Der neue Skoda Superb – Der Kannibale?

Die 4. Generation des Skoda Superb feiert am 13. Juni ihr Händlerdebut in Deutschland. Das neue Flaggschiff der tschechischen VW-Tochter Skoda möchte mit attraktivem Design, neuer Technik und neuen Motoren überzeugen. Durch den erweiterten Radstand ergibt sich mehr Platz im Fond, so dass sich der Superb selbst für den Chinesischen Markt oder einen deutschen Chauffeur-Service eignet. Inwiefern man damit allerdings den Passat der Konzerntochter VW kannibalisiert, bleibt abzuwarten.

Skoda SuperbFür die Karosserie des neuen Superb hat sich Skoda den VW Konzernbaukasten QB-B entliehen. So wuchs der Radstand des Superb um 80 Zentimeter, seine Breite um 5 Zentimeter. Der Überhang vorne wurde dagegen um etwa 6 Zentimeter verkürzt. Auf diesen neuen Proportionen konnten die Designer eine Optik entwickeln, die im Vergleich zum Vorgänger wirklich anspricht.

Skoda Superb 2015Sie besticht durch eine kraftvolle Front, eine dynamische Seite und einem Hinterteil mit ausgeprägtem Charakter. Das neue Chassis sieht nicht nur gut aus, es ist auch um 13% torsionsfester. Die Karosse besteht zu 26% aus pressgehärteten Bauteilen und zu 20% aus hochfestem Stahl. Das führt in Verbindung mit den effizienteren Motoren dazu, dass Verbrauch und CO2 Emission im Schnitt um 30% gesunken sind und die Fahrleistung um 20% verbessert wurden.

Skoda Super KofferraumAber passt denn die Oma weiterhin in den Kofferraum? Am Stück wohlgemerkt. Zwar ist die Ladekante relativ hoch, aber hat man diese Hürde erstmal überwunden, warten 625 bis 1.760 Liter (bei komplett umgeklappten Rückenlehnen) im Gepäckabteil. Einen doppelten Ladeboden soll es erst beim noch in diesem Jahr erwarteten Superb-Kombi geben. Sei’s drum. Dafür spart man Energie beim Rücksitze umlegen per Knopfdruck. Eine kleine Stufe bleibt allerdings auf der Ladeebene.

Skoda Superb FahrerraumFährt man selbst, so nimmt man gerne auf den gut gepolsterten Sitzen Platz. Sie sind optional genauso beheizbar, wie mit einer Kühlung Ausstatter. Diese Kühlung sagt verschwitzten Manager Hemden künftig den Kampf an. Der Innenraum des Superb besteht aus hochwertigen Materialien mit guter Haptik. Das Interieur vermittelt einen eher sachlich-kühlen, zurückhaltenden Eindruck. Optional prägen LED-Lichtleiter das Ambiente in verschiedenen Farben. Der nun höher gesetzte Infotainment-Touchscreen versperrt trotzdem nicht den Blick auf die Straße. die Rundumsicht im 4,86 Meter langen Schiff erscheint besser. Im Fond beweisen Platz, Materialwahl und die getrennte Klimazonen-Regelung Chauffeur-Limousinen-Niveau. Ob Android- oder Apple Nutzer – für Unterhaltung, Arbeitstauglichkeit und Konnektivität ist auch auf den Rückbänken gesorgt.
Datei 19.05.15 20 13 29Neben einem LTE-Hotspot, gibt es eine Tablet-PC-Halterung. Sie kann an der Rückseite der Vordersitze angebracht werden. Der Superb ist übrigens der erste Skoda, der auf Wunsch mit einer 910 Euro teuren adaptiven Dämpfung orderbar ist. Die „Komfort“ Einstellung schluckt auch kleinste Unebenheiten der Straße weg. Das ist auch hinten deutlich spürbar. Im Sport-Modus wandelt der 1.400 Kilo wiegende Wagen etwas rauer übers Parkett. Die Gasannahme ist direkter, die Lenkung auch und die Dämpfung wirkt härter. Setzt man sich selbst ans Steuer, und die meisten werden selbst fahren, stellt man schnell fest, wie gutmütig der Superb ist. Stets gut berechenbar zieht er unaufgeregt seine Bahnen. Für manche vielleicht etwas zu unaufgeregt. Bei den Motoren bieten die Tschechen 5 Benziner und 3 Dieselmotoren mit eine Leistungstiefe von 120 bis 380 PS an. Alle Motoren sind serienmäßig mit Start-Stop Funktion und Bemsenergie-Rückgewinnung kombiniert. Der 1,4-Liter-TSI-Motor mit 150 PS zeigt sich ein drehfreudig, zugkräftig und dynamisch. In 8,6 Sekunden ist der Superb mit ihm auf Tempo 100. Bei 220 Stundenkilometern ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Durch die Möglichkeit zwei seiner vier Zylinder abzuschalten, erreicht dieser Motor einen Verbrauch von 4,8 Litern auf 100 km Kombinierter Normwert).
Datei 19.05.15 20 07 20Wer mehr Leistung möchte, der wählt den 2,0 TDI mit 190 PS. Er spurtet in 7.7 Sekunden auf Tempo 100. Erst bei 235 km/h tritt der Bleifuss hier ins Leere. Sein Norm-Verbrauch liegt bei 4,5 Litern. Wirklich ratsam ist das Doppelkupplungsgetriebe. Er kostet zwar in Verbindung mit diesem Motor 34.290 Euro, ist in Staus oder im Stadtverkehr allerdings jeden Cent wert.

Neue Assistenzsysteme
Auch bei den Assistenzsystemen hat sich einiges getan. Zwar gibt es kein Head-Up Display, Dafür bietet der Superb ein maskiertes Fernlicht. Damit kann man dauerhaft mit Fernlicht fahren, ohne andere zu blenden. Erstmals an Board ist optional auch ein Toter-Winkel-Assistent. Zu dem auch der Ausparkassistent gehört. Ganz neu ist die adaptive Fahrwerksregelung. Mit ihr ist der Superb auf Knopfdruck normal, sportlich oder komfortabel gefedert. Der Stau-Assistent hilft einem auch in den bösesten Stau-Momenten relaxed zu bleiben.

Mit Schirm Scharm, aber ohne Melone

Ein Regenschirm wartet in Fahrer-, wie Beifahrertür. Und um dem Markenmotto treu zu bleiben ist der Tscheche mit weiteren raffinierten Details bespickt: Eine 230-Volt-Steckdose mit USB-Anschluss, Cargo-Elementen, die durch Klettbänder am Boden des Kofferraums befestigt werden, um kleine Gepäckstücke variabel im Kofferraum zu fixieren. Interessant ist auch ein 5-Punkt Wasserflaschenhalter, dessen Bauform einhändiges Öffnen der Flasche ermöglich. Ich ziehe meinen Hut: Chapeau, für einen solch praktische Helfer.

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Fazit:

Mit einem Preis ab 24.590 Euro (als 1,4 TSI mit 125 PS) ist die 4. Generation des Skoda Flaggschiffs zwar 300 Euro teurer, als sein Vorgänger, preislich aber immer noch ein echter Hit. Das lässt Skodas Markenspruch „simply clever“ in neuem Licht erscheinen. So kann es passieren dass sich der VW-Konzern mit dem Superb ein Schnippchen schlägt. Der ein oder andere Kunde mehr könnte künftig auf den Gedanken kommen, anstatt dem teureren Passat einfach den Superb zu bestellen, und damit der an Branding erkrankten Welt zu zeigen, schaut mal her, ich bin simply cleverer als ihr.

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Jan Weizenecker

Absolvent der Volks- und Betriebswirtschaftslehre der Albert-Ludwigs Universität Freiburg. Mal in kleinerem, mal in weiterem Radius, aber immer mit der nötigen Portion Humor, berichte ich seit 2012 über die Neuerscheinungen der Automobilwelt.

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