Formel E erreicht Berlin – Rennsport ohne Lärm und Benzingeruch

Normalerweise sind Rennstrecken weit abgelegen um die Anwohner nicht zu belästigen. Nicht so bei der Formel E, die wegen ihrer elektrischen Antriebe deutlich leiser ist. Statt lautem Knallen nur ein Surren. Damit können die Rennen zentral in Großstädten ausgetragen werden. Die Formel E möchte jüngere Rennsport-Fans und Familien ansprechen.

Erst seit September 2014 wird die Formel E ausgetragen. Die Meisterschaft mit rein elektrisch betriebenen Formelwagen startete am Samstag erstmals in Berlin am alten Flughafen Tempelhof. Training, Qualifying und das Rennen finden an einem einzigen Tag statt.

Die Reichweite der Fahrzeuge genügt nicht für das etwa einstündige Rennen. Aufgrund der tiefen Integration der 200 Kilo schweren Batterie in die Autos kommt nur ein Fahrzeugwechsel in Frage. So muss jeder Fahrer in der Hälfte des Rennens einen Boxenstopp einlegen, bei dem er in einen vollgeladenen Formelwagen umsteigt.

Während des Qualifyings stellen die Batterien maximal 272 PS Leistung zur Verfügung, im Rennen wird auf 201 PS gedrosselt. Das Gesamtgewicht eines Formel-E-Fahrzeugs liegt bei etwa 800 Kilo – inklusive Fahrer. Die Boliden in der Formel 1 wiegen rund 100 Kilo weniger. Durch den günstigen Drehmomentverlauf von Elektromotoren wird dennoch eine Beschleunigung von 0 auf 100 in drei Sekunden erreicht. Das ist nur eine halbe Sekunde langsamer, als die Benziner der Formel 1. Die Höchstgeschwindigkeit der Formel E Renner hat die FIA derzeit auf 225 Stundenkilometer begrenzt.

Aktuell ist die Technik aller Fahrzeuge identisch. Ab der zweiten Saison wird es erlaubt sein, individuell weiterentwickelte Motoren, Inverter, Getriebe und Kühlsysteme einzusetzen. Es wird erwartet, dass die Teams ab der dritten Saison auch an den Batterien arbeiten dürfen. Sowohl die Motorleistung als auch die Batteriekapazität soll in den nächsten Jahren nach und nach gesteigert werden.

Der bekannteste deutsche Fahrer ist sicherlich Nick Heidfeld. Auch Daniel Abt, Sohn von Rennstallbesitzer Hans-Jürgen Abt, ist als Pilot mit dabei. Ein spektakulärer Unfall im ersten Rennen in Peking zeigte, wie sicher die Fahrzeuge sind. Als Nick Heidfeld in der letzten Kurve überholen wollte, wurde er von Nicolas Prost abgedrängt. Der Wagen überschlug sich mehrfach. Entsetzte Stille. Doch zur allgemeinen Erleichterung stieg Heidfeld unverletzt aus dem Fahrzeug und rannte verärgert auf Prost zu.

Die Strecke in Berlin wurde auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof aufgebaut. Der zwischen 1936 und 1941 errichtete Flughafen liegt nur 5 Kilometer vom Brandenburger Tor entfernt. Der Kurs besteht aus 17 Kurven und hat eine Länge von knapp 2,5 Kilometer.

Beim Rennen startete der deutsche Daniel Abt zwar auf Platz 5, aber bereits nach wenigen Metern verbremste und drehte er sich. Durch den Kontrollverlust war er plötzlich Letzter. Innerhalb von nur 9 Runden konnte sein Teamkollege Lucas di Grassi einen deutlichen Vorsprung von über 12 Sekunden gegenüber dem Zweitplatzierten aufbauen. Nick Heidfeld, der für den Rennstall Venturi fährt, konnte sich während des Rennens auf den dritten Platz vorarbeiten.

Spannend ist es, den jeweils aktuellen Batteriestand der Fahrzeuge zu verfolgen. Dieser wird prozentual auf einer großen Leinwand angezeigt. In der „Halbzeit“ wechselten die Fahrer dann ihren Wagen. Innerhalb von nur 4 Runden fand der Wechsel für alle statt. Damit war eine Menge Verkehr in der Boxengasse und es ergaben sich zahlreiche Platzwechsel.

Letztlich konnte der Brasilianer Di Grassi auf Abt seine Führung halten und fuhr nach 33 Runden als erster durch das Ziel. Zweiter wurde Jerome d’Ambrosio, Dritter Sébastien Buemi. Das Auto von Di Grassi blieb nach der Zieldurchfahrt stehen und musste zurück zur Boxengasse geschleppt werden. Ob die Batterie wohl leer war?

Stunden nach dem Rennen dann die Überraschung: Di Grassi wurde nachträglich disqualifiziert, weil der Frontflügel seines Fahrzeugs nicht den Regeln der FIA entsprach. Kein guter Tag für das Abt-Team.

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Bastian Meger

Als Wirtschaftsingenieur würde ich mich als Quereinsteiger in Sachen Auto-Journalismus bezeichnen. Durch meine Online-Affinität trage ich zur technischen Umsetzung und zum Marketing des Automagazins bei. Neben kräftigen Motoren und gutem Design faszinieren mich innovative Kommunikations- und Assistenzsysteme.

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