern über das Internet bereit zu stellen. Das reicht von einzelnen Programmen über komplette Software-Pakete bis hin zu riesigem Speicherplatz und gewaltiger Rechenkapazität. Diese Bereiche stehen in einer externen virtuellen Umgebung namens Cloud zur Verfügung. Hier kann jeder Interessent – zumeist gegen Gebühr – exakt auf die Dienste zurückgreifen, die er für seinen jeweiligen Zweck einsetzen will. Wenn er zum Beispiel für eine bestimmte Aufgabe eine große Speicherkapazität benötigt, kann er diese in der Cloud mieten. Das schont den Speicherplatz seines eigenen Rechners, außerdem können sowohl er als auch seine Kollegen von überall her darauf zugreifen. Auf diese Weise können alle mit einer Zugangsberechtigung zu diesem speziellen Bereich der Cloud gleichzeitig und ortsunabhängig daraus Nutzen ziehen oder daran arbeiten. Am Beginn des Cloud Computing stand die Frage, wie Überkapazitäten von Rechenzentren sinnvoll zu nutzen wären. Solche Überkapazitäten hatte AmazonChef Jeff Bezos vor etwa zehn Jahren zu beklagen, als er die Leistung seiner Datenverarbeitung den Bedürfnissen seines Online-Buchversands nach dem Spitzenbedarf während des Weihnachtsgeschäfts ausgerichtet hatte. Das entsprach dem Zehnfachen dessen, was er im Rest des Jahres für das Tagesgeschäft benötigte. Als cleverer Geschäftsmann kam der Unternehmer aus Seattle auf die Idee, Teile seiner Rechnerkapazität zu vermieten. Mit so großem Erfolg, dass sich wenig später Apple, Google und Microsoft mit ähnlichen Angeboten zu Wort meldeten. Inzwischen erleben die Clouds ein rasantes Wachstum. Schätzungen zur Zunahme des cloudbasierten Datenverkehrs gehen davon aus, dass er zu Beginn des kommenden Jahrzehnts bei jährlich 14,5 Zettabyte stehen wird. Eine unvorstellbar große Zahl, denn ein Zettabyte entspricht einer Eins mit 21 Nullen. Jemand hat einmal ausgerechnet, dass die Datenmenge von einem Zettabyte ausreichen würde, das Fünftausendfache aller jemals von Menschen gedruckten Bücher zu digitalisieren. Cloud Computing entwickelt sich also mehr und mehr zur bestimmenden Kraft innerhalb des IT-Wesens. Die wachsende Datenmenge ist dabei der Hauptgrund für das Outsourcing. Für einen gewissen Teil dieser Datenmengen werden der Straßenverkehr und das immer autonomer werdende Auto verantwortlich sein. Eine besondere Rolle spielt daher die Cloud im sogenannten Internet der Dinge (englisch IoT = Internet of Things). IoT will eine Brücke zwischen realer und virtueller Welt schaffen. Wenn zum Beispiel die Standheizung des Autos im Winter per App im Smartphone automatisch eingeschaltet wird, sich die Rollläden an den Fenstern durch Internet-Befehl schließen oder der Kühlschrank beim Discounter via Web Lebensmittel ordert, ist IoT im Spiel. Das Netz weitet sich auf eindeutig identifizierbare intelligente Objekte und Maschinen aus, die selbstständig Informationen untereinander austauschen und mit dem Menschen und anderen Maschinen interagieren können. Dass dabei riesige Datenmengen entstehen und verarbeitet werden, liegt auf der Hand. Derzeit verfolgt die Entwicklung das Ziel, Erkenntnisse aus diesen Datenmengen zu gewinnen, die bei der Nutzung von Verkehrs- und Energiesteuerungssystemen oder Fahrassistenzsystemen anfallen. Schon heute entsprechen moderne Fahrzeuge mit ihrer Vielzahl an Sensoren und Kommunikationsschnittstellen einem Computer auf vier Rädern. Sie bestimmen über GPS ihre Position, können Temperatur- wie Wegstreckendaten sammeln und selbst Längs- und Querbeschleunigung messen sowie beispielsweise Bremsmanöver exakt erfassen. Hinzu kommen Kamera- und Radarsysteme etwa zur Fußgängererkennung oder zum abstandsbasierten, teilautonomen Fahren. Selbst die Lenkung moderner Pkw wird elektrisch angesteuert. Zusätzlich wird 2018 das sogenannte eCall-System EU-weit Pflicht für Neuwagen, mit dem das Fahrzeug jederzeit Informationen über den aktuellen Standort, Telemetriedaten und eventuelle Unfallsituationen per Mobilfunknetz senden kann. All diese Daten können im Interesse der Verkehrssicherheit gebündelt, gesammelt und verarbeitet werden. So sind über Radschlupfwerte Aussagen zum Fahrbahnzustand möglich, die Regensensoren können Aufschluss über Witterungsverhältnisse geben, Fahrzeugkameras das Umfeld abbilden. Diese Daten gelangen in ein zentrales Rechensystem und von dort wiederum in Echtzeit an andere Fahrzeuge. So lässt sich das Unfallrisiko mindern – der plötzliche Stau hinter einer Kuppe oder die in einer Kurve spiegelglatte Straße werden automatisch an alle in der Cloud vernetzten Fahrzeuge weitergeleitet, der Fahrer rechtzeitig gewarnt und nötigenfalls die Sicherheitssysteme im Pkw auf den Fall der Fälle vorbereitet. Weitere Einsatzmöglichkeiten des Cloud Computing auf dem Feld der Mobilität liegen zum Beispiel in der Logistik, der Navigation oder der Analyse technischer Fehlfunktionen. Doch das macht nur einen Teil der Cloud-Nutzung aus. Schon heute verlegen Unternehmen viele Daten ihrer Entwicklungs- und Testumgebungen in die Wolke. Universitäten nutzen die Cloud zum wissenschaftlichen Austausch der Forschung auf allen Gebieten – ob Medizin, Chemie, Physik und auch Meteorologie. Mit immer mehr Daten und immer größeren Super-Computern erzielen Meteorologen immer bessere Wettervorhersagen. So wird die Cloud demnächst auch helfen, dass die Vorhersagen von Claudia Kleinert noch exakter werden. ampnet